"Kreuzung" (links) ist eines der Bilder von Süheyla Asci, die in der Schwartzschen Villa zu sehen sind. Fotos: Gogol

Im Mai 2011 begegneten sich die Malerin Süheyla Asci und der Fotograf Ingolf Seidel auf einem internationalen Kunstsymposium und entdeckten trotz sehr unterschiedlicher Herkunft und Arbeitsweisen am gleichen Thema einen ähnlichen Umgang mit Kunst. Ein enger Austausch folgte, beide haben sich in ihren Sicht- und Arbeitsweisen aufeinander zu bewegt. Diese Entwicklung ist als Dialog in der Ausstellung „neu zu voll“ zu sehen, die am Dienstag in der Schwartzschen Villa eröffnet wurde.

Süheyla Asci sieht als die wichtigsten Elemente ihrer Arbeit Farbe und Spontanität. Bei ihr zählt der Augenblick, nicht das Ziel. „Sie liebt die Suche während des Arbeitsprozesses, was man im Türkischen mit ‚Dogaclama‘ umschreiben kann. Die Suche ist wichtiger als das fertige Bild“, schreibt der Kunsthistoriker Cetin Güzelhan über Asci. Die Künstlerin arbeitet in drei Stufen am ihren Werken. Zunächst beginnt sie im Miniaturformat. Einige dieser Arbeiten, bei der auch die Kaligrafie eine große Rolle spielt, finden sich ebenfalls in der Ausstellung wieder. Diese  Bilder erhalten eine Erweiterung, eine Vergrößerung. Im dritten Schritt werden einige dieser Werke dann zu großflächigen Leinwandmalereien ausgebaut. „Während die Miniaturformate einzelne Ideenblitze zeigen, bieten ihre grossformatigen Leinwandbilder ein reichhaltiges Ganzes, ohne die Spontaneität und die Kreativität am Werk zu verlieren“, so Güzelhan.

Ebenfalls in mehreren Stufen entstehen die Bilder des Fotografen  Ingolf Seidels, die er „Diacollagen“ nennt. Kunstvoll übereinander gelegte Bilder hinterlassen manchmal einen surrealen Eindruck. Fast wie Geister wirken so etwa die Musiker im Chelsea-Hotel 1.  „Ich nutze meine fotografischen Mittel wie ein Maler den Pinsel“, sagte  Seidel einmal in einem Interview über seine Arbeit.

Süheyla Asci wurde 1961 in Kars/Türkei geboren. Sie studierte an der Hochschule der Künste Bremen und wechselte nach einem Studienaufenthalt in Frankreich zur Hochschule der Künste Berlin. 1996 wurde sie zur Meisterschülerin ernannt. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Ingolf Seidel wurde 1966 in Gera geboren, wo er nach dem Abitur Facharbeiter per Erwachsenenqualifizierung wurde und seit 1986 freiberuflicher Fotograf. Bis 2001 hat er als Theaterfotograf besonders für die Regisseure Frank Castorf, Andreas Kriegenburg oder Peter Konwitschny gearbeitet. Seit 1990 ist er zudem Autor, Regisseur und Kameramann, unter anderem für den rbb. Er lebt in Vehlow in der Prignitz.

*

Die Ausstellung „neu zu voll“ ist bis 11. November, dienstags bis freitag sowie sonntags von 10 bis 18 Uhr, sonnabends von 14 bis 18 Uhr in der Schwartzschen Villa, Grunewaldstraße,  zu sehen. Der Eintritt ist frei.

(sn)