"Bücher sind wichtig" finden Stephanie Linke (links) und Jutta Thierfelder. Deshalb kämpfen sie um das Überleben des Medienpoints Steglitz. Foto: Gogol

Lesen ist ein Hobby, das den Leser in andere Welten entführt, ihn vertraut macht mit neuen Worten, mit anderen Kulturen und ihn bildet. Lesen ist aber auch ein teures Hobby – vor allem dann, wenn man nur wenig Geld in der Tasche hat. Doch da gibt es den Medienpoint in Steglitz, der kostenfrei und gegen Spende Bücher abgibt. Doch nun fehlt dem Projekt selbst das Geld. Ohne Förderung muss der kleine Laden an der Deitmerstraße ab 1. August schließen.

Ein wenig versteckt liegt der Medienpoint an der Kreuzung zur Düppelstraße. Nur ein Karton mit Büchern vor der Tür zeigt dem Suchenden, dass er richtig ist. Der Laden ist zwar nur klein, aber randvoll gefüllt mit Büchern, Schallplatten, Hörbüchern und DVDs. Leuten kommen hinein, um zu stöbern, andere bringen einen Korb voll ausgelesener Bücher vorbei. Die Bücher sind ausschließlich Spenden. Etwa wenn Wohnungen aufgelöst werden, aber auch doppelte und nicht willkommene Geschenke werden abgegeben. Die Themen sind vielfältig – auch Fachbücher sind darunter. Aber auch antiquarische Bücher, die im Handel vergriffen sind, findet man dort.

35.000 Medien und fünf Buftis

Rund 35.000 Medien hat der Stützpunkt in seinem Bestand. Die werden nicht nur in der Deitmerstraße verteilt, sondern auch an den Büchertischen, die die fünf Mitarbeiter betreuen – in den Wintermonaten fünfmal in der Woche, in den Sommermonaten dreimal. „Wir sind an der Grenze unsere Kapazitäten“, sagt Ralf Griebert. Er ist fast von Anfang an dabei, sowie auch die vier Kollegen und Kolleginnen, die seit rund vier Jahren die Bücher abholen, sie sortieren, einordnen und verteilen. Zunächst als MAE-Kraft, eine Zeit lang als Ehrenamtliche, derzeit als Bufdi, als Bundesfreiwilligendienstleistende. „Fünf Leute sind knapp bemessen. Da darf nichts passieren“, ergänzt Stephanie Linke

Bis Dezember 2011 wurde das Projekt vom JobCenter Steglitz-Zehlendorf gefördert. Seitdem segelte der Medienpoint immer knapp an der Schließung vorbei. Der Medienpoint in der Lorenzstraße musste bereist Ende Januar 2011 geschlossen werden. An der Deitmerstraße hält man noch durch. Dank des Trägers, dem Kulturring e.V., der die Mediensammelstelle bezuschusst, und Dank der Spenden, die die Mitarbeiter sammeln.

1.000 Euro montlich fehlen

Früher seien alle Bücher kostenlos abgegeben worden, heute machen sie für viele Bücher „Spendenvorschläge“ und hoffen, dass diese von den Kunden angenommen werden, erzählen die Mitarbeiter. Mit dem Geld müssen die Miete, Strom und Fahrkosten bezahlt werden. Gut 1.000 Euro werden dafür im Monat gebraucht, so Linke.

Doch die neue Spendenpolitik bringt die Mitarbeiter manchmal auch in eine Zwickmühle. „Wenn nicht genug Spenden zusammenkommen, gibt es uns nicht mehr. Andererseits geben wir die Bücher gern weiter“, erzählt Griebert. Dann tue es weh zu sehen, wenn selbst die kleinen Spenden für macnhe Familien zu viel seien. Vor allem, wenn es um Kinder geht, drücke man dann gern ein Auge zu. „Man kann immer mit uns reden“, betont Jutta Thierfelder.

Doch die Mitarbeiter suchen auch aktiv nach neuen Finanzierungsquellen, starteten eine Unterschriftenaktion, appellierten an das Bezirksamt. Auch versuchen sie die Kosten so gering wie möglich zu halten, transportieren die Bücher, wenn möglich, auch mal selbst mit Tüten und Trollies. „Es ist ein wunderschöner Arbeitsplatz, vor allem für Menschen die gerne mit Büchern arbeiten. Da steckt eine Menge Herzblut drin. Und wir haben noch Restidealismus“, sagt Griebert. Die Rettung für den Medienpoint sei immer kurzfristig gekommen und so geben die Fünf die Hoffnung nicht auf, wollen für ihr Projekt kämpfen.

 (go)