Vier fubalysten: Christoph Richter, Alexander Bitzke, József Lévai und Robert Deising. Foto: Gogol

Fußball ist ihr Hobby, ihre Leidenschaft – und ihre Profession. Sechs Absolventen und Studenten der Freien Universität Berlin sowie der Fachhochschule für angewandtes Management (FHAM) Berlin entwickelten eine Online-Videoanalyse für Fußballspiele, die Nachwuchs- und Amateurmannschaften helfen soll, ihre Spiel zu verbessern.

Fubalytics nannten die beiden Gründer Alexander Bitzke und Eugen Funk ihr Portal. Beim Fußballschauen sei die Idee gekommen, erklärt Bitzke. Vom Fernsehen kenne man ja die Analysen, wo den Zuschauern mit Pfeilen und Kreisen erklärt wird, wie das Tor zustande kam oder warum welcher Spieler wo falsch stand. „Wir haben uns gefragt: Was braucht ein Trainer? Und: Warum gibt es so etwas nicht für alle Teams?“ also auch Amateur- und Nachwuchsmannschaften – das war der Beginn von fubalytics, erzählt Bitzke.

Zwei Jahre haben die jungen Männer, Studenten und Absolventen der Studiengänge Sportmanagement und Informatik sowie freiberufliche Programmierer, daran gearbeitet. Mitgeholfen haben auch drei Vereine: Hertha BSC und Energie Cottbus mit ihren Nachwuchsmannschaften sowie Babelsberg 03. Mit den Vereinen habe man sich zusammengesetzt, um zu schauen, was die Trainer benötigen.

Zu bedienen ist das System sehr einfach: Zunächst wird das Video hochgeladen. Das kann von den Trainern während des Spiels oder des Trainings selbst aufgenommen werden, oder man bedient sich der Videoausrüstung von fubalytics. Wie etwa Hertha BSC. Dort sind die Videokameras an den Masten installiert, so dass sie von oben das Spielgeschehen aufnehmen. Der Vorteil: Es ist ständig das ganze Spiel zu sehen, anders als im Fernsehen, wo der Fokus auf dem Mann mit dem Ball liegt. So kann bei der späteren Auswertung beispielsweise das Verhalten der Viererkette analysiert werden, es kann geschaut werden, wie die Spieler die Räume ausnutzten und wie sich das Spiel verlagerte, erklärt Bitzke.

Im Video können einzelne Szenen markiert und Informationen dazu hinterlegt werden, so dass sie einzeln jederzeit abrufbar sind. In der Online-Analyse können die Spieler vom Trainer im Spiel hin- und hergeschoben werden, um zu verdeutlichen, wo sie gestanden haben und wo sie hätten stehen sollen. Zudem ist zu jedem Spieler eine Statistik hinterlegt.

Jörg Schwanke, U19-Trainer bei Hertha, schätzt unter anderem, dass er mit fubalytics online arbeiten und von überall auf seine Informationen zugreifen kann. „Perfekt ist, dass ich Gruppen ,taggen‘ kann. Damit zeige ich den Jungs, wie eine Viererkette arbeiten muss“, sagt Schwanke. Beim Freundschaftsspiel gegen den dänischen Erstligisten FC Midtjylland spielte auch die Profi-Mannschaft der Hertha kürzlich vor den fubalytics-Kameras.

Auch Energie Cottbus und Babelsberg 03 nutzen das System bereits. Bei anderen Vereinen müssen die fubalisten noch mehr oder weniger Überzeugungsarbeit leisten. Ziel sind vor allem Vereine, die bereits ihre Spiele aufzeichnen und offen sind für Veränderungen.

Im kommenden Jahr gibt es dann sogar noch mehr Potenzial, denn dann wollen Bitzke und seine Mitstreiter die Online-Videoanalyse auch auf andere Mannschaftssportarten ausweiten. Zudem sollen Trainer auch auf mobilen Geräten arbeiten können, erzählt Bitzke.

Unterstützt wird das Start-up vom Gründerzentrum der FU, profund. Das stellte Räume, Know how und Kontakte zur Verfügung.

(go)