Olga Martynova erhielt am Mittwoch den Berliner Literaturpreis. Archiv-Foto: manfred.sause@volloeko.de

Die Schriftstellerin Olga Martynova ist mit dem Berliner Literaturpreis 2015 der Stiftung Preußische Seehandlung geehrt worden. Sie erhielt die Auszeichnung am Mittwochabend im Berliner Rathaus aus den Händen des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller. Der Präsident der Freien Universität Berlin, Prof. Dr. Peter-André Alt, berief die Autorin auf die mit dem Preis verbundene „Heiner-Müller-Gastprofessur für deutschsprachige Poetik“ im Sommersemester 2015. Der Preis ist mit 30.000 Euro dotiert.

Alt hob den „respektvoll-respektlosen“ Umgang mit literarischen Traditionen in Olga Martynovas Werk hervor. Sie webe in ihren Texten scheinbar mühelos „ein dichtes, in seiner Episodenhaftigkeit ausgesprochen zeitgemäßes Netz aus literarischen Verweisen“, das sich auf sprachgewaltige Romane des 19. Jahrhunderts ebenso erstrecke wie auf die Sprachexperimente der Modernisten. Dies qualifiziere sie in ganz besonderem Maße für die Aufgabe, im Rahmen der Gastprofessur mit Berliner Studierenden über ihr Werk zu diskutieren, den literaturgeschichtlichen Vergleich anzustreben und sie zu praktischem Schreiben anzuregen, betonte Alt.

Olga Martynova (geboren 1962 bei Krasnojarsk), wuchs in Leningrad auf und studierte dort russische Sprache und Literatur. Seit 1991 lebt sie in Deutschland. Sie schreibt auf Russisch und auf Deutsch. Im Jahr 2010 veröffentlichte sie ihren ersten Roman „Sogar Papageien überleben uns“. Zwei Jahre später gewann sie mit ihrem Text „Ich werde sagen: ,Hi!'“ den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. In deutscher Sprache erschienen ferner unter anderem die Gedichtbände „Brief an die Zypressen“ (2001), „In der Zugluft Europas“ (2009) und „Von Tschwirik und Tschwirka“ sowie 2013 der Roman „Mörikes Schlüsselbein“.

(sn)