Haben Sie Fragen zur Pubertät?

Am 7. November um 18.00 2019 findet im KiJuNa der nächste Abend zum Thema „Erziehung in der Pubertät“ statt. Doch inwiefern lassen sich pubertierende Jugendliche überhaupt etwas sagen? Im folgenden Interview erklärt Projektleiter Jonas Volpers, wie Eltern es durchaus schaffen können, einen Einfluss auf ihre Kinder zu haben und warum dabei auch die Abende helfen.

Projektleiter Jonas Volpers

Pubertierende Jugendliche orientieren sich häufig an ihren Freunden. Wie können die Eltern sie trotzdem noch beeinflussen oder erziehen?

Jonas Volpers: Indem sie selbst gute Vorbilder sind und auch versuchen, viel Zeit mit den Jugendlichen zu verbringen. Außerdem ist es von Vorteil, wenn Eltern sich für die Freunde ihrer Kinder interessieren. Sie sollten versuchen zu verstehen, warum diese wichtige Bezugspersonen für die Jugendlichen sind.

Sie sagten, dass Eltern auf ihre Kinder unter anderem dadurch einwirken können, dass sie sich als positive Vorbilder zeigen. Hören Kinder in der Pubertät also nicht auf, sich an ihren Eltern zu orientieren?

Jonas Volpers: Auch wenn die Eltern oft einen anderen Eindruck haben, glaube ich, dass Jugendliche sich immer noch an ihnen orientieren. Vielleicht weniger stark in der Pubertät und dafür im jungen Erwachsenenalter wieder mehr. Und es ist ja ganz natürlich, dass es gewisse Abgrenzungsmechanismen gibt. Aber auch wenn Jugendliche bewusst Dinge anders machen wollen als ihre Eltern, bleiben diese wichtige Bezugspersonen. Wenn sich keine vollkommen problematische Beziehung ergibt, nehmen auch die Erziehungsberechtigten eine bedeutende Vorbildfunktion für ihre Jugendlichen ein.

Gibt es auch Eltern, die den Fehler machen, ihre Kinder in der Pubertät allein zu lassen?

Jonas Volpers: Die gibt es mit Sicherheit. Da kann man, wie man so schön sagt, auf beiden Seiten vom Pferd fallen. Man kann die Jugendlichen zu sehr allein lassen. Aber man kann ihnen auch zu sehr die eigene Meinung oder Lebensweise aufdrängen wollen. In vielen Fällen führt wahrscheinlich beides dazu, dass die Beziehung zwischen Eltern und Kindern nachlässt und die Jugendlichen dadurch weniger Interesse daran haben, von Vater oder Mutter beeinflusst zu werden.

Laut Selbstbeschreibung erhalten die Eltern im KiJuNa Hinweise dazu, wie sie Jugendliche „sicher begleiten und mit ihnen ins Gespräch kommen“. Wie finden die Eltern die richtige Balance zwischen Laisser-faire von dem wir gerade gesprochen  haben und hartem Durchgreifen?

Jonas Volpers: Meiner Meinung nach ist das keine Frage, die man pauschal beantworten kann, sondern eine, die wir gern mit den Eltern diskutieren wollen und auch Eltern untereinander diskutieren sollten. Wahrscheinlich ist es sogar eine große Frage, die sich alle Väter und Mütter im Laufe des Aufwachsens ihrer Kinder immer wieder stellen. An einem der Abende werden wir voraussichtlich Videos anschauen, in denen es darum geht, wie Eltern Situationen regeln, in welchen Kinder Medien übermäßig konsumieren. Und da gibt es ja immer unterschiedliche Optionen. Man kann sehr verständnisvoll damit umgehen, man kann es einfach laufen lassen, oder man kann ganz klar sagen: „Jetzt ist Schluss!“. Jede dieser Rückmeldungen hat meiner Meinung nach unterschiedliche Auswirkungen. Gern würden wir mit den Eltern darüber diskutieren, welche Reaktion in welchen Situationen vielleicht besser oder hilfreicher ist, um überhaupt einen Kontakt mit den Kindern zu halten.

Interessant. Dadurch können die Eltern vielleicht auch vorher überlegen, zu welchen Gegenreaktionen ein bestimmtes Auftreten führt. Und möglicherweise lernen sie, ihr Verhalten gezielter zu steuern, damit das ihrer Kinder nicht mehr so unvorhersehbar ist.

Jonas Volpers: Ein Ziel der Abende ist, dass wir gemeinsam Situationen reflektieren. Wir laden die Eltern ein, Geschehnisse von Zuhause mitzubringen, die vielleicht in letzter Zeit blöd gelaufen sind. Durch das Durchsprechen einzelner Ereignisse wird es in Zukunft für die Eltern leichter zu entscheiden, wie sie denn in einer bestimmten Situation reagieren sollen. Im Alltag muss das schnell gehen und ist somit immer wieder eine große Herausforderung. Trotzdem glaube ich, dass es hilft, gemeinsam darüber im Gespräch zu bleiben.

Im Gegensatz zu kleineren Kindern genießen Jugendliche viele elternfreie Räume. Dadurch können Eltern ihr Verhalten nicht permanent überwachen. Beispielsweise ist es ja den Eltern möglich, dem jugendlichen Kind die Gefahr von Drogen zu erklären oder ihm deren Konsum zu verbieten. Wenn es dann aber auf einer Party ist und mit Freunden Marihuana raucht, können die Erziehungsberechtigten das nicht verhindern. Von welchen Faktoren hängt es ab, ob Jugendliche die Ratschläge ihrer Eltern annehmen?

Jonas Volpers: Meiner Meinung nach ist dieses Thema, dass man Jugendliche immer weniger kontrollieren kann, sehr relevant. Und es wird immer relevanter – vor allem durch Medien. Einen großen Teil ihrer Lebenswelt verbringen Jugendliche beispielsweise eher im Internet als im „realen“ Leben. Und dadurch haben die Eltern überhaupt keinen Zugriff darauf, was die Kinder den ganzen Tag auf ihren Handys machen.

Das ist ja dann ein weiterer elternfreier Raum.

Jonas Volpers: Genau. Und die Eltern müssen wahrscheinlich immer mehr lernen, dies zu akzeptieren. Außerdem kommt es, wie gesagt, auf die Beziehung zwischen ihnen und den Kindern an. Die Jugendlichen hören umso eher auf die Ratschläge ihrer Eltern, je besser das Verhältnis ist und je mehr sie merken, dass sich die Eltern für sie interessieren. Beispielsweise dadurch, dass die Erziehungsberechtigten ihnen Vorbilder sein wollen oder dass es ihnen ein Anliegen ist, dass es den Kindern gut geht. Wenn die Eltern dann erklären, warum sie ein bestimmtes Verhalten falsch finden, kann es der oder die Jugendliche nach und nach ähnlich sehen und verstehen, dass Mutter oder Vater vielleicht doch in gewissen Punkten recht haben.

Der zweite Abend findet statt am:

Donnerstag, 7. November um 18.00 – 20.00 Uhr
Adresse: Scheelestraße 145, 12209 Berlin

Telefon: 030 75516739

(mh)