Mike Ryberg scheitert nur knapp (24. Minute). Foto: Kerstin Kellner

Am Ende lagen alle auf dem Rasen. Die Lichtenberger in einem Knäuel voller Freude über den in letzter Sekunde errungenen 2:1-Erfolg, die Zehlendorfer tief enttäuscht über den fast schon sicher geglaubten und dann so unglücklich verlorenen Punkt. Vorher hatten beide Teams den 483 Zuschauern auf den endlich einmal gut besuchten Rängen ein rassiges und ausgeglichenes Oberliga-Lokalderby geboten.

Dabei hätten mit einer Punkteteilung beide Teams gut leben können. „Meine Mannschaft muss noch lernen, in so einer Situation auch mal mit einem Punkt zufrieden zu sein. Aber wir haben viele junge Spieler, und die wollen dann noch den Sieg“, sagte Trainer Alexander Arsovic auf der anschließenden Pressekonferenz. Alles drehte sich um die letzte Aktion des Spiels in der 90. + 3 Minute. Die Gäste schlugen einen Freistoß auf Höhe der Mittellinie in den Zehlendorfer Strafraum, der Ball landete bei Lichtenbergs Spielmacher Christian Gawe, und der traf die Kugel perfekt. Philip Sprint im Tor der „kleinen Hertha“ hatte gegen den Flachschuss nicht den Hauch einer Abwehrmöglichkeit. „Wir versuchen den Ball zu blocken, dadurch hatte ich eine schlechte Sicht auf den Ball“, erklärte Sprint hinterher. Wenige Sekunden später pfiff Schiedsrichter Markhoff aus Rostock die Partie ab.

Im ersten Abschnitt hatten die Lichtenberger zunächst Feldvorteile, ehe sich Zehlendorf etwas befreien konnte und durch Mike Ryberg die erste gute Chance besaß. Sein Schuss aus halblinker Position strich jedoch am langen Pfosten vorbei (24.). Ryberg, schnell wie in alten Zeiten, sagte später dazu: „Mal spielst Du gut und triffst die Hütte nicht, mal richtig schlecht und gewinnst trotzdem.“ In der 39. Minute erhielten die Gäste in zentraler Position einen Freistoß zugesprochen. Gawe zirkelte den Ball über die Zehlendorfer Mauer, Sprint bekam noch eine Hand an den Ball und konnte ihn an die Latte lenken. Doch die Lichtenberger reagierten schneller: Mayoungou drückte die Kugel aus Nahdistanz zum 0:1 über die Linie!

Nach dem Wechsel wurde die „kleine Hertha“ stärker, übernahm die Initiative und erspielte sich Torchancen. Sebastian Huke per Kopf (50.), ebenso Faton Ademi per Kopfball-Bogenlampe setzten die Kugel jeweils über den Kasten. In der 73. Minute wurden die Bemühungen der Gastgeber jedoch belohnt: Eine Maßflanke von Niclas Warwel köpfte Torjäger Ademi unhaltbar für Lichtenbergs Schlussmann Wollert zum 1:1 ins Netz. Die beiden Protagonisten des Ausgleichs hätten beinahe wenig später sogar für die Führung sorgen können. Warwel schickte mit perfektem Pass in die Schnittstelle Ademi auf die Reise. Zehlendorfs Ausgleichsschütze lief freistehend zentral aufs gegnerische Gehäuse zu, überlegte wohl einen Augenblick zu lange und blieb am Lichtenberger Torhüter hängen. Warwel: „Man kann unserer Mannschaft keinen Vorwurf machen, aber der Ball wollte einfach nicht über die Linie.“ Hier ein 2:1, der Sieger hätte vermutlich am Ende auf der anderen Seite gestanden. So aber entschied die letzte Szene des Spiels.

Mögen die Zehlendorfer Köpfe auch heute noch etwas hängen. Ihre Leistung war eines Spitzenspiels würdig, sie haben vor der tollen Kulisse neue Freunde gewonnen, und auch wenn der Abstand nun fünf Punkte auf die Spitze beträgt, ist längst nicht alles verloren. Wenn es auch wie eine der üblichen Floskeln klingen mag: Die Saison ist noch lang, die Qualität des Zehlendorfer Teams hoch. Nächste Woche kann es in Rathenow schon wieder anders laufen.

(ok)