Ab sofort haben auch Jugendlich, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, keine Problem mehr, in die Jugendfreizeiteinrichtung Düppel zu kommen. Darüber freuten sich Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto, Herbert Dold, die Geschäftsführerin der Tandem BQG Brigitte Bollinger, Raymund Litta von er Jugendverwaltung des Bezirksamtes und Projektkordinatorin Kirija Thurairajah (von links). Foto: Gogol

Die Idee ist ganz einfach: Kinder und Jugendliche mit Behinderung besuchen ganz normal eine Jugendfreizeiteinrichtung im Bezirk, um dort gemeinsam mit anderen Kindern und Jugendlichen Zeit zu verbringen, zu spielen und zu quatschen.  Doch was so einfach klingt, ist in der Realität eher die Ausnahme. Aber nicht in der Jugendfreizeiteinrichtung Düppel, denn die ist jetzt inklusiv. Am Freitag wurde das gefeiert. Düppel ist die zweite inklusive Freizeiteinrichtung in Steglitz-Zehlendorf.

Seit mehreren Jahren wird Inklusion bereits erfolgreich in der Jugendfreizeiteinrichtung Marshallstraße praktiziert. So erfolgreich, dass der Platz eng wurde, berichtet Herbert Dold, Bereichsleiter Kinder- und Jugendhilfe bei der tandem BQG, die das Projekt betreibt. Also suchte man nach einer weiteren Freizeitstätte. Vor drei Jahren, bei einem Sommerfest, kam die Rede auf die Jugendfreizeiteinrichtung Düppel, erinnert er sich.

Der Wille sei bei allen Beteiligten da gewesen, sagt Dold, doch es fehlte das Geld für den Umbau. Rund 60.000 Euro waren dafür notwendig. Doch mit Hilfe von „Ein Herz für Kinder“ gelang es. Dass die Stiftung sich engagierte ist vor allem einem Film zu verdanken, den die tandem BQG mit Schülern der Biesalksi- und der Pestalozzi-Schule drehte und der zeigt, wie schwierig es für Jugendliche mit Rollstuhl ist, sich in einer „normalen“ Freizeiteinrichtung zu bewegen.

Innerhalb von sechs Wochen fanden die Umbauarbeiten statt. Die Toiletten wurden behindertengerecht, der Eingang erhielt eine Rampe für Rollstuhlfahrer. Zusätzlich stellt die tandem BQG der Einrichtung drei Mitarbeiter, die Bindeglied sein sollen zwischen den Jugendlichen mit und ohne Handicap, erklärt Kirija Thurairajah, die Koordinatorin der Kinder- und Jugendarbeit bei tandem. Sie sollen den Kontakt anbahnen, sich dann aber auch zurückziehen, um den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, Freundschaften zu entwickeln, erklärt sie.

Thurairajah freut sich, dass das Projekt verwirklicht werden konnte. „Die Kids müssen aus den Förderzentren raus“, sagt sie. Oft hätten die Kinder ihre Freizeit zu Hause oder in der Schule verbracht, berichtet Dold.  „Behinderte Jugendliche brauchen einen jugendgemäßen Rahmen“, findet er. Für sie sei es oft schwerer erwachsen zu werden, für ihre Eltern schwer sie erwachsen werden zu lassen. Doch gerade in einer Jugendfreizeiteinrichtung lernten sie lebenspraktische Dinge, wie etwa mit dem Bus dorthin zu fahren, erklärt Dold.

Durch dieses Projekt werde behinderten Jugendlichen der Zugang zu einem an alle Jugendlichen gerichteten Angebot verschafft, das bedeute für sie Selbstbestimmung, die Entwicklung von Kompetenzen und Eigenverantwortung, sagte eine Vertreterin der Schulaufsicht Steglitz-Zehlendorf.

Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) zeigte sich stolz auf den Bezirk, der nun eine zweite inklusive Jugendfreizeiteinrichtung hat. Sie bedankte sich bei allen Beteiligten, die dies möglich gemacht hatten und zeigte sich gespannt, wo wohl die dritte inklusive Jugendfreizeiteinrichtung eröffnet wird.

 (go)