„Der Jugendhilfeausschuss ist kein Gremium, dem ich vertraue“ – harte Worte, vor allem wenn sie von der Leiterin des Jugendamtes kommen. Zu wenig Fachlichkeit und Interesse warf Doris Lehmann am Mittwochabend vor allem den politischen Vertretern im Gremium vor und fragte rhetorisch „Wozu brauche ich sie“. Was nach einer Generalabrechnung in der letzten Ausschusssitzung vor der Wahl klang, nahmen die Ausschussmitglieder aber anscheinend dankbar auf – als Hilfestellung für die nächste Legislatur. Am Ende gab es sogar Applaus.

Angefangen hatte alles eher ruhig. Nur wenige Anregungen gab es unter dem Tagesordnungspunkt „Vorbereitung der ersten Jugendhilfeausschusssitzung der V. Wahlperiode“, bis sich Oliver Rolle (CDU) zu Wort meldete, eigentlich um die eher schleppenden Diskussion zu beenden. Zuvor war es darum gegangen, das Jugendamt besser in der Erfüllung seiner Aufgaben zu unterstützen. Doch das müsse vom Amt auch angenommen werden, so Rolle. Doch dieses Gefühl habe er nicht. Ernüchtert über seine Rolle in dem Ausschuss sei er spätestens zu dem Zeitpunkt gewesen, als ihm die Pläne zur Umgestaltung des Jugendamtes vorgelegt wurden – zu spät und ohne die Möglichkeit mitzureden. Dem pflichtete Georg Boroviczeny (Piraten) bei. Häufig seien dem Ausschuss Ergebnisse nur vorgesetzt oder Unterlagen zu spät weitergereicht worden, so dass die Ausschussmitglieder gar keine Zeit hatten, sich den nötigen Input anzueignen.

Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) kennt beide Seiten. „Das Jugendamt erwartet, dass der Jugendhilfeausschuss seine Lobby ist“, sagte ist. Doch Anträge seien oft politisch gefärbt, so Markl-Vieto. Durch sie würde die Fachlichkeit der Jugendamtsmitarbeiter eingeengt. Diese hätten den Eindruck, sie würden nicht ernst genommen.

Sich das nötige Fachlichwissen anzueignen sei für die politischen Ausschussmitglieder nicht einfach, vor allem wenn man das einzige Mitglied seiner Fraktion im Ausschuss ist, so Rolle. Zudem sitzen die Bezirksverordneten in mehreren Ausschüssen und müssen sich die Themen am Feierabend erarbeiten, ergänzte Svea Bernhöft (Grüne). Das Gremium überhöhe die politischen Vertreter, so Rolles Eindruck, dabei seien sie doch nur „nützliche Idioten“. Die Experten müssten ihre Forderungen „robuster“ vortragen, forderte er.

„Ich wünsche mir, dass wir das gegenseitige Misstrauen wegkriegen, sonst können wir unsere Arbeit nicht machen“, stellte Rolle zum Schluss fest – dafür gab es Applaus.

(go)