In einem Gespräch im Rathaus Zehlendorf informierten sich 14 internationale Journalisten über die Flüchtlingssituation im Bezirk. Foto: Grützner

In einem Gespräch im Rathaus Zehlendorf informierten sich 14 internationale Journalisten über die Flüchtlingssituation im Bezirk. Foto: Grützner

14 Journalisten aus 13 Nationen waren am Dienstagnachmittag zu Gast im Zehlendorfer Rathaus. Empfangen wurden sie dort unter anderem von Bezirksbürgermeister Norbert Kopp, Günther Schulze vom Willkommensbündnis und Sylvia Affeld vom Jobcenter, die mit der Delegation über die Herausforderungen der Flüchtlingskrise auf lokaler Ebene diskutierten.

Nach einer kurzen Vorstellung des Aufbaus und der Aufgaben des Jobcenters und des Willkommensbündnisses hatten dann die Journalisten die Gelegenheit Fragen zu stellen. Ob auch Migranten, die schon länger in Deutschland lebten, sich bei der Arbeit mit Flüchtlingen engagieren, interessierte die Gäste genauso wie die Angst und Ablehnung der Einheimischen oder die Frage danach, ob die Neuankömmlinge mit der Gesellschaft hier verschmelzen müssten, also die eigene Kultur aufgeben, oder ob sie eher als ein Mosaiksteinchen zur Bereicherung der eigenen Kultur verstanden werden.

Zu Letzterem stellte Kopp klar, dass die Grundlage für ein Leben in Berlin das Erlernen der deutschen Sprache ist, um an der Gesellschaft teilhaben zu können. Dazu wurden auch die Willkommensklassen für Schüler eingerichtet. „Es geht nicht darum, dass jemand seine Kultur aufgibt, aber es gibt das Grundgesetz, das die Grundlage unseres Zusammenlebens ist“, ergänzte er. Als Beispiele führte er die Gleichheit von Mann und Frau, die Chancengleichheit aber auch die Religionsfreiheit an – diese gelte es zu respektieren und danach zu leben. Die Frage sei, ob man partizipieren und Teil der Gesellschaft sein will oder nur zugucken wolle, erklärte ein weiteres Mitglied des Willkommensbündnisses. Darum ginge es bei der Integration, nicht darum, seine Traditionen zu verlieren.

Aufgenommen wurden die Flüchtlinge im Bezirk sehr gut, so Schulze. Von den 15.000 E-Mails, die das Willkommensbündnis bisher erreicht haben, seien nur acht negativen Inhalts gewesen. Auch auf Bürgerversammlungen sei meist Hilfsbereitschaft signalisiert worden, so seine Erfahrungen. Im Gegensatz zu anderen Bezirken habe es in Steglitz-Zehlendorf keine Vorkommnisse gegeben, aber Diskussionen sowie auch derzeit noch, erklärte Kopp. Aktuell geht es um die Frage, wo die modularen Bauten, in denen Flüchtlinge längerfristig untergebracht werden sollen, errichtet werden sollen. Es gebe Sorgen in der Bevölkerung vor einer Konzentration von Flüchtlingen an einzelnen Standorten, berichtete Kopp den Journalisten.

Auch Migranten engagierten sich in der Unterstützungsarbeit, erklärte Schulze. Im Willkommensbündnis könne man auf zirka 160 Dolmetscher in zirka 20 Sprachen zurückgreifen, die meisten davon Muttersprachler.

Nach der Gesprächsrunde, in der noch weitere Facetten der Flüchtlingssituation im Bezirk beleuchtet wurden, brach die Delegation zu einem Besuch einer Flüchtlingsunterkunft auf.

Der Besuch der Journalisten in Steglitz-Zehlendorf war Teil eines einwöchigen Seminars, das im Auftrag des Auswärtigen Amts von der Europäischen Akademie Berlin organisiert wird.

(mgr)