Die Querelen um das Jagdschloss Glienicke im Jahr 2012 gaben den Anstoß für die Gründung eines Denkmalbeirates in Steglitz-Zehlendorf. Archiv-Foto: Manfred Brückels

Mit einem Schreiben vom 20. November 2017 haben sechs bislang im Denkmalbeirat des Bezirks tätige Denkmalexperten ihren sofortigen Rücktritt erklärt. Das teilte das Bezirksamt am 22. November in einer Pressemitteilung mit.

Der Denkmalbeirat wurde im Jahr 2014 mit dem Ziel eingerichtet, die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und das Bezirksamt in Fragen der Erhaltung und Sanierung von Bau- und Gartendenkmälern beratend zu unterstützen. Neben den Mitgliedern der Fraktionen und des Bezirksamts wurden auch sechs unabhängige Denkmalexperten, Frau Prof. Dr. Abri, Herr Dipl.-Ing. Augustin, Herr Prof. Dr. Budde, Herr Prof. Dr. Köhler, Herr Prof. Dr. Krohm und Frau Prof. Dr. Müller-Hofstede, auf Vorschlag der Fraktionen in den Denkmalbeirat berufen. Ihre fachliche Kompetenz stellten die Experten ehrenamtlich zur Verfügung.

Experten beklagen „negative Einstellung“ und „wenig Bereitschaft zur Kooperation“

„Dies hätten wir auch gerne in Zukunft getan“, schreiben die Denkmalexperten in einer Pressemitteilung vom 23. November. „Die negative Einstellung, die wir erfahren mussten, ermöglicht jedoch keine weitere Zusammenarbeit“, schreiben sie weiter. Nach ihrer Schilderung würden die Untere Denkmalschutzbehörde und die zuständige Dezernentin Bürgermeisterin Richter-Kotowski (CDU) nur wenig Bereitschaft zu einer Zusammenarbeit zeigen. Die Experten kritisierten weiter, dass der Beirat Informationen nur dann erhalte, wenn von ihrer Seite „eindringlich nachgefragt“ wurde. Die Informationen seinen zudem unzureichend gewesen.

Bezirksbürgermeisterin kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen

Den Vorwurf, dass eine fachlich fundierte Unterstützung von Politik und Verwaltung durch die Experten unerwünscht gewesen sei, kann Richter-Kotowski nicht nachvollziehen: „Sowohl im Rahmen der Tätigkeit im Beirat selbst als auch im Hinblick auf die Arbeit in den Ausschüssen der BVV wurde die denkmalfachliche Expertise jederzeit als wertvoll und hilfreich geschätzt“, sagt die Bezirksbürgermeisterin und betont, dass sie sich „ausdrücklich bei den Denkmal-Experten für ihre ehrenamtliche Mitwirkung an der Arbeit des Denkmalbeirates bedanken möchte.“

Das sieht der Vorsitzende der SPD-Fraktion in der BVV und Mitglied im Denkmalbeirat Volker Semler anders. Er zeigt sich über die Entwicklung wenig überrascht: „Uns wundert das nicht“, schreibt die SPD in einer Pressemitteilung. Laut Semler zeigten Bezirksbürgermeisterin und der Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde von Anfang an wenig Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Denkmalbeirat.

BVV lehnte bereits im Juli einen Antrag ab, den Beirat aktiver in denkmalrelevante Aufgaben einzubeziehen

Erst im Juli hatte die SPD-Fraktion in einem Antrag gefordert, den Denkmalbeirat aktiver in die denkmalrelevanten Aufgaben des Bezirksamts einzubeziehen. Im Oktober wurde der Antrag in der BVV abgelehnt.

Semler findet für diese Entwicklung nur noch sarkastische Worte: „Endlich geschafft – der fachliche Sachverstand ist aus dem Denkmalbeirat und der Planung für die Nutzung der Dahlemer Museen weggeekelt“, kommentiert er.

Und weiter: „Ohne das Experten-Team kann der Denkmalbeirat kaum noch einen fachlich versierten Rat geben. Der Bezirk sollte sich dessen bewusst sein, seine Einstellung überdenken und alles versuchen, dies wieder rückgängig zu machen.“

Das Bezirksamt verspricht seinerseits sich darum zu bemühen, „dass im Sinne des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege in Steglitz-Zehlendorf schnellstmöglich eine geeignete Nachfolge gefunden wird, um auf diese Weise die erfolgreiche Tätigkeit des Denkmalbeirates fortsetzen zu können“, so Richter-Kotowski.

(eb)