Das Projekt versucht Flüchtlinge medizinisch zu versorgen, dazu gehören auch Impfungen. Dafür gibt es den Ehrenamtsengel. Foto: Martin Büdenbender / pixelio.de

„Medizin hilft Flüchtlingen“ ist nicht nur eine sicher richtige Aussage, sondern auch ein Projekt, das in Dahlem entstanden ist, um Flüchtlingen, die neu in Berlin sind, schnell und unkompliziert medizinisch versorgen zu können. In diesem Jahr wird das Projektmit dem Ehrenamtsengel des Kirchenkreises Teltow-Zehlendorf ausgezeichnet. „Wir haben uns alle sehr über die Auszeichnung gefreut und fühlen uns in unserer Arbeit sehr bestätigt. Das gibt Kraft für den weiteren Weg, der in der Flüchtlingsarbeit ein langer und steiniger ist“, sagt Christian Hoffmann, Koordinator.

Gegründet hat sich die Initiative, die aus ehrenamtlich tätigen Ärzten und Pflegekräften sowie vielen nichtmedizinischen Helfern besteht, nachdem Ende 2014 in der Turnhalle an der Königin-Luise-Straße in Dahlem eine Notunterkunft für Flüchtlinge eingerichtet wurde. Später übernahm das Projekt noch eine zweite Halle.

Die Bedingung in solchen Notunterkünften sei schwierig. „Gerade in den ersten Wochen nach ihrer Ankunft sind Flüchtlinge meist in keinem guten gesundheitlichen Zustand. Um einen Krankenschein zu erhalten, müssen sie sich zuerst registrieren lassen, was zum Teil wochenlang dauern kann. Später müssen sie sich jedes Quartal neu viele Stunden lang bei der zuständigen Behörde anstellen. Ohnehin besteht dann auch nur Anspruch auf eingeschränkte Gesundheitsleistungen“, beschreibt Projekthauptkoordinatorin Dr. Pia Skarabis-Querfeld die Situation. Mit der finanziellen Unterstützung der Kirchengemeinde Dahlem sowie von Einzelpersonen ist es den Ehrenamtlichen gelungen, die medizinische Versorgung in ihren beiden Hallen sicherzustellen. Sogar eine Impfaktion fand statt, bei der 300 Impfungen verteilt wurden.

Nach der Schließung der Notunterkünfte war es das Ziel des Projektes „die medizinische Versorgung von Flüchtlingen an verschiedenen Standorten Berlins und besonders dort zu verbessern, wo die Not am größten ist“, fährt Dr. Skarabis-Querfeld in ihrer Projektbeschreibung fort. Derzeit sind es 2.200 Flüchtlinge, die die Mediziner im Rathaus Wilmersdorf, in der Notunterkunft an der Thielallee in Dahlem sowie in den Unterkünften Hohentwielsteig und Ostpreußendamm betreuen. Dreiviertel der Flüchtlinge haben keinen Krankenschein und würden damit ohne ärztliche Versorgung bleiben. Auch Flüchtlinge aus anderen Einrichtungen sowie unbegleitete Minderjährige versorgen die Mediziner an den vier Standorten mit. Dort werden regelmäßig Sprechstunden für Kinder und Erwachsene angeboten. Das Equipment und die Medikamente finanziert das Projekt selbst. „Wir stellen die gesamte Logistik und koordinieren den Einsatz der einzelnen Ärzte, die an den von uns betreuten Standorten ehrenamtlich arbeiten. Dabei bemühen wir uns sehr um die Einhaltung von Standards wie zum Beispiel Hygieneplänen oder Verfahrensanweisungen, wir überprüfen die Approbation der Ärzte und achten darauf, dass die ehrenamtlichen Ärzte mindestens zwei Jahre Berufserfahrung besitzen. Jeder Standort wird zudem von einem verantwortlichen Apotheker vor Ort betreut. Dazu kommt ein Netzwerk von zirka 50 kooperierenden Arztpraxen und Klinikärzten“, führt Dr. Skarabis-Querfeld aus. Auch mit anderen Einrichtungen, wie den Gesundheitsämtern und der Charité arbeitet das Projekt eng zusammen. Derzeit sind 90 ehrenamtlich tätige Ärzte, 50 Krankenschwestern und -pfleger, 30 Dolmetscher und 20 weitere aktive Helfer für „Medizin hilft Flüchtlingen“ im Einsatz. „Wir sind die größte und darüber hinaus die einzige mobile und trägerunabhängige medizinische Hilfsinitiative für Flüchtlinge in Berlin“, so Dr. Skarabis-Querfeld in der Projektbeschreibung.

Seit diesem Frühjahr hat das Projekt eine eigene Internetseite. Unter www.Medizin-hilft-Fluechtlingen.de stehen Dokumente zum Herunterladen, wie zum Beispiel die Erklärung des Krankenschein-Systems in verschiedenen Fremdsprachen, bereit. Auch Hilfsangebote von medizinischen Freiwilligen werden dort gesammelt und nach Möglichkeit an die Gesundheitsämter weitergeleitet.

Gern würde das Projekt weitere Standorte betreuen, um dort unversicherte, neu angekommene und provisorisch untergekommene Flüchtlinge medizinisch zu versorgen, doch es fehlt an finanziellen Ressourcen. So wird beispielsweise die Rückerstattung der Impfstoffkosten durch die Berliner Behörden derzeit nicht garantiert. Spenden sind unter anderem notwendig für die Medikamente. Allein in der Notunterkunft an der Thielallee fielen derzeit monatlich dafür Kosten in Höhe von 1500 Euro pro Monat an. Auch Geld für die medizinische Ausrüstung, die am Standort verbleibt, fehlt, dazu zählen unter anderem Stethoskop, Desinfektionsmittel, elektronisches Blutdruckmessgerät, ein elektronisches berührungsfreies Fieberthermometer und eine Babywaage. Aber auch Supervisionen für die Helferteams sowie Kosten für eine festangestellte Koordinatorin werden gebraucht. Die Koordination leisten derzeit Dr. Skarabis-Querfeld sowie zwei weitere Ärzte zusätzlich ehrenamtlich.

Wer „Medizin hilft Flüchtlingen“ unterstützen will, kann dies mit einer Spende an den Förderverein der evangelischen Kirchengemeinde Dahlem. Dafür können auch Spendenbescheide ausgestellt werden. Die Daten lauten

Postbank Berlin

IBAN DE40 100100100025544103.

BIC: PBNKDEFF

Stichwort: Medizinische Flüchtlingshilfe

Aber auch durch Mithilfe kann das Projekt unterstützt werden. So werden für neue Standorte ärztliche Führungskräfte, lokale Koordinatoren und Apotheker gesucht.

(go)