Schulen auf ihrem Weg zur inklusiven Pädagogik zu stärken und zu unterstützen – das ist die Aufgabe des neugegründeten Beratungs- und Unterstützungszentrums (BUZ) Steglitz-Zehlendorf, das im August 2013 offiziell seine Arbeit aufnahm.

Es gehe vor allem darum, an den Schulen inklusive Strukturen aufzubauen, sagt die kommissarische Leiterin des BUZ, Marion Thiel-Blankenburg. Dazu gehöre eine gewisse Haltung, ein Wertebezug zu dem Thema . „Man muss mit Verschiedenheiten umgehen können. Das lernen die Lehrer in ihrer Ausbildung nicht“, hat Thiel-Blankenburg festgestellt. Man müsse den Gegensatz von „normal“ und „behindert“ aufheben. „Jeder Mensch ist individuell – bezogen auf seine Ethnie, seine sexuelle Orientierung, seine soziale Herkunft“. Es dürfe keine Zuschreibungen mehr geben, findet Thiel-Blankenburg. Dies muss nicht nur verstanden, sondern auch im Unterricht umgesetzt werden, durch individuell angepassten Unterricht. „Es heißt nicht mehr ‚Im Gleichschrittmarsch“, sagt die kommissarische Leiterin. Das gelinge schon vielen Lehrern, doch wer Unterstützung brauche, bekomme diese von den Inklusionsberaterinnen des BUZ. Die haben alle eine kooperative Beratungsqualifikation und wurden im Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg dafür geschult. Sie zeigen verschiedene Methoden, wie individuelles Lernen in der Gruppe ermöglicht werden kann.

Da keine Schule den Auftrag hat, inklusiv zu unterrichten, kann das BUZ nicht auf die Bildungseinrichtungen zugehen, sondern sie können sich an Thiel-Blankenburg und ihr Team wenden. Dann gehen die Inklusionsberater in die Kollegien,erarbeiten mit diesen, wo die Schule im Inklusionsprozess steht und was sie noch braucht Das kann sowohl die Strukturen, die Teamarbeit und die Haltung betreffen, genauso aber die Unterrichtsgestaltung. Das Wissen darüber in den Schulen sei sehr unterschiedlich, so Thiel-Blankenburg. Manchmal herrsche auch Angst und Unsicherheit.

Ab 1. Februar, mit dem Umzug des BUZ in die Dessauerstraße 49/55, werden auch Einzelberatungen für Lehrkräfte und Eltern angeboten.

Vorläufer des BUZ ist der Schulversuch „Inklusive Schule in Steglitz-Zehlendorf“ (ISI). Sechs Grundschulen im Bezirk schlossen sich zum Schuljahr 2010/11 dem an. Die sonderpädagogischen Förderschwerpunkte Lernen, emotional-soziale Entwicklung und Sprache werden an den Schulen inklusiv unterrichtet. Die Förderschwerpunkt werden nicht mehr festgestellt, sondern die Schüler auf der Grundlage ihres Lernstandes entsprechend gefördert. Zudem wird das Förderzentrum Paul-Braune-Schule sukzessive aufgelöst. Durch die Bestrebungen in Berlin, den Unterricht inklusiv und integrativ zu gestalten, sanken die Schülerzahlen an den Förderzentren. Drei Klassen sind es jetzt noch, die an der Paul-Braune-Schule unterrichtet werden, sagt Thiel-Blankenburg, die dort Schulleiterin ist. Ein Teil des Lehrer- und Erzieherteams gehört nun zum BUZ-Team.

Durch den Schulversuch weiß Thiel-Blankenburg, dass die Veränderungen langsam greifen, dass man Geduld dafür braucht. Welche Fortschritte die sechs Schulen dabei machen, legen diese jährlich in einem Erfahrungsbericht nieder.

Bisher sind es nur Grundschulen, die am Schulversuch teilnehmen. Derzeit spricht die Schulaufsicht mit vier Integrierten Sekundarschulen, damit der Versuch dort fortgesetzt werden kann.

„Inklusion ist eine gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe und eine gemeinsame Aufgabe im Bezirk“, findet Thiel-Blankenburg. Deshalb hat sich im August 2011 ein Netzwerk gegründet, in dem unter anderem Interessenvertretungen, Verbände und Stiftungen, Polizei und Jugendamt aber auch die Eltern eingebunden sind. 35 Mitglieder hat das Netzwerk mittlerweile.

(go)