Zehlendorfer Jubel nach Burak Mentes gelungenem Freistoßtreffer zum 2:0. Foto: Kerstin Kellner

„Der letzte Eindruck ist der bleibende!“ Wer aus Zehlendorfer Sicht Bedenken hatte, dass das eigene Team den Saisonausklang bei Hertha 06 vielleicht allzu locker angehen würde, der hätte nur einen Blick in die Kabine der „kleinen Hertha“ aus Zehlendorf werfen müssen. Die Interimstrainer Robert Schröder und Darius Niroumand hatten an die Wand des Umkleideraums einen Zettel mit der eingangs erwähnten Botschaft geheftet. Ihre Jungs hielten sich daran, bewahrten in einer hitzigen Partie die Ruhe und siegten letztlich verdient mit 3:1.

Die Zehlendorfer hatten zahlreiche Ausfälle zu verkraften, schickten aber dennoch eine schlagkräftige Mannschaft ins Spiel, die sich zu Beginn einem wild entschlossenen Gastgeber entgegenstemmen musste. Schließlich benötigte Hertha 06 noch einen Zähler, um dem Abstieg zu entrinnen. Dass dabei häufig auch die Nerven eine entscheidende Rolle spielen, bekamen die Zuschauer in der 32. Minute zu sehen. 06-Schlussmann Hahn wollte den Ball nach einem harmlosen Rückpass ins Feld zurückschlagen, trat jedoch ein Luftloch und der so eine Situation ahnende Zehlendorfer Torjäger Sebastian Huke bedankte sich dafür, indem er das Leder mühelos einschob, sein 24. Saisontreffer.

Nach dem Wechsel schien die Entscheidung schnell gefallen: Burak Mentes, der in seinem letzten Spiel für Hertha 03 erneut eine starke Leistung bot, verwandelte einen direkten Freistoß (53.). Fortan warfen die Gastgeber allen Ballast von Bord und schnürten die Zehlendorfer teilweise in deren Strafraum ein. Dass sie sich aber selbst das Leben immer wieder schwer machten und keine klare Linie fanden, konnte man den hitzigen Diskussionen entnehmen, die sie immer wieder untereinander führten.

Innenverteidiger Volkan Dikmen konnte dennoch nach einer Ecke per Kopf verkürzen (71.) und die Gastgeber wieder hoffen lassen – bis acht Minuten später Mentes mit einem Doppelpack den Sack zuschnürte (79.): 3:1. „An zwei Treffer in einem Spiel kann ich mich gar nicht mehr erinnern“, gab Mentes hinterher zu. Robert Schröders Statement weit nach Spielende traf die Stimmung an diesem Nachmittag auf den Kopf: „Ich weine mit beiden Augen, dass ‚Buri’ nächste Saison nicht mehr bei uns ist.“

Sein letztes Spiel, sein letzter Treffer: Burak Mentes trifft zur 3:1-Entscheidung. Foto: Kerstin Kellner

Die Charlottenburger Hertha muss in dieser Woche zwei Relegationsspiele gegen Einheit Kamens bestreiten, um vielleicht doch noch den Klassenerhalt feiern zu können.

Es war ein gelungener Abschluss der „kleinen Hertha“, die mit 63 Punkten nach 32 Spielen ihre punktbeste Spielzeit seit dem Aufstieg in die Oberliga (2014) absolviert hat. Zwar wuchs der Abstand auf Tabellenführer Optik Rathenow bereits nach der Hälfte der Hinrunde beträchtlich, doch 20 Siege in 32 Begegnungen können sich mehr als sehen lassen.

Zwei Schwächephasen (3 Niederlagen hintereinander jeweils in der Hin- und Rückrunde) verhinderten, dass die Zehlendorfer ernsthaft ins Titelgeschehen eingreifen konnten. Doch gelang es ihnen, mit Aron Rüb, Timur Gayret, David Vetter und Panagiotis Vassiliadis vier ehemalige A-Junioren fest ins Team einzubauen. Eingeschlagen haben auch die Neuzugänge Philip Sprint, Lenny Stein und Sebastian Huke, sodass der vor der Saison eingeleitete Umbruch beinahe nahtlos gelungen ist.

Trotz einiger wichtiger Abgänge  (Maximilian Obst/Stern 1900, Burak Mentes/Berlin United, Darius Niroumand/Karriereende und Mike Ryberg/Fortuna Glienicke) bleibt das Gerüst der Mannschaft erhalten. Die nächsten Wochen werden zeigen, wer den Kader im nächsten Jahr verstärkt, um einen neuen Anlauf in die oberen Tabellengefilde zu nehmen.

(ok)