Nora Brezger informierte die Synode über das geplante Flüchtlingsheim an der Goerzallee und das Asylverfahren in Deutschland allgemein. Foto: Gogol

An diesem Wochenende kam der Kirchenkreis Steglitz zu seiner Synode zusammen. Eines der Themen, die im Mittelpunkt standen, war das geplante Flüchtlingsheim an der Goerzallee. Um darüber aufzuklären, was geplant wird und wie die Kirchengemeinden helfen können, hatte der Kirchenkreis Nora Brezger, die die Flüchtlingsarbeitt im Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf koordiniert und im Flüchtlingsbeirat Berlin mitarbeitet, eingeladen.

Im ersten Quartal kommenden Jahres sollen in den Häusern Goerzallee 307 und 311 400 Flüchtlinge einziehen. Brezger würde sich aber nicht wundern, wenn die ersten bereits im Dezember dieses Jahres dort ankommen, weil die Notunterkünfte dringend gebraucht werden. Betrieben werden sie vom Unionhilfswerk und der Gierso Boardinghaus Berlin GmbH, letztere betreibt auch die Unterkunft an der Klingsorstraße.

Derzeit sei sie dabei, ein „Willkommensnetzwerk“ aufzubauen, erzählte Brezger. Dabei ging es auch darum zu fragen, was die Flüchtlinge mitbringen und nicht nur, was sie brauchen. Deshalb werde die Evangelische Hochschule eine Ressourcen-Analyse vornehmen. Noch wichtiger aber sei die Vernetzung der Menschen untereinander über Kirchenkreis- und Bezirksgrenzen hinaus. Dafür würden auch Freiwillige gesucht, die die Flüchtlinge beispielsweise zur Ausländerbehörde begleiten, Kontakte zu Vereinen herstellen oder Sprachkurse anbieten. Gerade letzteres sei wichtig, da den Flüchtlingen zunächst kein Deutschunterricht zusteht. Die Motivation, eine neue Sprache zu lernen, aber sei gerade in den ersten zehn Monaten sehr hoch, weiß Brezger aus Erfahrung. Durch solche Einzelkontakt würden aus „den“ Flüchtlingen Individuen.

Kontakte, Netzwerke, Beschäftigung sei für die Menschen in den Heimen wichtig, da sie zum Nichtsstun verdammt seien, in einer „Atmosphäre des Wartens“ lebten. Dies sei eine große psychische Belastung, betonte Brezger. Die Volkshochschule habe bereits Interesse bekundet und auch die ersten Freiwilligen hätten sich gemeldet.

Wie die Beschulung der Flüchtlingskinder organisiert werden soll, sei noch unklar, sagte Brezger auf Nachfrage, da man noch nicht wisse, wie viele Kinder es sein werden und wie alt diese sind.

Gegenwind gegen die neue Flüchtlingsunterkunft habe es bisher kaum gegeben, antwortete die Flüchtlingsbeauftragte auf eine weitere Frage. Es habe zwar Aufrufe gegeben, eine „Nein zum Heim“-Homepage auch für Steglitz-Zehlendorf einzurichten, doch bisher gebe es eine solche nicht. Von Anrufen besorgter Grundstückseigentümer konnte Brezger noch berichten. Präsis Wolfgang Rücke wusste mehr. So soll die NPD bereits Flyer verteilt haben. Die Gemeinden müssten bei diesem Thema zusammenstehen, fand er. „Wir müssen es besetzen, bevor es andere besetzen.“ Wie dies geschehen könnte, sollte in einer Arbeitsgemeinschaft besprochen werden.

Die Zahl der Flüchtlinge in Berlin steigt an, 100.000 seien es derzeit, so Brezger. Sie kämen zumeist aus Syrien und Tschetschenien. Zum Höhepunkt der Einwanderungswelle 1993 waren es 350.000 Flüchtlinge. Weltweit sind nach UN-Angaben derzeit mehr als 45 Millionen Menschen auf der Flucht.

(go)