Elternlotsinnen Katrin Reiner und Ria Rübel kümmern sich um junge Eltern in Steglitz-Zehlendorf. Foto: Baumann

Wenn Katrin Reiner und Ria Rübel zusammenkommen, stehen bei ihren Gesprächen einzig junge Familien aus dem Bezirk im Mittelpunkt. Denn die beiden Frauen teilen sich eine Aufgabe: Sie sind Elternlotsinnen in Steglitz-Zehlendorf.

Seit 2013 betreuen die Elternlotsinnen junge Mütter und Väter aus dem Bezirk. Sie beraten die Familien umfassend und stehen ihnen in verschiedenen Lebenslagen mit Rat und Tat zur Seite.

Elternlotsen ist ein Angebot der „Frühen Hilfen“. „Unsere Aufgabe ist es, jungen Müttern und Vätern von der Schwangerschaft bis zum dritten Geburtstag des Kindes beratend zur Seite zu stehen. In Gesprächen versuchen wir herauszufinden, was die Familie braucht, um sie dann an die passenden Stellen zu verweisen“, erklärt Katrin Reiner. „Jede Familie hat andere Bedürfnisse und wir versuchen, für sie ein passgenaues Angebot zusammenzustellen“. Dafür sei eine enge Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten aus dem Bezirk von entscheidender Bedeutung. „Es findet ein regelmäßiger Austausch mit dem Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, dem Familienbüro, der Beratungsstelle für Frühgeborene, dem Regenbogenfamilienzentrum, aber auch mit Entbindungsstationen, Gynäkologen und Kinderärzten statt“, so Ria Rübel. Nur wenn alle Fachleute aus dem Bezirk zusammenarbeiten und sich austauschen, sei es den Elternlotsen möglich, die Familien umfangreich und eben passgenaue zu beraten und an die richtigen Stellen zu verweisen.

„Jedes Kind hat das Recht auf Eltern, denen es gut geht“

Als Angebot der „Frühe Hilfen“ sei es die Aufgabe der Elternlotsen, die Eltern frühzeitig zu unterstützen, um das Leben der Familien nachhaltig zu verbessern. Es gehe nicht nur um akute Hilfe, sondern vor allem um Prävention. „Wir versuchen den Eltern alles Nötige an die Hand zu geben, damit es gar nicht erst zu Akut-Situationen kommt“, so Reiner. „Jedes Kind hat das Recht auf Eltern, denen es gut geht. Wenn es den Eltern gut geht, geht es auch den Kindern gut. Und genau das ist unser Ziel – die Eltern in ihrer neuen Lebenslage zu stärken.“

„Niemand kann einen so an seine Grenzen bringen, wie das eigene Kind. Und zwar bei jeder Emotion. Nicht nur Stress und Wut auch Liebe und Sorgen werden durch ein Kind um ein Vielfaches verstärkt“, so Reiner. „Viele Eltern wollen sich aber oft nicht eingestehen, dass sie erschöpft sind und Hilfe brauchen. In unserer Gesellschaft haben die meisten das Gefühl, funktionieren zu müssen. Auch das ist unsere Aufgabe – den Eltern verständlich zu machen, dass es nicht nur vollkommen okay ist, Hilfe anzunehmen, sondern sogar von Stärke zeugt, zu erkennen, dass man Hilfe braucht“.

Die Elternlotsinnen beraten die Elternteile aber nicht nur, wenn es um Probleme oder die hohe Belastung im Alltag geht. „Wir informieren auch über ganz praktische Dinge, wie beispielsweise darüber, welche finanzielle Unterstützung den Eltern zusteht sowie wie und wo sie diese beantragen können“ so Rübel. Aber auch Eltern, die einfach nur Kontakt zu anderen Familien aus dem Bezirk suchen, seien bei ihnen genau richtig. „Wir bringen die Familien zusammen, indem wir beispielsweise Krabbelgruppen oder Eltern-Kind-Kurse wie Babymassage empfehlen.“ Es sei eben eine umfassende Beratung über eine gesamte Bandbreite des Elternseins, betonnen Reiner und Rübel.

„Vielen Familien tut es einfach gut, gesehen zu werden“

Auch Hausbesuche gehören zu ihrem Alltag. „Vielen Familien tut es einfach gut, gesehen zu werden. Wenn sie uns außerdem erst kennengelernt haben, fällt es vielen leichter, offener über ihre Bedürfnisse zu sprechen.“, so Ria Rübel. Unsere Arbeit soll so niedrigschwellig wie möglich sein.

Neben den Elternlotsen ergänzen die Familienhebammen das Angebot der „Frühen Hilfen“ in Steglitz-Zehlendorf. Familienhebammen haben eine zusätzliche Ausbildung. Sie begleiten die Familien bis zu einem Jahr lang und leisten nicht nur gesundheitliche, sondern auch psychosoziale Unterstützung.

Neben ihren Aufgaben als Elternlotsinnen sind Ria Rübel und Katrin Reiner auch in ihren „anderen Funktionen“ für das Wohl der Familien im Bezirk zuständig. So ist Ria Rübel nicht nur Elternlotsin, sie leitet zudem das Familienzentrum Lankwitz, ein Haus des Mittelhofs e.V. Zu den Angeboten des Familienzentrums gehören beispielsweise das Eltern-Kind-Turnen, das Eltern-Café, die Schreibaby-Ambulanz, Gymnastik für Schwangere, Elternthemenabende und vieles mehr.

Auch Katrin Reiner hat sich jungen Familien im Bezirk verschrieben. Sie ist sowohl Elternlotsin als auch Koordinatorin von wellcome, einem Projekt des Stadteilzentrums Steglitz. Dort vermittelt und koordiniert sie zum Beispiel Ehrenamtliche, die praktische Hilfe in den Familien mit Neugeborenen leisten.

„Alle Bereiche unserer Arbeit greifen ineinander“, erzählen die beiden Frauen. Es sei wirklich schwierig, die einzelnen Aufgaben auf verschiedene Projekte zu verteilen. „Alle Bereiche unserer Tätigkeiten greifen ineinander und ergänzen sich gegenseitig. Und am Ende kommt eben alles, was wir machen, den jungen Familien aus dem Bezirk zugute.“

(eb)

Weitere Informationen zu den Elternlotsen und den Angeboten der „Frühen Hilfe“ in Steglitz-Zehlendorf gibt es unter  www.fruehehilfen-sz.de.