Der Andrang an den Tischen der Verlage war groß. Fotos: Gogol

Über mangelndes Interesse konnte sich am Sonnabend wohl keiner der 22 Verlage beschweren, die sich, eingeladen vom Literarischen Colloquium Berlin (LCB), am Sandwerder 5 präsentierten. An jedem Stand blieben die Besucher stehen, schauten, nahmen sich Kataloge mit und suchten das Gespräch mit den Mitarbeitern und Verlegern. „Das Interesse der Leute ist toll. Die Besucher sind klasse“, freute sich Evelyn Steinthaler vom Milena Verlag. Die Interessen der Besucher am Stand seien vielfältig, vor allem nach dem im Januar verstorbenen Autor Carl Weißner, der von Milena verlegt wurde, wurde viel gefragt, berichtete Steinthaler. Zum zweiten Mal war der Verlag aus Wien bei „Kleine Verlage am Großen Wannsee“ dabei. „Wir sind stolz, dass wir eingeladen wurden“, so Steinthaler, die auch die nette, entspannte Atmosphäre im LCB lobte. „Man fühlt sich willkommen.“

„Es ist toll – eine Lesung mit dem Wannsee zu Füßen“, freute sich Andreas Heidtmann vom Poetenladen. Der Verleger war bereits zum dritten Mal bei dem Fest dabei. Das Publikum bei diesem Fest interessiere sich nicht nur für die großen Verlage, sondern es „weiß, dass es hier etwas Besondere bekommt“, so der Leipziger. Er findet es „fantastisch“, dass der LCB Verlegern und Autoren die Möglichkeit gibt, aus ihren Werken vorzulesen, aber auch mit Lesern, potentiellen Autoren, Kritikern und Kollegen ins Gespräch zu kommen.

Andere Themen zu entdecken, Bücher kennenzulernen, die man so nicht im Laden bekommt, darüber freute sich Ramona Freier. Die „Buchinteressierte“ war nur halb privat da, sie begleitete ihren Sohn Mathias Freier, der als Praktikant beim Mitteldeutschen Verlag dessen Stand betreute. Er, der zum ersten Mal dabei war, hatte sich die Veranstaltung „pompöser“ vorgestellt, konnte der familiären Atmosphäre dann aber doch einiges abgewinnen. Das Publikum sei „sehr redselig“, oft komme es durch die vorgestellten Bücher zu interessanten Gesprächen. Der Andrang sei groß, erzählte Freier, viele Kataloge hatte er schon verteilt und hoffte nun, dass auch einige daraus bestellen werden.

Während im Inneren des LCB die Besucher an den einzelnen Tischen die Verlagsmitarbeiter befragten, lauschten in einem Nebenraum und im Freien vor einer kleinen Bühne die anderen den Lesungen. Ein kleiner Marathon war es. Mal lasen die Autoren selbst, mal die Verleger. Insekten und Pilgerer, Krieg und Krimi – sehr abwechslungsreich fanden dann auch zwei Kreuzberger, die es sich in der Pause auf der Wiese hinter dem Haus gemütlich gemacht hatten das Programm. Besonders gefallen hatte dem jungen Paar bei den Lesungen bis dahin die Lebenserinnerungen des Insektenforschers Fabré. Beide waren zum ersten Mal bei der Veranstaltung. LCB ansehen, alte Verlagskontakte und die Lesungen – diese Kombination hatte sie hergeführt. Hinzu kam vor Ort dann die schöne Umgebung direkt am See.

Nur zum Zuhören war auch Mirjam Wruck nicht gekommen. Nach einem Praktikum war sie dort, um die Verlagslandschaft besser kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Doch sie genoss auch den schönen Nachmittag am See und holt sich bei den Lesungen Inspiration, denn Wruck schreibt auch selbst ein wenig. Gekommen war sie nicht allein. Sie hatte ihre Freundin Wiebke Hummel dabei. Hummel fand es schön, den Lesungen zu lauschen, sich einfach mal etwas vorlesen zu lassen, sich den Stimmen hinzugeben. Dazu der Blick aufs Wasser – das sei so viel entspannter als bei Dussmann nach einem neuen Buch zu suchen.

(go)