Fotos: Ada Kny

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„Die Häuser sind musterhaft, von einer sehr einfachen Modernheit und vor allem äußerst heiter… Gewiß, solche Häuser machen noch nicht das Glück aus, zumindest laden sie zum Glücklichsein ein“, schwärmt ein französischer Journalist, der 1930 die Onkel-Tom-Siedlung besuchte.

Das Haus im Hochwildpfad 52 gehört zu dieser Siedlung und liegt nördlich der Argentinischen Allee in dem Bereich, der von dem Architekten Bruno Taut gebaut wurde.

Das Haus strahlt wieder in seinem originalen Zustand, so wie es vor fast 100 Jahren gebaut wurde.  Tauts Grundidee und Haltung zu Kolorit und Form überzeugt und begeistert auch heute noch – farbenfroh mit scharfer Kontur und klarer Linienführung. Die Siedlung galt bereits in ihrer Entstehungszeit als mustergültiges Beispiel für den sozialen Wohnungsbau. Form und Farbe als Stilmittel waren einerseits Stein des Anstoßes, andererseits wurden sie zu Markenzeichen Tauts.

Und es wurde sogar in einer Annonce von 1930 mit der außergewöhnlichen Farbigkeit der Fassaden für die im „Farbentopf“ (fettgedruckt!) stehenden Eigenheime geworben. Nebenbei etablierte sich schon früh der Spitzname „Papageiensiedlung“. Wohlwollend oder eher despektierlich? Das flache Dach auf dem Kubus wurde heftig kritisiert und ließ den Zehlendorfer Dächerkrieg voll entflammen (Denkmale des Monats Januar 2013 und Oktober 2016). Intensive Farben und auch Flachdächer sind uns heute nicht fremd, beides ist im Stadtbild absolut üblich. Aus heutiger Sicht sind die Streitereien kaum vorstellbar. Die neuen Eigentümer des Hauses Hochwildpfad 52 wollten genau die bauzeitliche Fassung wiederherstellen und haben sich von den über die Jahre entstandenen Überformungen nicht abschrecken lassen.

Fotos: Ada Kny

Fotos: Ada Kny

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Vorher-Fotos zeigen gut, dass das Haus unterschiedliche, ästhetische Vorlieben und Moden ertragen musste. Versteckt war der rote Klinker, der an vielen Stellen zum Einsatz kommt. Je länger man das Haus studiert, desto mehr entdeckt man wichtige Details: die Rahmung der Hauseingangstür, das Eingangspodest selbst, die Einfassung der Kellerlichtschächte, die Dachabschlusskante, die Klinkerlisene als Abschluss der Häuserfront und die Seitenwände der Terrasse.

Den speckigen Glanz der Fassaden entfernte man und nach der Erneuerung und Reparatur des Putzes wurden die Fassaden mit den originalen, kunststofffreien Keim´schen Mineralfarben gestrichen. Die von Taut bewusst gewählten, intensiven Farbtöne sind Ausdruck von Lebensfreude und Naturverbundenheit. Das Grün in Richtung Osten leuchtet im kühlen Morgenlicht, das Rotbraun in Richtung Westen leuchtet in der warmen Abendsonne.

Die neuen Fenster haben wieder ihre alte Gliederung erhalten, die sich aus der Zweier- und Dreierreihung eines Formats ergibt. Ihre Rahmen und Flügel sind in den originalen Farben rhythmisiert. Man beachte die variierenden Abfolgen: weiß-gelbrot auf roter Wand und gelb-rot-weiß auf grüner Wand, gartenseitig hingegen gelbweiß-schwarz im Erdgeschoss auf hellgelber Fassade. Die Farben der Hauseingangstür reduzieren sich auf rot-weiß-grau.

Außerdem besonders hervorzuheben ist die mit einem Glasdach abgedeckte Terrasse, die nicht zum Wohnraum – wie sonst leider üblich – umgebaut wurde. Die Stahl-Glas-Konstruktion des Daches wurde repariert, der originale Fußboden aus Betonestrich, von Klinkerbändern in Feldern gefasst, rekonstruiert.

Die Garage existiert bereits seit der Bauzeit. Sie erhält im Rahmen der Arbeiten in den Außenanlagen wieder ihr zweiflügeliges Holztor. Auf eine baufachliche Betreuung sollte – unabhängig vom Denkmalschutz – nicht verzichtet werden! Zum erfolgreichen Abschluss ist sie unerlässlich, vor allem für das energetische Konzept, das individuell auf das Haus zugeschnitten werden muss: Das Haus Hochwildpfad 52 ist dafür ein mustergültiges Beispiel. Die baulichen Maßnahmen hat die Architektin Ada Kny geleitet, die energetischen Maßnahmen mit bewilligter KfW-Förderung die Denkmal-Energieberaterin Marianne Kammel.

Text: Michael Brunk
Redaktion: Dr. Jörg Rüter