Nun also auch das Sozialamt. Nachdem Stadtrat Michael Karnetzki (SPD) im vorvergangenen Jahr einräumte, dass es im Hochbauservice an ausreichend Personal fehlt, um alle Mittel für Bauvorhaben im Bezirk auch verwenden zu können, und Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) Anfang 2016 44 unbesetzte Stellen im Jugendamt vermeldete, musste nun das Sozialamt in Steglitz-Zehlendorf für drei Wochen geschlossen werden, um Anträge abzuarbeiten. Die waren liegen geblieben, weil auch dort Personal fehlt. Wie Bezirksstadtrat Frank Mückisch (CDU) auf eine Große Anfrage der SPD-Fraktion in der Bezirksverodnetenversammlung erklärte, waren zum Stichtag 29. Februar im Sozialamt 20,55 Stellen unbesetzt. Es liefen derzeit allerdings zahlreiche Einstellungsverfahren, bereits Ende April/Anfang Mai sollen erste Posten besetzt sein, die eine „entscheidende Entlastung“ mit sich bringen würden. Bis Ende des Jahres sollen alle offenen Stellen besetzt sein, erklärte Mückisch.

Was die unbesetzten Stellen für die noch vorhandenen Mitarbeiter bedeutet, wurde an den Fallzahlen deutlich. 240 bis 260 Fälle betreut jeder Mitarbeiter im Sozialamt durchschnittlich – durch ausgefallenes Personal, ob durch Krankheit, Urlaub oder Eintritt in den Ruhestand, habe sich die Zahl auf 400 bis 500 Fälle pro Mitarbeiter im Monat erhöht,.

Fehlendes Personal sei kein Phänomen des Sozialamtes oder des Bezirks Steglitz-Zehlendorf, betonte Mückisch, sondern herrsche im gesamten Berliner Landesdienst. Die Bezirke seien über Jahre kaputtgespart worden, das könne man nicht innerhalb weniger Monate ausgleichen. Zudem gebe der Arbeitsmarkt keine ausreichende Menge qualifizierter Bewerber her. „Wir stehen in Konkurrenz zu anderen Behörden in Berlin“, betonte der Stadtrat. Und die zahlten meist besser als die Bezirke.

20.000 Stellen hatten die Bezirke bis 2011 abbauen müssen, erinnerte Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU) an das Spardiktat des Landes. Zehn bis 15 Jahre hätte dieser Stellenabbau gedauert, eine ganze Generation an Nachwuchskräften sei dadurch verloren gegangen. Erst Schritt für Schritt müsse man einen Personalstamm wieder aufbauen.

Für die SPD und die Piraten waren die Antworten des Bezirksstadtrates nur ungenügend. Sie sahen eine Mitverantwortung seinerseits an der Situation. Sogar von einem „bürgerlichen Trauerspiel der bürgerlichen Koalition“ sprach Georg Boroviczeny (Piraten), da die vorübergehende Schließung des Sozialamtes die Bürger treffe, die am meisten auf Hilfe angewiesen seien. Er verlangte mehr Anstrengungen und Innovationen bei der Suche nach Personal.

(go)