Knesebeckstraße 1, Fotos: Lenz Werk Berlin, Denkmalschutzbehörde

Konrad Wilhelm Julius Robert Kleinau wurden 1934 die ehemalige Paula- und Klarastraße in Zehlendorf gewidmet. Mit der Umbenennung gedachte man eines Magdeburger Stadtbaudirektors und Berliner Magistratsoberbaurates, der sich als freier Architekt 1893 in Zehlendorf niederließ und hier ein üppiges Werk hinterließ. Viele seiner heute unter Denkmalschutz stehenden Wohnhäuser befinden sich in Zehlendorfs historischer Mitte: Martin-Buber-Straße 5, Beuckestraße 5, 6, 8 und 9, Hohenzollernstraße 1, 3 und 11, Riemeisterstraße 6 und Prinz-Handjery-Straße 15.

So ließ Kleinau 1903/04 auch das Wohnhaus Knesebeckstraße 1 errichten, zunächst auf eigene Rechnung. Später übernahm es Albert Buchelen, ein Kaufmann. Der evangelische Gemeindeverein der Gehörlosen baute das Gebäude in den 1970er Jahren in ein Altenheim um. Bei der späteren Vermietung als Wohnhaus behandelte man es leider auch nicht behutsamer. Das Fachwerk leuchtete von nun an knallrot.

Nach der jüngst fertiggestellten Sanierung und Instandsetzung wurde deutlich, wie die prägenden Baustile – Heimatschutzbewegung und Jugendstil – das Haus leicht und verspielt wirken lassen: Scheinfachwerke an den Giebeln, Loggien und Erker neben Jugendstilornamenten, Gestaltungsvielfalt an Gittern, Geländern und Brüstungen. Grün glasierte Ziegel betonen die Horizontalen. Der Erker mit „Turmhelm“ markiert den Eingang an der Ecke.

Besondere Stilelemente finden sich auch im Inneren: spinnenähnliche Insekten schmücken Fenster- und Türbeschläge, florale Verzierungen die Türverglasungen, grafische Motive die Wandpaneele, Blumenmotive die Fenstervergitterung und eine robuste Natursteinbrüstung den Hauseingang.

Die figürlichen Malereien und Spruchbänder an den Wänden des tiefer liegenden Gewölbekellers stellen typische Wirtshausszenen dar. Die Benutzung als Weinkeller liegt nahe, eine bauzeitliche Zuordnung ist allerdings fraglich.

Kleinau (geb. 1846 in Möckern, gest. 1921 in Berlin) war nicht nur Baumeister, sondern auch Landschaftsplaner. Der Cafétier Ferdinand Keck betrieb den Lindengarten, der direkt gegenüber zur Knesebeckstraße angesiedelt war, im Norden begrenzt von Mühlen- und Prinz-Handjery-Straße. Keck schuf hier mit Hilfe von Robert Kleinau und Wilhelm Derling eine Traumwelt, ein „wilhelminisches Disneyland“. Am Eingang stand das Tempelchen mit dem vergoldeten Hermes auf dem Dach, im Wasserlauf und dem kleinen Teich schwammen Karpfen und Goldfische, die Wege säumten aus Ton gebrannte Zwerge und Rehe in Lebensgröße, Spalierobstreihen mit Williamsbirne und Boskop standen neben den prächtigen Rosenzüchtungen. Das Highlight jedoch war eine Grotte, der großen Blauen auf Capri nachempfunden. Das Motiv schien in Mode gewesen zu sein, denn auf dem Grundstück nebenan in der Prinz-Handjery-Straße 8 sind weitere Reste einer Tuffsteingrotte mit Wasserbecken aus dem Jahr 1895 zu sehen.

Die historischen Zeichnungen für die Knesebeckstraße 1 zeigen die heute aufgearbeitete und teilerneuerte Zaunanlage. Eine Außenanlagenplanung ist leider nicht bekannt.

Text: Michaele Brunk

Redaktion: Dr. Jörg Rüter