Der ehemalige Kolonialwarenhandel am Königsweg.

 

Der erste Teil unserer Reise entlang des Königswegs endete am ehemligen Kinderheim Lindehof. Jetzt setzen wir die Reise fort am wohl friedlichsten Abschnitt, am Waldfriedhof. Viele Prominente fanden dort ihre letzte Ruhe.

So finden sich dort Ehrengräber für Willy Brandt, Hildegard Knef, Helmut Käutner, Paul Löbe, Erwin Piscator, Ernst Reuter und Otto Suhr. Aber auch Günther Pfitzmann, Fritz Genschow, besser bekannt als Onkel Tobias vom Rias, und Gustav “BubiBubi“ Scholz wurden dort beigesetzt.etzt.

Der Waldfriedhof Zehlendorf ist die jüngste Begräbnisstätte im Bezirk. Erst 1945 wurde sie nach Plänen von Prof. Herta Hammerbacher angelegt. Der Name „Waldfriedhof“ kommt nicht von ungefähr, wurde er doch in einen bestehenden Kiefernwald hinein geplant und hat diesen Charakter bis heute beibehalten. Der Friedhof hat eine Größe von 375.000 Quadratmetern und ist damit der größte im Bezirk.

Eine Besonderheit des Friedhofs ist der italienische Ehrenfriedhof, der dort 1953 angelegt wurde. Auf einer auffälligen Wiesenfläche erinnern Kissensteine an die mehr als eintausend in Berlin gefallenen italienischen Soldaten.

Die Friedhofskapelle mit großer und kleiner Trauerhalle entstand in den Jahren 1956 bis 1958 nach den Entwürfen der Architekten Ruegenberg und Möllendorff. Von der Zufahrt Wasgensteig aus gesehen, wurden die Feierhallen als steinerne Wände vor den Wald gestellt. Sie sollen die Schwelle zwischen Diesseits und Jenseits markieren.

Der Friedhofsentwicklungsplan des Senats sieht vor, dass die Flächen hin zum Königsweg mehr als Grünfläche genutzt werden sollen.

Es ist eine grüne Gegend, durch die sich der Königsweg zieht. Kleingartenkolonien und Hundeauslaufgebiet führen schließlich in den Düppler Forst –ein 1.300 Hektar großes landeseigenes Waldgebiet –, durch den sich die Grenze zwischen der BRD und der früheren DDR zog. Das zeigt sich auch vielfach entlang des Waldweges. In Bäumen sieht man die Abdrücke eingewachsenen Stacheldrahts. Noch deutlicher zeugt davon der ehemalige Grenzübergang „Dreilinden-Drewitz“, den man sieht, wenn man dem Königsweg folgend die Autobahnbrücke überquert. „Checkpoint Bravo“ hieß der Kontrollpunkt bei den Amerikanern. Die Gebäude – Abfertigung, Zoll, Raststätte, Tankstelle – wurden von 1968 bis 1972 von den Architekten Rainer Rümmler und Hans Joachim Schröder erbaut. Tausende Menschen passierten die Grenzkontrolle bis zur Wende. Heute stehen die denkmalgeschützten Gebäude leer, im vergangenen Jahr wurde die Raststätte versteigert. Vor 1969 befand sich der Kontrollpunkt auf einer Autobahnbrücke im Bereich Albrechts Teerofen.

Folgt man dem Königsweg, stößt man an der Königswegbrücke auf die letzten Gleisreste der alten Friedhofsbahn. Die 4,2 Kilometer lange Bahntrasse verband Wannsee mit dem Südwestfriedhof Stahnsdorf. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Platz auf den Friedhöfen der Berlins knapp, so dass die Friedhöfe vor die Tore der Stadt verlagert wurden. Um die Särge aber auch die Trauernden kostengünstig dort hin zu bringen, wurde die Trasse im Auftrag der Evangelischen Kirche gebaut und 1913 eingeweiht. Auf der Strecke verkehrten spezielle Züge, in Stahnsdorf gab es sogar zwei separate Ausgänge: einen für die Angehörigen und Friedhofsbesucher, einen für die Särge. Ab 1928, nach der Elektrifizierung, fuhren auf der Strecke auch normale Züge.

Kriegsbedingt wurde der Zugverkehr 1945 eingestellt, aber 1948 wieder aufgenommen. 1952 endete die Überführung der Leichen, 1961, nach dem Bau der Berliner Mauer, wurde der Verkehr komplett eingestellt. Der Bahnhof in Dreilinden zerfiel und wurde 1970 schließlich abgerissen, die Bahnanlagen abgebaut.

Nach der Wende gab es Bestrebungen, die Trasse wiederaufleben zu lassen. So hatte 1991 die Evangelische Kirche auf Wiederherstellung geklagt, wurde aber abgewiesen. Auch die Gemeinden Stahnsdorf und Teltow befürworteten eine Reaktivierung und eine Ringschluss mit der S 25.

Verlässt man den Wald, ist man in Kohlhasenbrück. Zur Zeit der deutschen Teilung führte der einzige Weg in die Westberliner Exklave Steinstücken über Kohlhasenbrück. Der zweite Teil des Namens lässt sich leicht erschließen, er steht für eine Brücke, die früher über die Bäke führte. Der Name „Kohlhase“ bezieht sich auf Hans Kohlhase, der über mehrere Jahre den Kurfürsten von Sachsen befehdete. 1532 war Kohlhase auf dem Weg zur Messe nach Leipzig, als Diener des Junkers von Zaschnitz ihm zwei Pferde wegnahmen, mit der Begründung, er habe sie gestohlen. Als der Cöllner Kaufmann keine entsprechende Genugtuung bekam, erklärte er dem Junker von Zaschnitz und dem ganzen Land Sachsen die Fehde. Kohlhase brannte unter anderem Häuser in Wittenberg nieder. 1540 wurde Kohlhase wegen Landfriedensbruch hingerichtet, gelangte später zu literarischen Ruhm in Heinrich von Kleists Novelle „Michael Kohlhaas“. Von der Brücke in Kohlhasenbrück soll er 1539 eine Anzahl erbeuteter Silberkuchen versenkt haben.

Auf den letzten paar hundert Metern des Königswegs entdeckt man zwischen den zahlreichen Bäumen einen älteren, mit einem Metallschild. Es ist die „Kohlhas-Eiche – gepflanzt am Sedantage 1873, an Stelle der eingegangenen, aus dem 15.Jahrhundert stammenden alten Kohlhas-Eiche“. Gepflanzt vom Gastwirt Heinrich Beyer soll die Eiche sowohl an Hans Kohlhase als auch an den Sieg des Deutschen Kaiserreiches im Deutsch-Französischen Krieg erinnern. Im Kaiserreich wurde der Tag des Sieges am 2. September 1870 jährlich gefeiert.

Ein Kreuz erinnert ein paar Meter weiter an die jüngere deutsche Geschichte. Mit ihm wird Willi Marzahn gedacht, der bei seinem Fluchtversuch aus der DDR am 19. März 1966 bei einer Schießerei mit Grenzsoldatenums Leben kam.

Der Königsweg endet an der Grenze zum Potsdamer Stadtteil Griebnitzsee in einer Sackgasse.

 

(go)