In jedem Jahr veröffentlicht der Bezirkselternausschuss (BEA) Steglitz-Zehlendorf pünktlich zur Weihnachtszeit seinen Wunschzettel-Adventskalender. Jeden Tag vom ersten bis zum 24. Dezember verschickt der BEA an Senat, Bezirk, Medien und anderen Interessierten ein Beispiel, das die Missstände an den Schulen im Bezirk aufzeigen soll. Zumeist sind dies dringend notwendige Sanierungsarbeiten – in einem Bezirk mit einen Sanierungsstau in Höhe von 410 Millionen Euro an seinen Schulen kein Wunder.

 Das „zerbröselnde“ Schulhaus

Die Fassade der Fichtenberg-Oberschule zerfällt. Der Bauzaun verhindert einen barrierefrien Zugang für die sehbehinderten Schüler und Lehrer. Fotos: BEA

Hinter „Türchen“ Nummer eins verbarg sich das langsam „zerbröselnde“ Schulhaus der Fichtenberg-Oberschule. Der Putz fällt vom denkmalgeschützten Haus. Ein Schutzzaun, der aufgestellt wurde, ermöglicht aber den zehn sehbehinderten Schülern und Lehrer keinen barrierefreien Zugang zum Gebäude. Die Aula musste wegen Feinstaubbelastung gesperrt werden, aus gleichem Grund kann auch der Kunst-Werkraum der Schule nicht mehr genutzt werden. Das Dach ist marode, so dass Feuchtigkeit eindringt. „Die Gebäudesubstanz erleidet ohne Putz, mit morschen Fenstern und einem maroden Dach bei den zu erwartenden feucht-frostigen Witterungsbedingungen einen bleibenden Schaden“, beschreibt eine Elternsprecherin die Situation an der Schule und fragt: „Soll das Gebäude vollkommen zur Bauruine verkommen?“ Derzeit bereiten Eltern, Lehrer und Schüler einen Anwohnerantrag vor, mit dem sie die Sanierung des Schulhauses vorantreiben wollen.

Hilfe fürs BUZ

Doch nicht nur Schulen stehen auf dem Wunschzettel des BEA. Auch das Beratungs- und Unterstützerzentrum (BUZ), das Schulen auf dem Weg zur Inklusion beraten und begleiten soll, hat es auf die Liste geschafft, denn es hat selbst Hilfe nötig. In einem Brief an Staatssekretär Mark Rackles, der bei der feierlichen Eröffnung des BUZ vor gut einem Jahr dabei war, bittet die BEA-Vorsitzende Birgitt Unteutsch ihn um Unterstützung, um zu verhindern, dass zugesagte Fördermittel in Höhe von 200.000 Euro für die Sanierung des Standortes zum Jahresende verfallen. Der Grund: Die Hochbauabteilung des Bezirks kann aufgrund von Personalengpässen die zugesagten Fördergelder nicht bis Ende des Jahres kassenwirksam verbuchen. Was heißt, dass die Gelder zurückgegeben werden müssen. Derzeit hat das BUZ seinen Sitz noch in der ehemaligen Paul-Braune-Schule, die jedoch zur 33. Grundschule umgebaut wird. Für das BUZ war als Standort die Dessauer Straße vorgesehen. Die Arbeiten an dem Haus sind aber noch nicht abgeschlossen. Würde der Senat die Fördermittel zurückziehen, müsste der Bezirk die Arbeiten selbst zahlen. „Das BUZ würde auf lange Sicht in einem dauerhaften Provisorium bleiben“, befürchtet Unteutsch wenn sie auf den Sanierungsstau schaut und hofft auf Kulanz. „Die Mitarbeiterinnen des BUZ arbeiten seit fast zwei Jahren in provisorischen Büros, die nicht barrierefrei sind. Nun sollen sie wieder in ein weiteres, ebenfalls nicht barrierefreies, Provisorium umziehen. Denkt da mal einer mit?“, fragt sich die BEA-Vorsitzende.

Sporthalle mit „großflächigen Pilzbefall“

Die Umkleidekabinen sind von Schimmel befallen. Foto: BEA

Die Eltern des Lilienthal-Gymnasiums berichten hinter „Türchen“ Nummer drei vom gesundheitsgefährdenden Zustand der Sporthalle. Der Bau aus den 1970er Jahren befinde sich „in einem erbärmlichen Zustand“, schreiben sie und berichten von gesundheitlichen Risiken wie Kälte, Lärm und Schimmelbefall. Besonders betroffen vom Schimmelbefall seien die Umkleideräume, „hier findet man großflächigen Pilzbefall, vor allem an den Außenwänden im Bereich der sich dort befindenden Kältebrücken. Fensterdichtungen sind faktisch nicht mehr vorhanden“. Zudem sei der gesamte Sanitärbereich in einem schlechten Zustand. Die modernen Duschanlagen könne nicht genutzt werden, weil die Heizungsanlage keine entsprechend hohe Vorlauftemperatur erzeugen kann, um Legionellen zu verhindern. Fenster und Wände im Duschbereich seien verschimmelt, die Holzwände im Toilettenbereich könnten nicht hygienisch gereinigt werden. Deshalb fordern die Eltern: „Die Turnhalle muss von Grund auf saniert werden. Alternativ muss der Neubau einer Doppelstockhalle erfolgen!“

Trotz Sanierung noch Mängel

Schüler, lehrer und Eltern der Max-von-Laue-Schule hoffen, dass die Arbeiten am Sportplatz bald beginnen. Foto: BEA

Zu den Klassikern auf dem BEA-Wunschzettel gehört die Max-von-Laue-Schule. Die Oberschule ist zwar nach vier Jahren Sanierungszeit in diesem Jahr wieder zurückgezogen an ihren Standort, in Ordnung ist trotzdem noch nicht alles. So berichtete die Gesamtelternvertretung von Schimmelbefall nach einem Wasserschaden im Physikraum, der nicht richtig beseitigt wurde. Hinzu kommen Fehlplanungen, wie die Mediathek. „Diese sollte Regale für eine Schülerbibliothek beherbergen können sowie Lagermöglichkeiten für Notebooks und Tablets. Jetzt stellt sich heraus, dass diese Räumlichkeiten als Fluchtwege genutzt werden müssen. Dies bedeutet, dass sich dort keinerlei Brandlast befinden darf – also ganz viel Platz für keine Regale mit Büchern.“ Dazu gesellen sich eine fehlende Telefonleitung, fehlendes Internet, ein Gesims vor dem Eingang zur Aula, das wegen Baumängeln bereits zum zweiten Mal wieder eingerissen werden musste, und auch die Arbeiten am Sportplatz verzögern sich. Zunächst verhinderte ein abgestellter Bagger den Beginn, dann fand sich keine Firma, die die Arbeiten übernehmen wollte.

(wird fortgesetzt)

(sn)