Martin Faas (links) und Wolfgang Imenhausen freuen sich, dass nun endlich auch der letzte Teil des Liebermann-Gartens wiederhergestellt werden konnte. Foto: Gogol

Endlich erstrahlt der Garten der Liebermann-Villa wieder in altem Glanz. Nach fast 20-jährigem Ringen feiert die Max-Liebermann-Gesellschaft am Sonntag, 11. Mai, die Wiederherstellung der Heckengärten auf der Seeseite des Grundstücks.

„Man hat endlich wieder den Durchblick zum Wasser. Man kann mit der Rahmung durch das Heckentor die Segler und Ruderer auf dem Wannsee sehen“, freut sich Wolfgang Immenhausen, 2. Vorsitzender der Max-Liebermann-Gesellschaft. „Es ist die zweite spektakuläre Sichtachse im Garten“, ergänzt er. Und die konnte erst jetzt wieder sichtbar gemacht werden. Denn noch bis vor zwei Jahren endete die Sicht in Richtung Wannsee an einem Lattenzaun des Wassersportclubs Klare Lanke.

Liebermann hatte die Heckengärten 1909/10 zu einem Drittel auf einem Weg errichtet, den er zu seinem Grundstück dazugepachtet hatte. Nach dem Verkauf des Grundstücks 1940 wurde der Weg wieder abgetrennt und anderweitig genutzt, zuletzt vom Wassersportclub, der dort seine Boote zu Wasser ließ. 2012 konnte die Liebermann-Gesellschaft nach langen, zähen Verhandlungen und einer Abstandszahlung von 180.000 Euro das Flurstück zurückkaufen. Insgesamt fast eine halbe Million Euro habe man insgesamt investiert, nur um das Gelände freizukaufen, berichtet Museumsleiter Dr. Martin Faass. „Ich habe mich geschämt für die Stadt Berlin, dass sie hier jahrelang nichts getan hat“, erklärt Immenhausen.

Die Heckengärten sind drei mit Hainbuchen voneinander abgetrennte „grüne Kammern“: das Lindenkarree, der ovale Garten und der Rosengarten. Dahinter bis zum Wasser hat die Liebermann-Gesellschaft wieder einen Obstgarten angelegt, wie ihn der Hausherr einst hatte, mit Aprikosen-, Pflaumen- und Quittenbäumen.

Max Liebermann hatte zusammen mit dem Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, den Garten des Hauses geplant. Die Pläne sind leider verloren, doch mit Hilfe von Liebermanns Bildern, von Fotos und nicht zuletzt Luftaufnahmen vom Anfang der 1930er Jahre konnten der Garten und die Wegebeziehungen wiederhergestellt werden. „Die Heckengärten sind das Herzstück der Planung“ so Faass.

Auch bei der Bepflanzung ließ man sich von den Gemälden Max Liebermanns inspirieren. Von 1910 bis 1934 malte der Hausherr immer wieder die Heckengärten – und ließ sie, je nachdem wie er Lust hatte sie zu malen, bepflanzen. Der ovale Garten beispielsweise ist derzeit bepflanzt wie auf einem Bild, das Liebermann 1927 anlässlich seines 80. Geburtstags malte. So haben die Gärtner kleine Beete in die Rasenflächen gesetzt, Blumen und Stämmchen entsprechend der Farbgebung auf dem Gemälde gepflanzt. „Das ist hier die Besonderheit: der enge Zusammenhang zwischen Kunst und Gartenkunst“, sagt Immenhausen. Allerdings muss er zugeben, dass man sich nur nach den Farben richten konnte, denn welche Blumen damals wirklich dort standen, das kann man aus den Bildern nicht ablesen.

An ihren alten Platz kehrte die Bank zurück, die oft in Liebermanns Bildern zu sehen ist, als Lieblingsplatz seiner Enkelin Maria und deren Kinderfrau. Ebenfalls wieder am richtigen Platz steht der Teepavillon. Er wurde direkt an den See gesetzt, wo derzeit der Steg wieder aufgebaut wird.

Fördergelder in Höhe von 263.000 Euro für die Wiederherstellung gab es vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien. „Das ist die Bestätigung, dass es sich um ein nationales Gartendenkmal handelt“, sagt Faass.

Passend zur Wiederherstellung zeigt die Liebermann-Villa eine Ausstellung zu den Heckengärten mit 22 Bildern Max Liebermanns, die zwischen 1916 und 1928 entstanden sind. Sie zeigen, wie sich der Künstler mit den Gärten auseinandersetzte und welche Rolle sie in seinem Gartenkonzept spielten.

Eröffnet werden die Heckengärten und die Ausstellung am Sonntag, 11. Mai, um 15 Uhr. Anschließend ist die Schau bis 31. August in der Villa zu sehen.

(go)