Die Kinder schauten sich interessiert ihre Ausstellung an. Foto: Gogol

Die Kinder schauten sich interessiert ihre Ausstellung an. Foto: Gogol

Die Perspektive wechseln, einen neuen Blickwinkel einnehmen, um besser zu verstehen – das taten die Schüler der Klasse 6a der Grundschule am Stadtpark Steglitz. In einem gemeinsamen Fotoprojekt mit der Willkommensklasse nährten sie sich dem Thema Flucht und den Schicksalen ihrer Mitschüler. Am Donnerstag wurde die öffentliche Ausstellung eröffnet.

Die Bilder erzählen die Geschichte von Flucht und Ankommen. Nachgestellt und fotografisch festgehalten haben die Schüler, wie sich die Flüchtlinge verstecken, ihre Verzweiflung, die Angst und den Hunger, die Schleuser, die sie über die Grenze bringe, aber auch das neue Leben in Deutschland, wo sie sich mit Ämtern auseinandersetzen gleichzeitig aber auch eine neue Kultur, ein anderes Leben kennenlernen müssen.

In Bildern hielten die Schüler Flüchtlingsschicksale fest. Foto: Gogol

In Bildern hielten die Schüler Flüchtlingsschicksale fest. Foto: Gogol

Die Idee zu dem Projekt hatte die Fotokünstlerin Anna Stolmár. Als sie im November 2015 nach dreijährigem Aufenthalt in Tansania zurückkehrte nach Deutschland, waren die Zeitungen voll von Berichten über Flüchtlinge, erinnert sie sich. Sie kommt selbst aus einer Flüchtlingsfamilie, weiß um die Schwierigkeiten, in einem fremden Land anzukommen. Dass sie sich für ihr Projekt die Grundschule am Stadtpark Steglitz ausgesucht hat, dafür ist ihr Schulleiter Matthias Meyer dankbar. „Kaum etwas bewegt uns derzeit so wie die Situation derer, die aus ihrer Heimat fliehen mussten und bei uns Schutz suchen“, sagte er zur Eröffnung. Ihre Perspektive einzunehmen sei Grundlage für das Verstehen. Im Verständnis für einander sieht Stolmár die Grundlage für ein friedliches (Zusammen-)Leben.

Vier intensive Monate hat Stolmár an der Schule mit dem Projekt verbracht, in denen es hitzige Diskussionen gab, aber auch lustige Momente und „schwierige deutsche Wörter, die in der Willkommensklasse außer mir niemand verstanden hat“. Vier Monate, in denen  sich die Kinder mit Fotografie beschäftigten, überlegten, wie ausdrucksstarke Bilder entstehen, welche Motive zusammenpassen.

„Wir haben versucht, uns in die Lage der Flüchtlinge zu versetzen“, berichtet Sarah aus der Klasse 6a. „Wir haben die Perspektive gewechselt, eine Perspektive, die auch meine Eltern hatten“, ergänzt die Zwölfjährige, deren Eltern vor vielen Jahren nach Deutschland kamen. „Wir haben miterlebt, was die Flüchtlinge durchgemacht haben“, sagt ihre Mitschülerin Maya. Und sie haben gelernt, mit der Kamera umzugehen, berichten sie.

In einer Vitrine sind Collagen zu sehen. SDo hielten die Schüler ihre Lebenswelt fest. Foto: Gogol

In einer Vitrine sind Collagen zu sehen. So hielten die Schüler ihre Lebenswelt fest. Foto: Gogol

Doch nicht nur das Schicksal und das Leben der Flüchtlingskinder ist Teil der Ausstellung. In einer Vitrine haben die Schüler der 6a in Collagen ihre Lebenswelt festgehalten. Maya hat das mit Smileys gemacht, weil sie die gut findet. Ergänzt wird die Ausstellung durch Fragebögen, mit denen sich alle Kinder auf die Suche nach dem gemeinsamen Glück begeben.

(go)