Die Szenerie nach dem Schlusspfiff beim Berliner-Pilsner-Pokal-Spiel zwischen Hertha 03 Zehlendorf und dem 1. FC Berlin wirkte für den neutralen Betrachter etwas befremdlich: Die unterlegenen Gäste des 1. FC Berlin 06 wurden vom eigenen Anhang enthusiastisch gefeiert, während die Sieger von Hertha 03  mit nachdenklichen Gesichtern den Platz des Geschehens verließen. Man bekommt allerdings Verständnis, wenn man die neunzig Pokalminuten analysiert. Die Gäste des Kreisliga-B-Vertreters hatten scheinbar ihr vorgegebenes Ziel erreicht. Zum einen verlor man nicht zweistellig und des Weiteren hatte man gegen den haushohen Favoriten und dem Tabellenführer der Berlin-Liga einen Treffer erzielen dürfen.

Es war der erwartete Einbahnstraßen-Fußball, den die Zuschauer bei herrlichem Sonnenschein im Ernst-Reuter-Stadion zu sehen bekamen. Hertha 03 beherrschte das Spiel und ließ Ball und Gegner laufen. Die Gäste kämpften aufopferungsvoll,  um einen frühen Rückstand zu verhindern. Jeder Ball, der erkämpft wurde, wurde regelrecht gefeiert. Es dauerte dann auch eine viertel Stunde, ehe Cem Witte den Abwehrriegel zum ersten Mal knackte. Zehn Minuten später bekam Hertha 03 die nächste Möglichkeit, um die Führung weiter auszubauen. Niclas Warwel wurde im Strafraum zu Fall gebracht, doch in großer Manier konnte Torwart  Selim, den von Sükrü Caliskan platziert geschossenen Strafstoß an den Pfosten lenken. Vier Minuten später wurde er aber ein zweites Mal überwunden. Einen Kopfball von Cem Witte konnte der Torwart nicht festhalten,  und im zweiten Versuch drückte Witte die Kugel über die Linie.  Den dritten Zehlendorfer Treffer besorgte in der 39. Minute Till Wedemann, nachdem Jannis Groh ihm den Ball mit der Brust auflegte. Eine Minute tauchten die Gäste, nach einem weit geschlagenen Freistoß, zum ersten Mal vor Zehlendorfs Torwart Robin Carly auf, der aber vor keine größeren Probleme gestellt wurde. Eine deutlichere Halbzeitführung vergab dann in der 42. Minute Till Wedemann. Auch der zweite Elfmeter war eine sichere Beute des gegnerischen Torwarts.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit wechselte der diesmal zuständige Coach René Zampich mit Sami Simsek zusätzlichen Angriffsschwung ein, doch zur Überraschung aller mussten die Hausherren nach dem ersten ernsthaften Konter der Gäste durch Karaaslan den Anschlusstreffer schlucken. Zehlendorf war weiter bemüht, das allgemein erwartete deutliche Ergebnis zu erzielen, scheiterte aber zunächst am Schiedsrichter, der einen klaren Treffer nicht sah oder zum wiederholten Male am Torwart, der in der 64. Minute sensationell einen Schuss von Warwel aufs kurze Eck entschärfte und sich spätestens jetzt ein Sonderlob verdiente.

Doch gegen Simseks Doppelschlag in der 65. und 66. Minute war auch der gute Keeper machtlos. Erst schüttelte Simsek mit einer Energieleistung seinen Gegenspieler ab, um den Ball flach einzuschieben, und eine Minute später konnte er mit einem trockenen Schuss aus 20 Metern zum zweiten Mal einnetzen. Als in der 70. Minute wieder Niclas Warwel  im Strafraum von den Beinen geholt wurde, trat diesmal Ilter Senkaya an den ominösen Punkt und verwandelte sicher. Nach einem Handspiel der Gäste in der 84. Minute  gab es schließlich den vierten Elfer für Zehzlendorf. Ilter Senkaya übernahm wieder die Verantwortung und schoss die Kugel über das Tor. Mit seinem dritten Treffer in der 89. Minute konnte Sami Simsek schließlich doch noch einen standesgemäß deutlichen Sieg von 7: 1 für den Favoriten erzielen.

(hain/h03)