„Der Kreisel“ Schloßstraße 80 in Steglitz. Foto: Baumann

Der Kreisel ist kein Denkmal…

…und wird in Kürze zu einem Wohnhochhaus umgebaut. Wir erinnern an das „Wahrzeichen des neuen Steglitz“ (Baedeker), an ein „eindrucksvolles Symbol der Verschwendung öffentlicher Gelder in West-Berlin“ (Harald Bodenschatz, Hans Claussen, u.a.) und an eine weithin sichtbare Landmarke.

Baujahr: 1968-1974 und 1977-1980
Höhe: 120,79 Meter, 34 Etagen mit 4 Sockelgeschossen
Entwurf: Sigrid Kressmann-Zschach
Baukosten: Ansatz 1968 mit 180 Mio. DM, 1980 abgeschlossen mit 323 Mio. DM

„Die letzten Geheimnisse wird der Bau nie preisgeben. Wer mag ihm wohl ansehen, dass seine Realisierung auch von Liebesaffären begleitet wurde. Da sage noch einer, diese Architektur sei seelenlos.“ – Sabine Weißler (eh. Leiterin des Kulturamtes Steglitz).

„Vergleichbar dem Telefunkenhochhaus am Ernst-Reuter-Platz, dem Europa-Center am Breitscheidplatz und dem ehemaligen Forumhotel am Alexanderplatz präsentiert sich der Steglitzer Kreisel als Bauwerk von herausragender städtebaulicher Bedeutung.“ – Harald Bodenschatz (Stadtplaner).

„Der Steglitzer Kreisel ist das bauliche Symbol einer vergangenen und überwundenen Epoche der Stadtgeschichte. Überwunden? Ist diese Manifestation morbider Hybris in unserer ach so aufgeklärten, weil durch Fehler erfahrenen Zeit nicht mehr denkbar? Nicht am Zoo, nicht am Alexanderplatz?“ – Cornelius Hertling (Architekt).

„Es zeugt von dem Geschick der Architektin und Unternehmerin, die Akteure der öffentlichen Hand auf Senatsebene in ein Projekt zu verstricken, für das keine nachweisbare Nachfrage bestand und das erbarmungslos am Bedarf vorbeigebaut wurde.“ – Der Spiegel.

„Der Kreisel steht allein. Er ist ein Solitär. Seine strenge Architektursprache, die nicht einmal die Eleganz ihrer historischen Vorbilder erreicht, ist der Klassischen Moderne entlehnt. Sie soll Rationalität, Pragmatismus und Leistungsfähigkeit vermitteln; tatsächlich ist der Steglitzer Kreisel ein Produkt der Habgier.“ – Christiane Borgelt (Architektin u. Stadtplanerin).

„Kressmann-Zschach beschäftigte unter den rund 180 Arbeitnehmern ihrer diversen Firmen zwei Mitglieder des Abgeordnetenhauses, von denen mindestens einer gleichzeitig zu ihren Geldgebern gehörte, sowie den Schwiegersohn des Finanzsenators. Sie kannte alle, sie erfuhr alles, und wenn irgendwo von Staates wegen ein dickes Ding geplant wurde, dann sicherte sie sich rechtzeitig die alles entscheidenden Parzellen.“ – Harald Martenstein (Journalist)

„Männer, Geld und Häuser kann man nie genug haben.“ – Sigrid Kressmann-Zschach (Architektin des Kreisels).

Text: Christoph Noack, Stadtplanung
Redaktion: Dr. Jörg Rüter
Denkmalschutzbehörde Steglitz-Zehlendorf