Über die Herausforderungen der Drogenberatung wurde auf dem Podium diskutiert. Foto: Gogol

Als die Caritas Suchtberatung an der Königsberger Straße ihre Arbeit aufnahm, galten Alkoholiker nicht als krank, sondern als charakterschwach. Menschen, die Drogen nahmen, waren wenn nicht kriminell, dann wenigstens haltlose, von bösen Dealern verführte Menschen. Das war 1972. Seitdem hat sich einiges verändert. Auf diese 40 Jahre blickten am Freitag Mitarbeiter und dem Haus Verbundene zurück.

Die Beratungsstelle an der Königsberger Straße war die erste Drogenberatungsstelle in Berlin. Viele Karrieren hätten dort begonnen, erzählte Christine Köhler-Azara, Drogenbeauftragte des Landes Berlin, die natürlich zum Gratulieren vorbeigekommen war. Auch der 1. Drogenbeauftragte des Landes habe hier seine Wurzeln, berichtete sie.

Vor 13 Jahren übernahm Angelika Teichmann die Leitung der Beratungsstelle. Heute sei sie eine andere Einrichtung als damals. Alkohol- und Medikamentensucht waren da noch getrennt von der Drogensucht. Mittlerweile arbeitet man jedoch integriert. Für viele Mitarbeiter sei dies eine erhebliche Umstellung gewesen, erinnerte sich Teichmann. Das betreute Einzelwohnen wurden erweiterte, ebenso die Gruppenangebote. Die Jugend- und die Haftarbeit wurde intensiviert. Das alles habe „viel Schweiß und Arbeit“ gekostet, sagte Teichmann. Dafür bedankte sie sich bei ihren Mitarbeitern. „Ich bin stolz auf mein Team, auf jeden einzelnen“ rief sie ihnen zu.

Monsignore Ulrich Bonin, Caritasrektor, übernahm nicht nur die Aufgabe wahr, den Segen zu sprechen, sondern gratulierte ebenfalls zu diesem „unrunden Jubiläum“, wie er zunächst fand. Doch die 40 sei eine „sprechende Zahl“, der auch in der Bibel große Bedeutung zukäme. 40 Jahre wanderte das Volk Israel durch die Wüste, 40 Tage und 40 Nächte dauerte die Sintflut, 40 Tage fastete Jesus und 40 Tage war Elia zum Berg Horeb unterwegs. Gerade die letzten beiden Bibelgeschichten passen auch gut zu einer Einrichtung wie die Drogenberatungsstelle. Die Versuchungen, die einem nach einer langen Zeit des Fastens reizen, kennen wohl viele Abhängige. Auch in Elias, der stets depressiv und müde ist, der Anreize braucht, um es bis ans Ziel zu schaffen, mag sich manch einer wiedererkennen.

In Vertretung von Prof. Dr. Ulrike Kostka, Direktorin Caritasverband für das Erzbistum Berlin, richtete Caritas-Bereichsleiter Rolf Göpel das Wort an die Runde und lobte die Arbeit der Einrichtung. Sie habe sich stets den Herausforderungen und neuen Aufgaben gestellt, die auf sie zukamen. Die Mitarbeiter kümmerten sich um die Schwachen und an den Rand gestellten. Und wenn Worte manchmal nicht reichten, werde die Tischtennisplatte rausgeholt. Göpel blickte aber auch nach vorne. Eine der zentralen Aufgaben sei es, zusammen mit Partnern aus diesem Bereich eine nachhaltige Suchthilfestruktur zu entwickeln. Aber ohne die richtige finanzielle Ausstattung sei das nicht möglich. Er sorge sich, dass der finanzielle Druck in Berlin zu weiteren Einsparungen bei der Drogenberatung führen könnte.

Nach all den Glückwünschen für die vergangenen 40 Jahre, wurde ein Blick auch in die Zukunft geworfen. Bei einer Podiumsdiskussion ging es um die Herausforderungen, die auf die Drogenberatung zukommen. Aber es wurde auch gefeiert, mit Torte und alkoholfreien Cocktails.

(go)