Tito Rodriguez und Milan Gonzalez (von links) präsentierten ihr Projekt "Faith". Fotos: Gogol

Eine ungewöhnliche Mischung aus Lesung, Konzert und Videoinstallation erwartete am Freitagabend die Besucher im Mehrgenerationenhaus (MGH) Phoenix am Teltower Damm. Milan Gonzalez trug eigene Gedichte, Gedichte aus der Bibel und von Jim Morrison vor. Begleitet wurde er dabei von elektronischer Musik und dem peruanischen Musiker Tito Rodriguez, der auf Panflöte und Charango, einem südamerikanischem Zupfinstrument, die Worte des Dichters untermalte. Die musikalische Lesung war der Höhepunkte des Solidaritätstages in der Einrichtung.

„Phoenix fliegt nach Bolivien“ hieß es dort einen ganzes Tag lang. Dass der Vogel Phoenix in Regionen fliegt, die Unterstützung brauchen, ist eine Tradition, die das MGH im vergangenen Jahr mit einem Flug nach Afrika begründete. Zwei Botschaften habe dieser Solidaritätstag, erklärte der Leiter des MGH, Timm Lehmann. „Die erste ist: Wir gucken nicht nur auf uns.“ Jeder könne sich für eine gute Sache engagieren, auch wenn er kein Geld habe, um es zu spenden, so Lehmann. Die zweite Botschaft: Wir schauen woanders hin. In diesem Jahr nach Potosi in Bolivien. Die Einnahmen des Festes gehen an Cepromin (Centro de Promoción Minera). Die 1979 gegründete Organisation unterstützt dort die Bergarbeiterfamilien. Die Ernährungssituation für die Kinder der Familien soll verbessert werden, zum anderen gehe es darum, den Kindern durch Bildung und Ausbildung eine Zukunftschance zu geben, erläutert Gonzalez, durch den der Kontakt zustande kam.

Das „kulturelle Multitalent“, wie Lehmann ihn nannte, war 2003 erstmals in Potosi, um einen seiner Gedichtbände zu präsentieren. Er war fasziniert von der Geschichte der Stadt, die Mitte des 17. Jahrhunderts die „zweite Hauptstadt der Welt“, gewesen sei, erzählt Gonzalez. Die Stadt war reich durch ihre Silberminen. Schon damals zahlten die Minenarbeiter die Zeche für den Reichtum – Millionen von Arbeitern starben – , und so sei es auch noch heute, erklärte Gonzalez leidenschaftlich.

Er habe versprochen zu helfen, so der Bolivianer. 2011/12 kehrte er zurück nach Potosi, um Porträts von den Familien aufzunehmen. Einige der Bilder waren am Freitag ebenfalls im MGH zu sehen. Parallel dazu entstand das Projekt „Faith“, bei dem Gedichte in spanischer, englischer und deutscher Sprache von elektronischer Musik und traditionellen Instrumenten Südamerikas unterlegt wurden. Heute nehme sich niemand mehr die Zeit, Gedichte zu lesen, mit Musik sei der Zugang leichter, so Gonzalez

Die CDs dazu wurde am Freitag auch verkauft – natürlich zugunsten Potosis.