Voila: Monsieur Jourdain hat ein neues Gewandt - das beim Publikum für Lacher sorgte.Foto: DERDEHMEL/Urbschat

Moliere ist Dieter Hallervordens Lieblingsautor, daraus machte der Hausherr des Schlosspark Theaters im Vorfeld der Premiere „Der Bürger als Edelmann“ keinen Hehl. Die Leidenschaft merkte man dem 79 -Jährigen am Sonnabend auch an, als er auf der Bühne den reichen, ehrgeizigen und etwas tumben Bürger Jourdain gab. Dem reicht es nicht, nur wohlhabend zu sein, er will mehr, er will den Aufstieg in den Adelsstand. Und so engagiert er Tanz-, Musik- und Fechtlehrer und sogar einen Philosophen, um sich in den adligen Disziplinen ausbilden zu lassen. Mit dem Hinweis, das mache/trage/denke man in Adelskreisen, ziehen sie ihm das Geld nur so aus der Tasche. Auch weitere „gute Freunde“, die den naiven Kaufmann ausnehmen, lassen nicht lang aus sich warten. So der Graf Dorante, der sich als „bester Freund“ produziert, aber doch nur das Geld Jourdains will, um seine eigenen Ziele – die Marquise Dorimène – zu verfolgen.

Das hält die resolute Madame Jourdain (Dagmar Biener mit herrlich „Berliner Schnauze“) nicht aus, die vergeblich versucht, ihren Mann die Augen zu öffnen und von seinem Adelstick zu kurieren. Dem fällt auch Tochter Lucille zum Opfer. Ihr Geliebter Clèonte ist nicht adlig – weshalb Jourdain ihm die Hand seiner Tochter verwehrt.

Dieter Hallervorden hat sich anscheinend seine gesamte Karriere auf diese Rolle vorbereitet. Immer wieder lugt „Didi“ hinter der Maske – oder besser der weißen Schminke – Jourdains hervor. Er fügt Wortungeheuer mühelos aneinander, verhaspelt sich bei Fremdworten, stolpert und hüpft über die Bühne. Für sein Spiel erntet Hallervorden zahlreiche Lacher und abschließend lauten Applaus. Vor allem in den Mammamouchi-Szenen, in denen sich Clèonte als Großtürke ausgibt, um doch noch die Hand Lucilles zu gewinnen, bleibt kein Auge trocken, wenn dort im schrägen Fantasie-Türkisch parliert und sogar gerappt wird – vielleicht nicht unbedingt „politisch korrekt“ dafür aber höchst amüsant und unterhaltend.

Regisseurrrr Folke Braband straffte und peppte Molieres Komödie von 1670 ein wenig auf, allerdings droht das Stück auch so manches Mal zu sehr in den Ulk abzudriften.

Die heimlichen Stars des Abends sind die farbenprächtigen Kostüme inklusive wallender Haarpracht und Schönheitsfleck, die den Theaterabend auch optisch zu einem Leckerbissen machten.

Die anderen insgesamt zwölf Rollen werden von sieben Schauspielern gegeben, darunter Philipp Sonntag, Harald Effenberg und Oliver Nitzsche, die ja fast schon zum Inventar des Schlosspark Theaters gehören und ihre Rollen mit ebenso viel Liebe auf die Bühne bringen wie der Hausherr selbst.

Fazit: Wer einmal zwei Stunden durchlachen möchte und auch vor Klamauk nicht zurück schreckt, für den ist die Inszenierung ein Muss.

(go)