Interessiert hörten die Anwohner zu, was Stephan Allner (mit Mikrofon) und Andreas Becher zu erzählen hatten. Foto: Gogol

Im Film entstand das neue Wohngebiet auf dem Gelände des Oskar-Helene-Heims am Dienstagabend in rasender Geschwindigkeit: Abriss und Neubau in wenigen Sekunden. In der Realität wird das etwas länger dauern: Bis Weihnachten 2014.

Was bis dahin passieren soll, stellten Stephan Allner, Geschäftsführer der „Die Wohnkompanie Berlin“, und Architekt Andreas Becher, von Becher + Rottkamp, bei einer Anwohnerversammlung vor. Rund 70 Interessierte, darunter Bezirksstadtrat Norbert Schmidt (CDU) und einige Mitglieder der Bezirksverordnetenversammlung, waren in den Vorlesungssaal des Oskar-Helene-Heims gekommen, um sich über die Pläne für das Wohnareal informieren zu lassen. Die sind allerdings noch nicht abgesegnet. Der Bauantrag ist zwar eingereicht, aber noch nicht genehmigt.

Während rechts des Direktorenhauses – das als einziges die Abrissarbeiten überstehen wird – das Medizin- und Wellnesszentrum entstehen soll, wird links davon Wohnungsbau stattfinden. Neben den alten Gebäuden und ein paar Bäumen wird das Gelände an der Clayallee noch etwas verlieren: seinen Namen. Aus dem Oskar-Helene-Heim soll soll auf der einen Seite der Oskar-Helene-Park und auf der anderen Seite der Gesundheitsstandort „eins – alles für die Gesundheit“ werden, so Becher.

Entlang der Clayallee sollen verklinkerte Reihenhäuser entstehen. Da diese in offener Bauweise errichtet werden, sollen zwischen den drei Baukörpern mit jeweils vier beziehungsweise fünf Reihenhäusern Mini-Orangerien entstehen, die auch als Lärmschutz dienen. Der Grünzug an der Straße soll erhalten bleiben. Zudem sind Vorgärten geplant. Es solle ein „grüner Wohnstandort“ werden, das sei auch aus Vermarktungsgründen wichtig, betonte Allner. Die Parkmöglichkeiten werden hinter den Häusern liegen.

Hinter den Reihenhäusern sollen sieben Häuser mit Geschosswohnungen gebaut werden, darunter eine Tiefgarage.  Diese Häuser sollen höchstens drei plus Staffelgeschoss haben. Sie werden maximal zwölf Meter hoch werden.  An der Grenze zur Waltraudstraße sind wiederum Reihenhäuser geplant, die zweigeschössig werden sollen, teilweise mit Staffelgeschoss. Die Höhe soll maximal acht Meter betragen. Der Abstand zu den Nachbarn beträgt  mindestens 15 Meter, manchmal mehr, da die Bauten ein wenig versetzt seien.

Der Wald wird als Wald erhalten bleiben, betonte Allner, ebenso das Schwesternheim.

Sie hätten versucht, sich dem Duktus der alten Häuser unterzuordnen, „ohne sich zu sehr anzubiedern“, erklärte der Architekt seine Ideen, die aber nicht jedem im Raum gefielen. So hatte sich eine Anwohnerin Häuser im klassischen englischen Landhausstil vorgestellt und vermisste die Individualität des Architekten. Doch auf eine Diskussion über Stile wollten sich die Planer an diesem Abend nicht einlassen.

Viele Anwohner interessierten ganz praktische Dinge, etwa wie lange der Abriss dauern wird. Das dies in zwei Monaten gelingen soll, wie Allner sagte, wollten viele Anwesende nicht so recht glauben. „Das schaffen sie nicht“, hörte man aus dem Publikum. Patienten machten sich Sorgen, um den Standort ihrer Ärzte. Doch da versicherten die Bauherren, dass alle medizinischen Einrichtungen erhalten blieben. Zuerst würden die neuen Gebäude errichtet, dann können die Ärzte einziehen. Erst dann sollen die alten Häuser abgerissen werden, beruhigte Jürgen Kahl von der KEC Planungsgesellschaft mbH, die den Gesundheitsstandort entwickelt, die Zuhörer. Parkplätze an der Clayallee und die dortige Bushaltestelle sollen während der Bauarbeiten weiterhin genutzt werden können, versicherte Allner auf Nachfrage der Anwohner.

Auch um das Baurecht machte sie einer der Zuhörer Sorgen. Darauf konnte Sabine Lappe, Leiterin des Fachbereichs Stadtplanung im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, Antwort geben. So richte man sich nach dem Paragrafen 34 des Baugesetzbuches, der besagt, dass, wenn es keinen rechtsgültigen Bebauungsplan oder andere Vorschriften gibt, sich die neue Bebauung in die nähere Umgebung einfügen muss und die neue bebaute Fläche der alten entsprechen muss. Dies sei mit dem Bau von Wohnanlagen und medizinischen Einrichtungen erfüllt.

Nach rund eineinhalb Stunden waren die meisten Fragen der Anwohner beantwortet. Einzelne wurden in persönlichen Gesprächen anschließend geklärt.

Wenn der Bauantrag genehmigt ist, soll mit den Abrissarbeiten in diesem Winter begonnen werden.

(go)