83. Minute Torjäger Sebastian Huke fackelt nicht lange und trifft zum 2:1-Endstand. Foto: Kerstin Kellner

Von wegen, bei der „kleinen Hertha“ sei in der Saisonendphase die Luft raus. Mit drei Punkten im Gepäck kehrten die Zehlendorfer nach einer engagierten Mannschaftsleistung von der Auswärtsfahrt nach Rostock zurück. Gleichzeitig betrieben sie mit dem 2:1-Erfolg mächtig Eigenwerbung für das Derby an diesem Freitagabend (19 Uhr, Ernst-Reuter-Stadion) gegen Tennis-Borussia. Die Veilchen trugen selbst ihren Anteil dazu bei, dass man durchaus eine rassige Partie erwarten darf: Sie gewannen 3:0 bei Anker Wismar und verkürzten den Rückstand auf Tabellenführer Optik Rathenow auf zwei Punkte.

Kurzfristig musste Interims-Trainer Robert Schröder auf Jian Schleiff, Carl Hopprich und Lukas Binting verzichten, auch der gelb-rot gesperrte Niclas Warwel trat die Reise in die Hansestadt nicht an. Doch das „Häuflein“ aufrechter Recken zeigte von Beginn an eine tadellose Einstellung. Die Berliner attackierten die Gastgeber, die selbst nur elf Mann sowie einen Ersatztorwart aufbieten konnten, früh, machten Druck nach vorn und gingen folgerichtig bereits in der 12. Minute in Führung. Marc Zellner traf nach einer Vorlage von Timur Gayret mit einem scharfen Schuss in die Lücke, die sich zwischen Torwart und Pfosten anbot. 

Die Zehlendorfer versäumten es aber, aus ihrer Überlegenheit weiteres Kapital zu schlagen und wurden dafür bestraft. Hansa fand nun besser in die Partie, sodass „der Ausgleichstreffer wie aus heiterem Himmel fiel“, wie es Schröder hinterher fand. „Danach mussten wir uns bis zur Pause kurz schütteln.“ Ben Tiede nutzte eine kurze Konfusion in der Zehlendorfer Deckung und glich aus 16 Metern aus, Philip Sprint hatte keine Abwehrmöglichkeit.

Nach dem Wechsel knüpften die Berliner an die Leistungen der ersten halben Stunde an, „wenn auch manchmal der letzte Pass fehlte“, wie Burak Mentes richtig analysierte. Zellner verzog aus nicht einfacher Position, das war’s. Bitter wurde es für die Gastgeber in der 70. Minute: Jason Rupp verletzte sich in einem Laufduell mit Mike Ryberg am Außenband und musste das Feld verlassen. In der Folgezeit agierten die Hanseaten in Unterzahl und versuchten von nun an, den einen Punkt zu sichern und hätten dennoch in Führung gehen können: Nils Röth bot sich frei vor dem Zehlendorfer Gehäuse die große Chance, doch Sprint verkürzte geschickt den Winkel und bewahrte sein Team mit einer tollen Parade vor dem Rückstand. Am Ende war es Sebastian Huke, der für die Entscheidung sorgte. Nach einem maßgenauen Pass von Ryberg erzielte der Zehlendorfer Torjäger aus Nahdistanz seinen 22. Saisontreffer. „Hansa war sehr spielstark, aber wir haben eben die eine Chance genutzt“, bemerkte Huke, der schon gleich vorausblickte: „Wir alle freuen uns nun auf TeBe, das wird bestimmt eine tolle Atmosphäre geben, weil die immer ein paar Zuschauer mitbringen.“

Einig waren sich die Zehlendorfer darüber, „eine homogene Mannschaftsleistung“ geboten zu haben (Schröder) und dass man „als Team aufgetreten sei“ (Zellner). Diese Eigenschaften werden auch am Freitagabend gegen Tennis-Borussia vonnöten sein, haben doch die Borussen seit Wochen einen Lauf. Sie gewannen ihre letzten Begegnungen klar und deutlich. Doch schon im letzten Jahr zeigte die „kleine Hertha“, dass sie sich nicht verstecken muss. Selbst einen 0:2-Rückstand drehte man in einen 4:2-Sieg – vor knapp 500 Zuschauern. Eine ähnliche Kulisse, wenn nicht noch größer, dürfte auch nun erwartet werden, geht es doch für die Veilchen um viel. Mit Hartnäckigkeit hat man sich wieder ins Titelrennen geschoben, vor Wochen beinahe undenkbar. Eine attraktive Aufgabe für die jungen Zehlendorfer, die nun das Zünglein an der Waage spielen dürfen.

(ok)