Trotz guter Chancen verlor Hertha 03 gegen Hansa Rostock und musste die Tabellenführung abgeben. Foto: Kerstin Kellner
Zwölf Minuten haben an einem möglich Remis im Spitzenspiel gegen die zweite Mannschaft des F.C. Hansa Rostock gefehlt. Damit hätten die Zehlendorfer ihre Spitzenposition gegenüber dem FSV Union Fürstenwalde verteidigt. Es sollte aber nicht sein. Trotz eines „Tor des Monats“ durch Maximilian Obst und sensationeller Paraden von Torwart Nico Hinz musste sich die „kleine Hertha“ den Hansestädtern am Ende mit 1:3 Toren geschlagen geben. Somit kam es an der Spitze der NOFV-Oberliga zwischen den designierten Aufstiegsfavoriten zu einem Rollentausch. Fürstenwalde hat nun die Bürde des Gejagten zu tragen und Zehlendorf darf sich ab sofort in der Rolle des Jägers beweisen.
Die Zehlendorfer ging hoch motiviert in das Spiel, schließlich wollten sie endlich die Negativserie gegen Rostock beenden. Die Hoffnung bekam auch schon nach zwei Minuten zusätzliche Nahrung, als Hansas Torhüter Robin Schröder nach einer weiten Flanke von Burak Mentes auf den zweiten Pfosten eine erste Unsicherheit erkennen ließ und den Ball nur mit Mühe zur Ecke lenken konnte. In der Folge neutralisierten sich die beiden Mannschaften im Mittelfeld, die Abwehrreihen auf beiden Seiten gaben sich keine Blöße und standen sicher. Bis zur 14. Minute, als Schiedsrichter Marcel Riemer (Eisenhüttenstadt), nach einem vermeintlichen Handspiel durch Zehlendorfs Kapitän Erdal Özal auf Strafstoß entschied. Nico Hinz im Tor der Zehlendorfer konnte allerdings den von Julius Perstaller flach und platziert geschossenen Elfer um den Pfosten zur Ecke lenken.
Auch Erdal Özdal konnte das Spiel für die Zehlendorfer nicht mehr drehen. Foto: Kerstin Kellner
Auf der anderen Seite konnten sich zwischenzeitlich auch die heimischen Offensivkräfte vielversprechend in Szene setzen. In der 23. Minute legte Efräim Gakpeto den Ball für Niclas Warwel auf, dem aber das Spielgerät bei der Annahme verspreng, und nur eine Minute später schlüpfte Warwel selbst in die Rolle des Vorlagengebers, Obst traf aber nur das Außennetz.
Just in dem Moment, in dem die Hausherren die Kontrolle über das Spiel übernommen hatten, fiel dann etwas überraschend der Führungstreffer für die Gäste. Nach einem Stellungsfehler kamen die Rostocker in der 27. Minute auf der linken Seite in Ballbesitz, begünstigt durch die entstandene Unordnung in der Zehlendorfer Hintermannschaft konnte Hasan Ülker den Ball überlegt einschieben.
Die Hanseaten konnten sich aber nur wenige Minuten über die Führung freuen. Nach Doppelpass mit Gakpeto konnte Obst in der 36. Minute mit einem „Tor des Monats“ die Gästeführung egalisieren. Hoch flog der Ball über den langen Torhüter Schröder in den Knick.
Kurz vor dem Pausenpfiff hätte Niclas Warwel beinahe noch das Spiel zu eigenen Gunsten gedreht, sein Distanzschuss strich allerdings um wenige Zentimeter über das Quergestänge.
Die erste Möglichkeit in der zweiten Halbzeit hatten dann aber wieder die Gäste. Im Privatduell Perstaller/Hinz blieb Letzterer in der 58. Minute zum zweiten Mal Sieger, indem er den aufsetzenden Ball nach einem 16-Meter-Schuss zur Ecke lenken konnte. Gegen die diszipliniert agierende Gästeabwehr, die immer rechtzeitig mit mehreren Spieler hinter dem Ball war, hatten es die schnellen Zehlendorfer Stürmer diesmal schwer, sich die nötigen Freiräume zu schaffen. In der 62. Minute hatte sich einmal Cüneyt Top energisch bis zur Grundlinie durchgespielt, sein Querpass wurde aber im letzten Moment vor dem einschussbereiten Gakpeto von einem Abwehrspieler abgefangen.
Foto: Kerstin Kellner
Nachdem auch die Gästeangreifer immer wieder an der umsichtigen und aufmerksamen Zehlendorfer Abwehr um die beiden erfahrenen Innenverteidiger Özdal und Schröder scheiterten, versuchten sie zunehmend über Standards den Erfolg zu erzwingen. In der 66. Minute versuchte sich der eingewechselte Seref Özcan mit einem Freistoß. Der Ball hatte schon fast das anvisierte Ziel erreicht, doch mit einer fast unmenschlichen Parade fischte Hinz das Objekt der Begierde aus dem Winkel. Vier Minuten später segelte wieder ein von Özcan scharf getretener Freistoß in Richtung zweiten Pfosten; der aufgerückte Florian Esdorf köpfte jetzt aber den Ball am Tor vorbei.
Beide Mannschaften wollten sich nicht mit dem möglichen Remis zufrieden geben und suchten verstärkt die Entscheidung zu eigenen Gunsten herbeizuführen. Nach einer Flanke von Fabien Thokomeni Siewe in der 72. Minute verfehlte Cüneyt Top mit einem Schuss aus der Drehung nur knapp das Tor, und fünf Minuten danach segelte auch ein Schuss von Warwel aus zwölf Metern knapp über das Quergestänge. Auf der anderen Seite kam plötzlich der eingewechselte Robert Grube in der 78. Minute völlig ungehindert zum Schuss und erzielte den erneuten Führungstreffer für die Gäste.
Zehlendorf drängte vehement auf den Ausgleich und versuchte, die drohende zweite Heimniederlage noch abzuwenden, doch Mail Lukowicz sorgte in der 87. Minute für die endgültige Entscheidung. Gegen eine entblößte und weit aufgerückte Abwehrkette hatte er leichtes Spiel.
Nach der insgesamt erst vierten Saisonniederlage haben die Zehlendorfer sieben Spieltage vor Schluss immer noch alles in der eigenen Hand. Der Verlauf der bisherigen Rückrunde ähnelt doch sehr stark der Hinrunde an deren Ende man sich in Zehlendorf Herbstmeister nennen durfte.
Hertha 03 spielte mit: Hinz – Thokomeni Siewe, Schröder, Özdal, Ryberg – Mentes, Obst (87. Agyei-Yeboah), Dombrowe (84. Robrecht), Top – Gakpeto, Warwel
Tore: 0:1 (27.) Ülker, 1:1 (36.) Obst, 1:2 (78.) Grube, 1:3 (87.) Lukowicz
(hain)
