Die Bautelle ist eingerichtet, es fehlt nur noch der Kran. Fotos: Gogol

Besucher des Botanischen Gartens haben ihn sicher schon gesehen: den Bauzaun am Großen Tropenhaus. Der versperrt nicht nur die Sicht, sondern er gibt Interessierten auch Auskunft über die Baumaßnahme, die dahinter stattfindet. Das Victoria-Gewächshaus wird saniert. Die Baustelle wurde bereits eingerichtet, ein Weg für die Baufahrzeuge aufgeschüttet. Jetzt fehlt nur noch der Kran. Der soll zwischen den Gewächshäusern aufgestellt werden. Und da liegt das Problem, erklärt Gesche Hohlstein, zuständig für die Pressearbeit des Botanischen Museums. Unter dem ausersehenen Standort für den Kran liegen die Katakomben der Gewächshäuser und Leitungen. Deshalb muss zunächst ein Fundament aufgeschüttet werden, um dem Kran einen stabilen Stand zu ermöglichen.

Das gut 100 Jahre alte Victoria-Gewächshaus „ist eine Ruine“, sagt Hohlstein. Seit 2006 wurde es schon nicht mehr bepflanzt und war für Besucher geschlossen. Und es ist „ein riesiger Energiefresser“. Deshalb steht unter anderem eine energetische Sanierung an. Glasscheiben werden ausgetauscht, die Heizung repariert, die Leitungen für die Nahwärme sowie die gesamte Technik des Hauses erneuert. Zudem werden der Eingang und die Toiletten barrierefrei gestaltet – und das alles unter der Maßgabe des Denkmalschutzes. Doch bis dahin müssen die Besucher – vor allem jene im Rollstuhl – mit Einschränkungen rechnen. Für letztere sind zunächst nämlich nur die ebenerdigen Gewächshäuser erreichbar.

Im neuen Glanz erstrahlen sollen dann auch die Aquarien im Victoria-Haus. Sogar ein Meerwasseraquarium soll es dann geben. „Das wird derzeit getestet“, erzählt Hohlstein.

Eigentlich sollte das Victoria-Gewächshaus zusammen mit dem großen Tropenhaus saniert werden, schließlich ist es dem vorgelagert und so etwas wie der Eingang dazu. Doch die Finanzierung war nicht geklärt, deshalb ist das Haus erst jetzt dran. Bis Ende 2014 soll es fertig werden. „Wir stehen mächtig unter Zeitdruck“, so Hohlstein. 2015 vielleicht auch erst 2016 wird dann auch die Riesenseerose der Gattung Victoria dort wieder blühen. Die Seerose, die bis zu zwei Meter große Blätter und bis zu 30 Zentimeter große Blüten ausbildet, gab dem Gewächshaus für tropische und subtropische Sumpf- und Wasserpflanzen den Namen. Wer bei dem Namen eher an ein europäisches Königshaus dachte, liegt auch nicht falsch, denn die Pflanze wurde nach der englischen Königin Victoria benannt.

Die Seerose mag es warm, braucht ein 30 Grad Celsius warmes Wasserbecken. Erst dann kann der Samen, der in den Kühlschränken des Botanischen Gartens lagert, wieder hervorgeholt werden. Der Samen stammt von den Pflanzen, die in dem Gewächshaus einst blühten. „Wir wissen nicht, ob der Samen noch keimt“, sagt Hohlstein lächelnd. Doch auch wenn nicht, andere Botanische Gärten würden aushelfen.

Zehn Millionen – 3,7 aus dem Umweltentlastungsprogramm und 6,3 aus dem Berliner Haushalt – werden in die Sanierung fließen.

Die größte Herausforderung sieht Hohlstein darin, dass während der Bauarbeiten die anderen Gewächshäuser nicht beschädigt und die Pflanzen nicht beeinträchtigt werden. Um da sicher zu gehen sind der Generalunternehmer und viele Firmen, die damals an der Sanierung des großen Tropenhauses beteiligt waren, auch beim Victoria-Haus wieder mit dabei.

Auch das Resultat der Sanierung konnte sich sehen lassen. Laut Hohlstein konnten 50 Prozent der Energiekosten eingespart werden. Gleiches erwartet man von der Sanierung des Victoria-Hauses.

Es sind nicht die einzigen Arbeiten, die derzeit im Botanischen Garten stattfinden. So wird am Begonien- und am Haus für tropische Nutzpflanzen die Statik ertüchtigt. Irgendwann sei das auch für die Häuser auf der anderen Seite des Tropenhauses notwendig, so Hohlstein. Und auch die Wärmesanierung für die restlichen Gewächshäuser ist geboten, wie die Biologin anhand von Wämebildern zeigt.

(go)