Die Erde zu retten ist nicht gerade eine einfache Aufgabe, das mussten die Schüler der 6a der evangelischen Schule Lichtenberg am Dienstag feststellen. Selbst wenn alle Beteiligten an einem Tisch sitzen, ist es hart, einen Kompromiss zu finden. „Wir verhandeln über das Netz des Lebens“ heißt das Planspiel, das die Freie Universität im Rahmen ihrer SchülerUni „Nachhaltigkeit + Klimaschutz“ anbietet. Für die gab es jetzt eine Auszeichnung der Vereinten Nationen als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt.

Mit der Auszeichnung wird das bildungs- und klimaschutzpolitische Engagement des Forschungszentrums für Umweltpolitik (FFU) der FU gewürdigt. „In der SchülerUni werden die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz erlebnisorientiert vermittelt“, erläutert Arved Fuchs, Polarforscher und UN-Dekade-Botschafter die Entscheidung.

In verschiedenen Workshops setzen sich Schüler der 5. und 6. Klassen mit den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz auf verschiedenen Ebenen auseinander. Konsum und Lebensstil, Bauen und Wohnen, Fortbewegung und Essen sind genauso Themen wie erneuerbare Energien und biologische Vielfalt. Mit letztem befasst sich das Planspiel.

Die Schüler schlüpfen dabei in verschiedene Rollen – die eines Politikers, eines Unternehmers in der Papierindustrie, eines Tieres oder eines Verbrauchers. Sie sammeln Argumente und treffen dann bei einer Konferenz aufeinander. „Sie lernen, wie schwierig es ist, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen“, erklärt Projektleiterin Karola Braun-Wanke. Die Diskussion werde in Zusammenhang mit dem Thema Papier geführt, erklärt sie, weil Schüler und Lehrer täglich damit zu tun haben und weil die Papierindustrie einer der größten Waldzerstörer sei. Dieser Praxisbezug war eines der Kriterien, die dem FFU die Auszeichnung einbrachte, so Heike Müller von der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung (ANU) Brandenburg, die Braun-Wanke stellvertretend die Auszeichnung überreichte.

Die Sechstklässler aus Lichtenberg hatten viel Spaß bei ihrem Rollenspiel. „Ich habe gedacht, dass es einfacher wäre, einen Kompromiss zu finden“, erzählt Luzie, die während der Konferenz zur Gruppe der Tiere gehörte. Sie habe sich schließlich mit der Gruppe der grünen Engel und der Naturvölker zusammengetan, um besser die eigene Meinung vertreten zu können. Aber auch die Argumente der Gegenseite seien gut gewesen. Nele ist zufrieden mit dem Kompromiss, dass mehr Recyclingpapier benutzt werden soll. Sie gehörte zur Gruppe der grünen Engel. Die Rolle war ihr zugeteilt worden, und darüber sei sie auch ganz glücklich, sagt sie. Auf der Gegenseite zu argumentieren wäre ihr schwergefallen, denn  bei ihr zu Hause würden Recyclingpapier und Fair-Trade-Produkte gekauft. Diesen Gegenpart musste zum Beispiel Jette als Einwohnerin eines Industrielandes übernehmen. In dieser Rolle verlangte sie blütenweißes Papier. Im richtigen Leben stünde sie aber auf der anderen Seite. Auch bei ihr zu Hause werde recyceltes Papier verwendet, erzählt sie. Und gerade weil sie die andere Seite besser fand, sei es hart gewesen, dagegen zu argumentieren. „Es ist schwer, auch für Politiker, einen Kompromiss zu finden, der alle zufrieden stellt“, ergänzte Lea.

An die Schüler der 5. und 6. Klassen wende sich die SchülerUni, weil sie festgestellt habe, dass es dort ein großes Wissensdefizit gebe, so Braun-Wanke. Doch es sei wichtig, dass Kinder sich schon frühzeitig mit den Folgen des Klimawandels beschäftige, dass sie Lösungen finden und sie nicht ohnmächtig vor dieser Herausforderung stehen, findet die Projektleiterin. Sie hatte auch 2005 die Idee zur SchülerUni. Sie habe den Ansatz der Kinderuni aufgegriffen und weiterentwickelt. 2005 fand das Pilotprojekt statt, mittlerweile ist es die siebte SchülerUni. Die Nachfrage sei groß, nicht nur im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. In diesem Jahr werden vom 17. bis 21. September 53 Veranstaltungen angeboten, Workshops, Vorlesungen, Experimente und Exkursionen.

Karola Braun-Wanke freutich über die Auszeichnung. Sie sei eine Anerkennung für gute Arbeit, eine Art Qualitätssiegel und ein Zeichen, dass das Engagement wahrgenommen werde. Ein Geldpreis ist mit der Auszeichnung nicht verbunden.

(go)