Goerzbahn: bislang kein Rückenwind für Personenverkehr

Goerzbahn: bislang kein Rückenwind für Personenverkehr

VT 605 017 des Advanced TrainLab und Lok MKB 01 im Bahnhof Schoenow am 10. Februar 2021, Bild: AG Märkische Kleinbahn

 

Neuer Senat, andere Haltung? Zumindest was die Reaktivierung der Schienenverbindung zwischen Lichterfelde West und Schönow ins öffentliche Nahverkehrsnetz angeht, gibt es kein Umdenken.  

Bereits unter der Führung von Bettina Jarasch (Grüne) hatte die Verkehrsverwaltung entsprechende Ideen, die im Januar in einer Online-Petition formuliert wurden, abgelehnt. Wie berichtet, hatten sich Unternehmen des Goerzwerks für einen elektrisch betriebenen, autonom fahrenden „on demand“ nutzbaren Schienenbus eingesetzt. Zwei zusätzliche Haltepunkte entlang des Dahlemer Weges sollten die Anbindung der angrenzenden Wohngebiete verbessern und auch hier zum Umstieg auf die Schiene motivieren.  

Jaraschs Behörde teilte diese Ziele nicht. Man sehe „keine Notwendigkeit für eine Verbesserung der ÖPNV-Erschließung“, hieß es in einer Antwort der Verkehrsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Kristian Ronneburg (Linke) vom März diesen Jahres. 

Im Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU, der im April geschlossen wurde, heißt es zu den „toten“ Schienenstrecken im Südwesten: „Bei der Stammbahn prüfen wir einen Vorlaufbetrieb von Wannsee bis Rathaus Steglitz sowie die Einbeziehung für den Personenverkehr und den generellen Weiterbetrieb der Goerzbahn.“  

Prüfung klingt nach einer kleinen Chance – die die Verkehrsverwaltung unter der neuen Senatorin Manja Schreiner (CDU) nun wieder zunichte macht. Bisher gebe es zwar „keine Planung des Berliner Senats – weder für den Personen – noch für den Güterverkehr“, betont eine Sprecherin. Dem Wunsch nach Einbeziehung der Goerzbahnstrecke ins ÖPNV-Netz erteilt sie jedoch eine klare Absage: 

Eine Nutzung der Goerzbahn für den Schienenpersonennahverkehr wäre aus Sicht der Verwaltung aktuell nicht wirtschaftlich umzusetzen. Die Verkehrsnachfrage rechtfertige bisher keine Erweiterung der vorhandenen Erschließung mit dem öffentlichen Personennahverkehr. Die Buslinie 285 mit einem 10-Minuten-Takt und dem Anschluss zum S- und U-Bahnhof Rathaus Steglitz (S1 und U9), zum S-Bahnhof Zehlendorf (S1) und zum U-Bahnhof Oskar-Helene-Heim (U3) sei ausreichend.  

„Aufgrund der straßenbündigen Führung mit vielen Bahnübergängen kann die Strecke derzeit nicht für einen hochleistungsfähigen Schienenpersonennahverkehr genutzt werden: Themen wie Streckensicherung, Schulwegsicherung oder querende Fuß- und Radverkehre bedeuten eine umfangreiche Prüfung und ggf. Investitions- und Umbaunotwendigkeit“, so die Sprecherin. 

Für Wirtschaftsverkehr auf der Goerzbahntrasse sieht die Verwaltung dagegen durchaus Potential. Hier werde „grundsätzlich weiterhin versucht, Flächen und Eisenbahninfrastruktur langfristig zu sichern und in eine Nutzung zu überführen, um Handlungsmöglichkeiten aufrecht zu erhalten, um in Zukunft möglichst mehr Güter auf der Schiene transportieren zu können. Die Prüfung innovativer Bedienungskonzepte (z.B. für den Schienengüterverkehr) wird daher positiv gesehen.“  

Klingt nach Aufbruch und Initiative. Doch wer immer hier Konzepte entwirft, Lösungen erfindet und Pläne schmiedet – die Verkehrsverwaltung wird es nicht sein. Denn das Land Berlin beplant kein Gelände, das ihm nicht gehört. 

Das Land Berlin hat lediglich den sogenannten Südbahnhof der ehemaligen Goerzbahn (auch genannt Bahnhof Schönow) vom bisherigen Grundstückseigentümer und Betreiber der Eisenbahninfrastruktur der RBH Logistics GmbH, erworben – damit auch lediglich die Schienen auf diesem Grundstück. Das Zuführungsgleis mit allen dazugehörenden Bahnanlagen bis zum Bahnhof Lichterfelde-West, sowie südöstlich des Grundstückes, beginnend mit dem Bahnübergang „Goerzallee“ und weiterführend bis zur Straße „Am Stichkanal“ befinden sich nicht im Besitz des Landes Berlin.  

So weit die Verkehrsverwaltung zu den Eigentumsverhältnissen. „Somit ist das Eisenbahnbundesamt für diese Abschnitte zuständig“, teilt die Sprecherin mit. Konkrete Nutzungsabsichten gebe es bisher nicht. Es sei entlang der Strecke derzeit allerdings auch keine öffentliche Ladestraße und keine Umschlagstruktur vorhanden. 

 

 

Daniela von Treuenfels

 

 

 

 

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