Wieder ein Sprichwort als Titel: Anfang Februar erschien Beate Veras zweiter Provinzkrimi aus Lichterfelde. Cover: Jargon Verlag

Lea Storm und Martin Glander sind zurück. Nach dem Erfolg von „Wo der Hund begraben liegt“ im vergangenen Jahr legt Beate Vera nun einen neuen „Provinzkrimi aus Berlin“ vor. Auch der hat wieder ein Sprichwort als Titel: „Wenn alle Stricke reißen“.

Acht Wochen liegen die Ereignisse aus „Wo der Hunde begraben liegt“ zurück. Lea Storm und Martin Glander sind ein Paar, er hat zudem seinen Job als Kriminalkommissar bei der Brandenburger Polizei geschmissen und statt dessen gemeinsam mit seiner ehemaligen Kollegin Merve Celik eine private Ermittlungsagentur gegründet. Gerade als Glander und Lea sich auf ein gemeinsames Wochenende freuen, bekommt er einen Anruf: Die 17-jährige Tara Berthold wurde entführt. Ein Erpresser fordert 500.000 Euro. Taras Familie ist wohlhabend, ihr Vater ein erfolgreicher Neurochirurg. Die verzweifelte Mutter bietet Glander um Hilfe. Bald müssen er und seine Kollegin feststellen, dass sich hinter der gutbürgerlichen Fassade der Bertholds tiefe Abgründe auftun – steckt  darin die Lösung des Falls? Weiß Taras angeblich beste Freundin mehr als sie sagt? Auch die Nachbarn und Taras Clique geben den beiden Ermittlern Rätsel auf – und plötzlich gibt es die erste Leiche.

Auch in „Wenn all Stricke reißen“ baut Beate Vera einen Gegensatz auf zwischen der scheinbaren Stadtrand-Idylle und den Dramen, die sich in den vier Wänden der Bewohner abspielen.

Beate Vera kennt ihren Kiez gut und beschreibt mit viel Liebe die Plätze und Straßen – auch wenn die manchmal einen anderen Namen tragen als in der Realität. Einziger Wermutstropfen: Im Vergleich zum Vorgänger sind es viel weniger Lokale, Geschäfte oder andere „Fixpunkte“, die für Lokalkolorit sorgen.

Liebevoll geht die Autorin auch mit ihren Figuren um. Glaubwürdig und lebensnah gezeichnet sind nicht nur die Protagonisten – selbst den Nebenfiguren, wie der eifersüchtigen Nachbarin Svenja Ritter, verleiht die Autorin mit wenigen Worten Authentizität.

Wortgewandt baut Vera in ihrem Krimi eine ganz Welt auf, in der man sich als Leser sofort zu Hause fühlt, besonders wenn man die „Tatorte“ aus eigenem Erleben kennt. Das wichtigste an einem Krimi ist jedoch die Spannung, die die Autorin aufrechtzuerhalten weiß. Sie lädt die Leser zum Mitraten ein, lässt sie ganz nah an den Ermittlungen und den Entdeckungen von Glatter, Celik und Storm teilhaben, um dann einen Täter zu präsentieren, den man durchaus auf der Rechnung haben kann.

Natürlich dürfen auch die – und das kann man schon nach einem Buch sagen –wichtigsten Zutaten für einen Lea-Storm-Martin Glander-Krimi nicht fehlen: schottischer Whisky und gutes Essen. Auch wenn die in diesem Roman weniger Platz einnehmen als im Vorgänger. Dafür gibt es im Anhang wieder einen Blick in Leas Kochbuch.

Fazit: Ein spannendes Buch, das sich im Vergleich zu seinem Vorgänger noch einmal steigert und zu kurzweiligen Leseabenden einlädt. Und wer bereits „Wo der Hund begraben liegt“ mochte, wird auch sein Vergnügen haben an „Wenn alle Stricke reißen“.

Übrigens: Beate Vera wird aus ihrem neuen Roman auch wieder an verschiedenen Orten im Kiez lesen. Die nächste Lesung findet am Mittwoch, 11. Februar, um 19 Uhr, im – wie sollte es anders sein – Pub „Loch Ness“ an der Roonstraße in Lichterfelde statt.

 (go)