Nichts geht mehr im Bachstelzenweg, wenn Eltern ihre Kinder zur Schule bringen. Foto: Gogol

Chaos – kein andrer Begriff beschreibt so gut, die Situation, die morgens kurz vor 8 Uhr im Bachstelzenweg herrscht. Auto um Auto schiebt sich durch die schmale Straße. Wo auch nur der Anschein einer Lücke herrscht – und sei es eine Einfahrt – wird geparkt. Kaum fährt ein Fahrzeug weg, ist ein neues dort. Manch einer wendet noch in dem engen Gedränge. Zwischenzeitlich geht gar nicht mehr.

So sieht es jeden Morgen vor der Erich-Kästner-Schule aus. Für das Chaos verantwortlich sind die Eltern, die ihre Kinder per Auto und anscheinend alle zur gleichen Zeit zur Schule bringen.

Bei einem Vor-Ort-Termin mit Anwohnern und Schulleiter Günter Wagner machte sich der Bezirksverordnete David Eckel (CDU) am Dienstagmorgen selbst ein Bild von den Zuständen. Seine Fraktion hat einen Antrag eingebracht, mit dem geprüft werden soll, ob der Bachstelzenweg von der Königin-Luise-Straße bis zur Bitterstraße sowie der Kuckucksweg als Einbahnstraßen ausgewiesen werden können. Zudem soll die Einrichtung einer Hol- und Bringzone geprüft werden.

Vorschläge, die bei den Anwohnern gut ankommt. Sie erleben seit Jahren das tägliche Chaos vor der Haustür. Vor allem seit die Schule zur Ganztagsschule wurde, habe der Verkehr extrem zugenommen. Über den ganzen Tag verteile sich seitdem der Hol- und Bringverkehr. Besonders schlimm sei es an Tagen mit schlechtem Wetter. „Wenn es ein bisschen dunkel ist, ist hier die Hölle los“, berichtet Brigitte Uhl. Sie wohnt nur wenige Meter vom Schuleingang entfernt. Ihr Terminkalender wird von dem Verkehr vor ihrer Haustür bestimmt. Verabredungen morgens vermeidet sie, „denn dann komme ich nicht aus meiner Garage heraus“, sagt sie. Das kennen auch andere Anwohner, deren Einfahrten morgens regelmäßig zugeparkt werden. Auch zu schnell wird oft gefahren, berichten die Anwohner.

„Es muss etwas passieren“, findet auch Brigitte Vinck. Täglich würde die Straße blockiert, als Anwohner komme man nicht durch. „Ich kriege so die Wut“, sagt sie. Deshalb unterstützt auch sie die Ausweisung als Einbahnstraße.

Verständnis für das Verhalten der Eltern gibt es kaum. Viele der oft älteren Anwohner hatten einst selbst Kinder auf der Schule. Auf die Idee, sie mit dem Auto vorbeizufahren, sei keiner gekommen. Es gehe ihnen nicht darum der Schule oder sogar den Kindern Vorwürfe zu machen, sondern um eine Änderung der Verkehrsbelastung, betonen die Anwohner.

Die Verkehrssituation vor seiner Schule sei Symptom eines gesellschaftliches Problems, findet Schulleiter Wagner. Jeder schaue nur auf sich selbst, das erlebe auch in anderen Bereichen des schulischen Lebens, Gemeinschaft gebe es nur selten.

Die Schule bemühe sich redlich, das ihrige zu tun, um das Verkehrsaufkommen zu reduzieren, sagt Wagner. Immer wieder werde in der Gesamtelternkonferenz über das Problem geredet, in seinen Reden zur Einschulung weise er als erstes auf die Verkehrsicherheit hin, betont Wagner. Doch die Appelle fruchten nicht. Anträge bei der Verkehrslenkung Berlin, den Bachstelzenweg als Einbahnstraße auszuweisen und die Tempo-30-Zone zu verlängern, seien dort auf taube Ohren gestoßen, berichtet der Schulleiter.

Er selbst komme schon um Viertel nach sieben zur Schule, um sich selbst zu entlasten, wie er sagt. Das empfiehlt Wagner auch den Eltern, um so den Verkehr zu entzerren – bisher vergebens.

Nach dem, was Eckel an diesem Morgen gesehen hat, ist er noch mehr von seinem Antrag überzeugt. „Die Zustände hier sind eine Katastrophe. Es ist dringend notwendig, dass hier Regelungen geschaffen werden“, sagt er. Und zwar gemeinsam mit den Anwohnern. Eckel kündigte deshalb an, dass es eine Bürgerbefragung geben soll. „Oberste Priorität hat die Verkehrssicherheit.“

(go)