Bei Führungen erklärt Wolfgang Holtz Steglitzern und Gästen die Geschichte des Stadtparkes. Foto: Gogol

Wenn jemand etwas über Steglitz weiß, dann ist es Wolfgang Holtz. „Der Steglitzer“ steht auf der Visitenkarte des Heimatkundlers. In mehreren Büchern hat sich der frühere Grundschullehrer der Geschichte seines Bezirks gewidmet, etwa Südende und dem Friedhof an der Bergstraße. Jetzt hat er, wieder zusammen mit Christian Simon, ein Buch zum Stadtpark Steglitz geschrieben. Das Manuskript hat er gerade abgegeben. Nur die Bildunterschriften fehlten noch, sagt er.

Es ist Sonnabendvormittag, eine kleine Gruppe hat sich am Eingang der Stadtparks eingefunden. Unter ihnen auch Wolfgang Holtz. Er wird die Gruppe durch den Park führen.

„Die Steglitzer sind schon tausendfach im Park gewesen, sie kennen ihn aber nicht“, ist Holtz überzeugt. Auch er habe den Stadtpark verhältnismäßig schlecht gekannt – vielleicht eine Viertelstunde hätte er darüber reden können. Jetzt seien es sechs Stunden. Die Recherche habe einen solchen Spaß gemacht, „wir mussten einfach ein Buch darüber schreiben“, so Holtz.

Seine Führung beginnt er an der „lautesten Stelle“ des knapp 14 Hektar großen Parks, am Haupteingang an der Albrechtstraße. Und schon dort stellt Holtz erst einmal etwas richtig. Dass der Park in diesem Jahr 100 Jahre wurde, sei nur „halb richtig“. 1912 sei nur das Parkrestaurant mit großen Fest und Feuerwerk eröffnet worden. Der Park war erst 1914 ohne Einweihung freigegeben worden, schon damals „großkotzig“ als Stadtpark bezeichnet, obwohl Steglitz keine Stadt war. Erst 1920 wurde die Landgemeinde zum Berliner Stadtteil.

Der Park sei „etwas Besonderes von Anfang an“ gewesen, denn die Parkbesucher durften die Rasenflächen betreten. Der Park sollte den zahlreichen Familien, die dort wohnten aber keinen Garten hatten, die Möglichkeit geben, sich zu erholen und den Kindern, sich auszutoben, erzählt Holtz.

Viel erfahren habe er in den vergangenen knapp zwei Jahren, die er an dem Buch gearbeitet habe. Während sein Kompagnon Christian Simon in den Archiven suche, quatsche er lieber mit den Leuten, so der Steglitzer. Zusammen haben sie so erfahren, dass auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule einst drei Tennisplätze waren und dass die Ulmen, die einst die Brückenstraße (die Hauptallee) zierten, durch den Ulmensplintkäfer zugrunde gegangen waren. Sie wurden 1927 durch Ahornbäume ersetzt. Und wer weiß denn heute noch, dass an der Stelle des Musikpavillons vor dem Zweiten Weltkrieg eine Planschwiese zum Baden einlud?

Zahlreiche Bilder hat der Heimatkundler beim Rundgang dabei, um zu zeigen, wie der Park einst aussah. Eines zeigt sogar seine langjährige Verbundenheit zum Park: Wolfgang Holtz als Vier- oder Fünfjähriger sitzt mit seinem Vater auf der Brückenmauer. Das Bild soll ebenfalls noch in das Buch.

Vor allem an der Sedanstraße sind Bilder wichtig, denn von den bürgerlichen Häusern, die dort einst standen, ist wenig zu sehen. Fast alle wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört, erzählt Holtz. An der Stelle, wo jetzt zum Beispiel das Haus der Jugend „Albert Schweitzer“ Am Eichgarten steht, war früher ein Feierabendheim für pensionierte Lehrerinnen.

Auch kleine Schmuckstücke hat Holtz während seiner Arbeit an dem Buch entdeckt. Etwa die Figur des Bacchus von Richard Ohmann. Sie steht ganz versteckt in der Nähe des kleinen Teiches. „70 bis 80 Prozent der Besucher kennen sie nicht“, ist sich Holtz sicher. Auch das alte Steglitzer Wappen ist noch zu finden – an den Laternen im Park.

Doch so schön der Park auch sei, es gebe vieles noch zu tun, findet Holtz. So ist der alte Überlauf zum Springbrunnen zugewachsen, ein hässliches Gitter steht auf der Wiese nahe des Überlaufs, Bänke und Wände sind häufig mit Graffiti beschmiert. Auch der Eingang an der Brückenstraße findet nicht seine Zustimmung, vor allem eine Einfassung aus Waschbeton sei „schrecklich“.

Anlässlich des richtigen Stadtpark-Jubiläums in zwei Jahren will das Bezirksamt sich dessen aber annehmen, weiß Holtz. Bis dahin wird sein Buch aber wahrscheinlich schon vergriffen sein. Es erscheint pünktlich in der Vorweihnachtszeit, wahrscheinlich zum 1. Advent, in einer Auflage von 1.500 Stück bei der AVI Arzneimittel-Verlags GmbH.

(go)