Ist das Glas nun halb voll, oder halb leer? Diese Frage dürften sich nach dem Unentschieden am Freitagabend zwischen Tennis Borussia (TeBe)  Berlin und Hertha 03 Zehlendorf wohl beide Mannschaften gestellt haben. Die Gastgeber sahen bis in die Schlussminute wie der sichere Sieger aus, dann fiel doch noch der Ausgleichstreffer. Die Freude der „03er“ über den späten Ausgleich wurde dann allerdings durch die beiden Platzverweise in der Overtime getrübt.

Den beiden Traditionsteams merkte man im ersten Flutlichtspiel der Saison eine gewisse Verunsicherung an. Konnte man doch auf beiden Seiten mit der bisher erreichten Punktausbeute nicht so recht zufrieden sein. Entsprechend vorsichtig wurde taktiert, und beide Kontrahenten versuchten erst einmal, Ruhe und Sicherheit in ihr Spiel zu bringen. Das Vorhaben gelang TeBe zunehmend besser, wogegen die Gäste lange Zeit auf der Suche nach dem Erfolg versprechenden System waren. Torchancen waren sowohl hüben wie drüben Mangelware bis zur 21. Minute. Einen strammen Schuss von Daniel Bongartz bekam Torwart Luis Maria Zwick nicht unter Kontrolle. Der Ball fiel dem Borussen-Torjäger vor die Füße, und der „Altmeister“ tat das, was er seit Jahrzehnten am besten kann: Tore schießen. Mit einer Körpertäuschung war er an Zwick vorbei – und der Rest war für den Goalgetter nur noch Formsache. Die erste größere Torchance für die Zehlendorfer Jungs gab es in der 38. Minute, als nach einer Flanke von Matthias Kindt René Robben mit einem Kopfballversuch das Tor knapp verfehlte.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit gingen die Hausherren aggressiver zu Werke, was bei den Zehlendorfern nicht auf Gegenliebe stieß. Zu viele einfache Ballverluste waren die Folge, was aber ohne zählbare Auswirkungen blieb. Doch je länger das Spiel dauerte, desto tiefer zogen sich die Borussen zurück und überließen dem Gast die Initiative, wovon die 03er  auch weidlich Gebrauch machten. In der 58. Minute versuchte sich Adrian Schedlinski mit einem Distanzschuss. Borissen-Torwart Alexander Kynaß musste sich gewaltig strecken, um den Ball über das Tor zu fausten. Nur zwei Minuten später scheiterte Su Min Kim nach Flanke von Louis-Nathan Stüwe mit einem Kopfball an Kynaß.

Die Moral bei der Zehlendorfer Hertha war ungebrochen, bis in die Schlussphase wurde um den einen möglichen Punkt gefightet. Fünf Minuten vor dem Ende scheiterte Robben mit einem Drehschuss am aufmerksamen Torhüter, der dann allerdings in der 89. Minute gegen Stüwes Schuss aus kurzer Entfernung machtlos war.

Statt sich mit dem bisher Erreichten zufrieden zu geben, ging es in der Nachspielzeit plötzlich „vogelwild“ auf dem Platz zu. Die Borussen warfen nun alles nach vorne, um doch noch den ersehnten Dreier einzufahren. Bei dem Versuch, das zu verhindern, verloren einige Zehlendorfer die Contenance. Erst sah Schedlinski nach wiederholtem Foulspiel die Ampelkarte, und nur wenige Sekunden später verschaffte sich der Zehlendorfer Torschütze Stüwe, nach einer Attacke von hinten in die Beine seines Gegenspielers, mit der roten Karte im Gepäck einen unrühmlichen Abgang.

Es bleibt am Ende des Tages festzuhalten – Zehlendorf ist auch nach dem vierten Spieltag weiter ungeschlagen.

(hain/h03)