Farbinstensiv und voller Bewegung sind die Bilder der Malerin Christine Streuli. Foto: Hans Georg Kaul (Christine Streuli, Frank, 2012, Courtesy: Kunstsammlung der Stadt Zürich)

 

Oranamentale und grafische Elemente, satte Farben, Geometrien, Muster – die Bilder der Schweizer Malerin Christine Streuli haben etwas Rauschhaftes. Durch ihre pophafte Farbigkeit und Bewegung nehmen sie den Besucher sofort gefangen, fordern seine Sehgewohnheiten heraus. Davon können sich ab Freitag, 4. Oktober, auch die Besucher des Hauses am Waldsee in Zehlendorf überzeugen, in der Ausstellung „Nonstoppainting“.

Der 1975 in der Schweiz geborenen Streuli geht es in ihrem Werk um das Verführen. Sie übernimmt dabei Strategien aktueller und historischer  Medien, verdichtet und übersteigert sie zu einem raumgreifenden Überangebot,  das vollkommen neue visuelle Erfahrungen bereit hält.

Streulis Werke speisen sich aus der vorhandenen Bildwelt des Internets, der Werbung, sie generiert sie aus Textildrucken und aus historischen Bildquellen, wie den Stillleben des Malers Sebastian Stosskopf, der Anfang des 17. Jahrhunderts Erfolge feierte. Sie greift aber auch auf Vorlagebücher mit Ornamentstichen oder Scherenschnitten zurück, die bis in die Renaissance zurückreichen.

Obwohl Streulis Arbeiten sehr malerisch wirken,  greift die Künstlerin kaum zum Pinsel. Eher bildet sie Pinselspuren ab. Sie arbeitet mit schablonierten Papierfragmenten, Punktrastern, Flächen und Umrisslinien, die sie durch Abklatschen, Ausschneiden und andere Druckverfahren als Collagen im großen Format aufbaut. Die Bilder erreichen ihre hohe visuelle Dichte durch Schichten, Staffeln und Verschränken. Dadurch entstehen Bilder mit einem hohen optischen Sättigungsgrad.

Durch Zitate, Wiederholungen und Spiegelungen belebt die Künstlerin ihre ebenso spontan wirkenden wie sorgfältig durchdachten Bildpartituren. Sie  folgt stets dem Gedanken des Sowohl-Als-Auch und arbeitet zugleich in die
Fläche wie in der Tiefe. Es gelingt ihr, heftig bewegte Elemente mit  grafisch durchstrukturierten Zitaten so in Beziehung zu setzen, dass mit  jedem neuen Werk der Eindruck umfassender Simultanität entsteht. Streulis  Gemälde können daher auch als Aussagen über unsere globale Informationsgesellschaft gelesen werden, die in ihrer grenzenlosen
Verfügbarkeit des Gleichzeitigen jeden Einzelnen täglich herausfordert.

Die Ausstellung „Nonstoppainting“ wird am Donnerstag, 3. Oktober, um 19.30 Uhr im Haus am Waldesee, Argentinische Allee 30, eröffnet. Ab 21 Uhr spielen die Scopitones. Anschließend ist die Schau bis 5. Januar 2014 zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet sieben, ermäßigt fünf Euro.

(sn)