Abstauber in Torjägermanier, Panajiotis Haritos trifft zum 1:0 (49.), Foto: Kerstin Kellner

Man musste nur der Einschätzung von Zehlendorfs Schlussmann Philip Sprint lauschen, dann konnte man schon einen Eindruck dessen gewinnen, was sich am Samstagnachmittag im Ernst-Reuter-Stadion abgespielt hatte: „Es war ein sehr ruhiger Nachmittag für mich.“ Das sollte nicht despektierlich gegenüber dem Kontrahenten aus Frankfurt klingen, schließlich boten die Berliner in der ersten Hälfte selbst auch nicht viel Aufregendes. Und doch bewahrten sie wie schon zuletzt die Geduld, fanden im zweiten Abschnitt einige Lücken und siegten am Ende verdient mit, wie sollte es anders sein, 2:0.

Auf Zehlendorfer Seite sind die Gefühlswelten von Präsident Kamyar Niroumand und Trainer Alexander Arsovic ein wenig in Unordnung geraten. Doch beide würden es nie offen zugeben. Und doch kreisen ihre Gedanken in den letzten Wochen immer wieder um dieselbe Frage: Was wäre in dieser Spielzeit noch möglich, hätten wir schon zu Saisonbeginn diese Stabilität gehabt? Doch das junge Team war einfach noch nicht so bereit, umso beeindruckender, wie sie seit Jahresanfang auftreten. Die Mannschaft wirkt gereifter, die jungen Spieler integriert und selbstbewusster.

Auch am Samstag zeigte sich, welche Entwicklung sie gemacht haben. Gerade, als es in der ersten Hälfte nicht lief. Sie wurden nicht ungestüm, sondern blieben kontrolliert. „Es war klar, dass es heute schwerer wird als die letzten Wochen. Wir haben unsere spielerische Klasse nicht auf den Rasen gebracht“, beschrieb Stürmer Panajiotis Haritos die ersten 45 Minuten. Erst selbst war dafür verantwortlich, dass es nach dem Wechsel besser lief. Bereits nach vier Minuten brach er den Bann – in typischer Torjägermanier. Eine Uneinigkeit zwischen Torwart Schobert und einem Abwehrspieler nutzte Haritos aus, und schob aus kurzer Distanz ein. „So ein Spielertyp hat uns gefehlt. Er hat einfach ein Näschen für gefährliche Situationen vor dem gegnerischen Kasten – wie einst Gerd Müller“, lobte Trainer Arsovic seinen Stürmer.

Auch noch einer bekam sein Lob: „Dennis Dombrowe hat sich mit grandiosen Leistungen zurück in die Stammelf geboxt“, zollte der Trainer seinem Innenverteidiger höchste Anerkennung. Was eigentlich für die gesamte Zehlendorfer Defensive gilt, denn auch Schröder auch Rüb machten ihre Sache ausgezeichnet und waren mitverantwortlich dafür, dass die Zehlendorfer im fünften Spiel in diesem Jahr zum vierten Mal ohne Gegentor blieben.

Für die endgültige Entscheidung sorgte ein mustergültiger Angriff: Maximilian Obst hatte sich das Leder in der eigenen Hälfte geschnappt, über das halbe Feld getrieben, nach Doppelpass mit Haritos wieder erhalten, um diesen dann mit traumhafter Hackenablage in beste Schussposition zu bringen. Haritos ließ sich die Chance nicht entgehen und erhöhte auf 2:0 (70.). Obst („Es war eine gute Mannschaftsleistung, ich denke, wir können zufrieden sein“) hatte später noch mit einem Pfostenschuss Pech.

In Zehlendorf scheint etwas heranzuwachsen. Eine Mannschaft mit Perspektive, ein junger Trainer, dessen Handschrift immer deutlicher zu erkennen ist, dazu ein überaus talentierter Jahrgang als Unterbau (A-Junioren haben die Möglichkeit, in die Bundesliga aufzusteigen), aus dem zur nächsten Saison so manches Talent in den Oberliga-Kader aufrückt. Doch zuerst wollen sie ihre Erfolgsserie fortsetzen – was schwer genug wird. Am Sonntag geht die Reise nach Altlüdersdorf. Was man von diesem Gegner zu erwarten hat, zeigen die Resultate der letzten Jahre aus Zehlendorfer Sicht: 3:2, 2:2, 3:3, 3:4. Das junge Team dürfte gewarnt sein.

(ok)