Ein portabler KatLeuchtturm war von der Feuerwehr im Hof des Rathauses Zehlendorf aufgebaut. Foto: Gogol

Es ist eine Katastrophe: Seit vier Tagen ist in Berlin und darüber hinaus der Strom ausgefallen; Radio, Telefon, Internet – nichts funktioniert mehr. Die Versorgung mit Lebensmitteln kann nur mühsam aufrecht erhalten werden, die Krankenhäuser sind überfordert. Vor allem die Versorgung von Dialyse-Patienten ist schwierig, es soll schon erste Todesfälle gegeben haben, heißt es aus dem Stabsraum der Berliner Feuerwehr. Hilfe aus Süddeutschland und dem Ausland ist angelaufen …

Kein Sorge, noch ist der Ernstfall nicht eingetreten. Doch wie man mit einem flächendeckenden, tagelang anhaltenden Blackout in der Stadt umgehen kann, wurde im Rathaus Zehlendorf am Freitag und Sonnabend diskutiert und in einem Feldversuch gezeigt.

Es gibt genug Beispiele für stunden- und tageweise Stromausfälle, zuletzt in Amsterdam und weiten Teilen der Türkei Ende März.  In einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekt  „Katastrophenschutz-Leuchttürme als Anlaufstellen für die Bevölkerung in Krisensituationen“ wird derzeit erforscht, wie man mit einem Blackout umgeht. Projektpartner sind neben der Berliner Feuerwehr das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, die Charité, die Beuth-Hochschule für Technik Berlin, die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, die Humboldt-Universität und die Firma TimeKontor. Sie alle gehen mit unterschiedlichen Fragestellungen an das Thema, etwa, wie die Bevölkerung auf den Stromausfall reagiert oder welche Eingriffs- und Zugriffsrechte Polizei und Feuerwehr haben.

Die größte Herausforderung  und wichtigste Aufgabe ist es, die Bevölkerung zu informieren, sie auf dem neusten Stand zu halten und ihr das Gefühl zu geben, dass Feuerwehr, Polizei und weitere Organe trotz erschwerter Bedingungen aktiv sind, erklärt Frieder Kircher, Leiter der Direktion Nord der Berliner Feuerwehr. Das sollen die Katastrophenschutz-Leuchttürme (KatLeuchttürme) übernehmen. Hier können die Menschen Informationen erhalten, Hilfe holen und aber auch anbieten, sich mit Strom versorgen, Notrufe absetzen, Lebensmittel erhalten. Alle Orte, die als KatLeuchttürme ausgewählt wurden, verfügen über Notstrom, erklärt Sven Gerling, Pressesprecher der Berliner Feuerwehr. Den Namen „Leuchtturm“ haben sie erhalten, weil sie, wenn die Stadt dunkel ist, durch die Notstromversorgung leuchten.  In Steglitz-Zehlendorf sind dies das Rathaus Zehlendorf, das Rathaus Lankwitz, der Charité-Campus Benjamin Franklin und in einer Feuerwache.

Wie der Bezirk reagiert, wenn der Stromausfall eintritt, erläuterte in einem Vortrag Martin Surma, Leiter des Steuerungsdienstes des Projektes KatLeuchttürme in Steglitz-Zehlendorf, am Beispiel des Rathauses Lankwitz. Sobald der Notruf eingeht,  macht sich Surma mit seinen Projektmitarbeitern auf den Weg, um die portablen Einheiten ins Rathaus zu bringen, dazu gehören unter anderem eine Sendeeinheit, Eingabegeräte, Lagepläne und Infoblätter. Eine solche Ausstattung ist für den Feldversuch auch im Rathaus Zehlendorf aufgebaut.

Neben den vier genannten festen Kat-Leuchttürmen, gibt es weitere portable KatLeuchttürme, die in weniger bewohnten Gebieten, wie etwa Wannsee unterwegs sind und über die gleiche Ausstattung verfügen wie die stationären Leuchttürme.

Darüber werden weitere Stellen ausgewiesen, an denen Informationen, etwa über den nächsten Trinkwasserbrunnen, offene Lebensmittelmärkte oder Arztsprechstunden ausgehängt werden, an denen aber auch die Menschen selbst Nachrichten hinterlassen können.

Die Organisation der Nothilfestrukturen ist eine Sache, doch die müssen auch den Menschen vorher bekannt gemacht werden, dessen ist sich auch Kircher bewusste. Deshalb soll auch das entsprechende Symbol  der KatLeuchttürme in der Bevölkerung bekannt gemacht werden.

Die bisherigen Ergebnisse des Forschungsprojektes und die Lösungen, die  man gefunden hat, wurde an den beiden Tagen in Zehlendorf erläutert aber auch vorgeführt. Zu dem Feldversuch waren 150 Teilnehmer gekommen, nicht nur aus Berlin sondern auch aus anderen Bundesländern und sogar aus Österreich.

 

 (go)