„Tafel der Begegnung“ hinter dem Gutshaus Lichterfelde. Foto: Anna Schmidt

Das Fest der Nachbarn –„European neighbour’s day“ – findet jedes Jahr an einem Freitag Ende Mai statt. Europaweit werden an diesem Tag verschiedene größere und kleinere Feste mit allen Nachbarn und Nachbarinnen gefeiert. So steht es auf der Internetseite des Festes, das seit vielen Jahren vom Verband für sozial-kulturelle Arbeit e.V. berlinweit organisiert wird.

Der Sinn des Festes ist es, soziale Bindungen zu stärken, der Nachbarschaft ein Gesicht zu geben und soziale Kontakte zu festigen. Mitmachen können alle, die in einem Innenhof, Garten, einer Einrichtung, auf dem Gehweg oder Marktplatz einen Nachmittag mit Nachbarn organisieren möchten. Dabei sind der Ideenvielfalt keine Grenzen gesetzt. „Eine Tafel der Begegnung“ beispielsweise sollte es in diesem Jahr im Schlosspark Lichterfelde hinter dem Gutshaus Lichterfelde sein. Alle Nachbarn wurden eingeladen, eine Kleinigkeit zu Essen mitzubringen und sich gemeinsam an die Tafel im Schlosspark zu setzen.

Die Voraussetzungen waren ideal am Freitagnachmittag, dem 19. Mai 2017. Die Sonne schien und gab den Schlosspark hinter dem Gutshaus Lichterfelde als Festplatz frei. Helfende Hände bauten eine lange Tafel auf, die mit Schirmen versehen und hübsch dekoriert, zum Beisammensein einlud. Ab 15 Uhr trafen die ersten Gäste ein und verteilten das mitgebrachte Essen auf den Tischen. Bevor sich jedoch ein Gast setzen konnte, bediente sich eine Krähe als erster Gast und sicherte sich ihr Stück Brot. Es hieß also wachsam sein, was aber nicht lange währte, weil bald mehr und mehr Nachbarn eintrafen, sich setzten und so die Tafel der Begegnung für die menschlichen Gäste „eröffneten“. Einzig die Getränke waren von Stadtteilzentrum Steglitz e.V. bereitgestellt worden, das Essen ergänzte sich mit jedem neuen Gast. Obst, Süßes oder herzhafte Speisen kamen zusammen und es wurde schwer, keinen Appetit zu haben.

Waren anfänglich noch vorwiegend deutsche Nachbarn an der Tafel zu finden, änderte sich das nach kurzer Zeit, als eine große Gruppe neuer Nachbarn, vorwiegend afghanischer Herkunft, sich dazu gesellten. Damit kam, wie man so schön sagt, Leben in die Bude. Das Essen wurde um unbekannte Köstlichkeiten ergänzt, die es zu probieren galt. Faszinierend war es zu beobachten, wie schnell sich alle untereinander mischten und Gespräche mit Sprache und Gesten möglich wurden. Es lag eine sehr fröhliche Stimmung über der Tafel und überall war das Lachen gegenwärtig.

Foto: Anna Schmidt

Bewundernswert waren die Trachten, die ein paar der Damen eigens für dieses Fest angezogen hatten und damit dem Fest einen besonderen Glanz gaben. Die Kinder spielten um die Tische, junge und ältere Männer nutzten die Wiese, um Ball zu spielen. Es wurde gegessen, gelacht und schließlich gesungen. Herr Edan hatte seine Trommel mitgebracht und immer mal wieder nebenher kleine Rhythmen gespielt. Schließlich kann Frau Dehghani auf die Idee, gemeinsam zu musizieren und platzierte Frau und Herr Edan in der Mitte der Tafel. Das war nun eine Sprache, die alle sehr gut verstehen konnten. Gemeinsam wurde gesungen, getanzt und geklatscht. Später übernahm eine afghanische Nachbarin die Trommel und spielte ihre Weisen. Eine serbische, ältere Dame versuchte tanzenderweise die jungen Leute zum Mitmachen zu animieren, was wieder zu viel Lachen führte. Nach einer Weile fingen die Männer von allein an, sich zu den Klängen zu bewegen und auf ihre ganz eigene Weise zu tanzen.

Und dann war es plötzlich vorbei. Wo die drei Stunden geblieben sind, kann im Nachhinein niemand so richtig sagen. Es war fröhlich, interkulturell, bunt, lecker, lustig, abwechslungsreich, interessant – einfach ein sehr gelungenes, schönes Fest der Nachbarn. Das ist Integration, die gelingt. Hoffentlich gibt es bald wieder eine Gelegenheit, alten und neuen Nachbarn, an einer Tafel bei einem Fest oder im Schlosspark hinter dem Gutshaus Lichterfelde, zu begegnen!

Anna Schmidt