Dialog am Waldsee in Zehlendorf

Dialog am Waldsee in Zehlendorf

„Dialogveranstaltung“ im Garten des Hauses der Jugend, Foto: Berthold Baldus

 

Gemessen an der hohen Beteiligung von Politikern, Bezirksvertretern, Presse, Umwelt-Aktivisten und Anwohnern war die Veranstaltung am Waldsee ein voller Erfolg. Und wenn man den dort gemachten Zusagen der Entscheidungsträger*innen glauben darf, wäre der Erfolg umso größer…

Aber der Reihe nach: Am 29. August 2022 hat das Aktionsbündnis Kleingewässer des BUND gemeinsam mit dem Waldsee-Verein zu einer „Dialogveranstaltung“ in den Garten des Hauses der Jugend geladen. Der schlechte Zustand des Waldsees wurde dabei nicht nur diskutiert, sondern auch in Augenschein genommen. Die Anwohner*innen haben die illustre Gästeschar in acht Booten über den See und direkt rein in die Hornkraut-Brühe und den Schlamm am Südende des Sees geschippert. Dort ergießen sich bei Regen die ungereinigten Straßenabwässer von vielen Hektar Stadtfläche mit allem Dreck, den man sich nicht vorstellen möchte, in den idyllischen Waldsee. Die Folge: Gestank, Verschlammung, übermäßiger Algenwuchs.

Da gab es dann besorgte Gesichter, Kopfschütteln und die dazu passenden Pressefotos von den anwesenden Politiker*innen aus Abgeordnetenhaus und Bezirk. Schnell war man sich einig: das ist nicht nur unschön für die Anwohner*innen. Die Vernachlässigung des Sees ist vor allen Dingen auch überhaupt nicht gut für die Natur. Der Waldsee-Verein weiß das schon seit langem: Zahlreiche, von uns in Auftrag gegebene Gutachten, Studien oder auch Fisch- und Amphibienzählungen beweisen, wie die Natur zusehends leidet.

Zurück an Land wurde ausgiebig diskutiert, was zu tun sei. Schnell wurde deutlich, dass schon seit langem unstrittig ist: Als Sofort-Hilfe-Maßnahme ist eine Entschlammung des belasteten Südteils des Sees notwendig. Nur Geld dafür war bisher nie da. Doch jetzt nach der eindrücklichen Bootsfahrt kam plötzlich Bewegung in die Sache:

Der Vorsitzende des Umweltausschusses im Abgeordnetenhaus, Dr. Turgut Altug, verkündete, am Geld solle und werde es nicht scheitern. Die anwesenden Bezirksverordneten versprachen, einen entsprechenden Antrag erneut in die BVV einzubringen. Und der Bezirkstadtrat, Urban Aykal, kündigte seinen Einsatz dafür an, dass der Senat die benötigten Gelder auch wirklich locker macht.

Auch beim zweiten großen Anliegen der Anwohner*innen gab es etwas Bewegung: Der Verhinderung von Hochwasser. Bei langanhaltendem Regen droht am Waldsee Hochwasser, denn es gibt drei Zuläufe und keinen Ablauf. Der Überlauf in den Schlachtensee wurde 1988 zugemauert, da man das „dreckige“ Waldseewasser im Schlachtensee nicht mehr haben wollte. Die Anlieger*innen am See haben aber in ihren Grundbüchern eingetragen, dass sie Hochwasser nur bis zu 60 cm über Normal-Pegel dulden müssen und das auch nur für kurze Zeit.  Klar, denn sonst gibt es ernsthafte Schäden. Und genau das ist wiederholt passiert, zuletzt 2017 als das Hochwasser fünf Wochen lang anhielt. Abgesehen von Wasser in einigen Kellern – schlimm genug – sind dadurch 80 Bäume abgestorben. Das entspricht einer ganzen Allee große alter Bäume!

Noch halten sich zahlreiche andere Bäume angeschlagen am Seeufer. Ein weiteres Hochwasser kann auch denen jederzeit den Garaus machen. Unkontrolliertes Hochwasser darf sich daher nicht wiederholen! Die einfachste Lösung wäre, den Kanal zum Schlachtensee wieder zu öffnen. Und damit dann kein Dreckwasser in den Schlachtensee fließt, wäre es sinnvoll, vorher den Waldsee zu entschlammen. So einfach ist das!

Die Finanzierung der Entschlammung, der Hochwasserschutz und die nachhaltige Sanierung des Waldsees sollen jetzt an einem Runden Tisch beraten werden, zu dem der Bezirksstadtrat Aykal alle „Player“ – Politiker*innen aus Senat und Bezirk, Verwaltung, Berliner Wasserbetriebe und den Waldseeverein – im Oktober einladen wird. Hat er zumindest versprochen.

Die Mitglieder des Waldseevereins nahmen diese Ankündigung verhalten erfreut zur Kenntnis. Echter Jubel kam trotzdem nicht auf. Dafür sind die langjährigen Erfahrungen mit den Versprechen von Politik und Behörden zu negativ. Aber ein kleiner Funke Hoffnung hat sich doch geregt.

 

Iris Pribilla

 

 

 

 

 

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