Mehrmals am Tag startet der Rettungshubschrauber Christoph 31 vom Landeplatz am Benjamin-Franklin-Campus der Charité in Steglitz. Foto: Baumann

Der Hubschrauberlandeplatz der Charité in Lichterfelde soll ausgebaut werden. Wie genau wird der Neubau aussehen? Kommt ein weiterer Hubschrauber dazu? Wird durch den Ausbau die Anzahl der Einsätze steigen? Wie wirkt sich der Umbau auf den Lärmpegel aus? Um diese und viele weitere Fragen rund um den geplanten Ausbau zu beantworten, wurde am Dienstagabend, 28. März, ein Anwohner-Informationsabend organisiert.

Fast zwei Stunden lang standen Hans-Christian Mochmann von der Charité, Carsten Diekmann von der Luftfahrtbehörde Berlin/Brandenburg und Jochen Beelitz von der Luftrettung des ADAC den Anwohnern Rede und Antwort. Auch der Abgeordnete der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus Benedikt Lux war dabei. Der Politiker wohnt in Steglitz-Zehlendorf und befasst sich als Innenpolitiker seit Jahren mit dem Rettungsdienst in Berlin.

Bereits vor einem Jahr wurde viel über den Rettungshubschrauber Christoph 31 berichtet. Grund dafür war der Unmut der Anwohner über die steigende Zahl der Einsätze und den damit verbundenen Lärm. Außerdem kündigte die Charité damals den Ausbau des Landeplatzes an. Nun ist es so weit, der Hubschrauberlandeplatz wird ausgebaut. Am Dienstagabend wurde der geplante Entwurf den Anwohnern vorgestellt.

Wie genau wird der Landeplatz nun aussehen? Fest steht, dass die Landeplattform um zwei bis drei Meter höhergelegt wird. Außerdem wird sie deutlich vergrößert. Es werden zwei weitere Stellplätze entstehen. Die Erweiterung erfolgt in Richtung des Teltowkanals – über den Uferweg hinweg. „Es ist geplant, den Landeplatz in seiner Höhe aufzustocken und ihn über die Promenade zu ziehen“, heißt es. Doch während vor einem Jahr noch die Rede von einem etwa 60 Meter langen „Tunnel“ war, welcher durch „das Ziehen über die Promenade“ entstehen und dann durch den Uferweg führen würde, ist heute die Rede von einer Art „Überdachung“.

„Die vor einem Jahr geäußerten Einwände, unter anderem seitens des Bezirks, wurden berücksichtigt“, so Carsten Diekmann von der oberen Luftfahrtbehörde. „Man habe eingesehen, dass dadurch ein ‚Angstraum’ entstehen würde.“ Das sei bei den neuen Plänen nicht der Fall, so Diekmann weiter. Der Bau werde nur von Pfeilern gestützt werden und soll Richtung Teltowkanal offen sein.

Bedeutet größerer Landeplatz mehr Einsätze?

Die Frage, die den Anwohnern besonders auf der Seele brannte, war, ob ein größerer Landeplatz auch mehr Einsätze mit sich bringt. „Der Ausbau hat nichts damit zu tun, dass wir mehr Einsätze oder größere Hubschrauber planen“, so Hans-Christian Mochmann von der Charité. „Dadurch sollen lediglich die aktuellen Sicherheitsauflagen erfüllt werden.“ Durch die Vergrößerung der Landefläche soll unter anderem ermöglicht werden, dass der Hubschrauber auch bei technischen Problemen oder ungünstigen Windverhältnissen gut starten und landen kann. „Der An- und Abflug-Winkel soll dadurch angepasst werden“, heißt es. Was die zusätzlichen Stellplätze angeht, so seien diese nicht für weitere eigene Hubschrauber vorgesehen, sondern nur für Notfälle und gegebenenfalls für aus anderen Städten kommende Hubschrauber. „Benjamin-Franklin ist ein sehr großes Krankenhaus, es kommen Patienten aus ganz Deutschland her. Und wenn so ein Fall eintritt, müssen die Hubschrauber ja auch bei uns landen können“, erklärt Jochen Beelitz von der Luftrettung des ADAC.

Wird die Anzahl der Nachtflüge steigen?

Weiteren Klärungsbedarf hatten die Anwohner zum Thema der Nachtflüge. „Unser Hubschrauber darf nachts gar nicht fliegen“, so Jochen Beelitz. Dieser sei „rein technisch“ nicht dafür ausgelegt. „Wenn hier doch einmal Hubschrauber nachts fliegen, dann ist es nicht unserer, sondern eben die anderen, die beispielsweise Patienten aus anderen Kliniken herbringen müssen.“ Auf die Anzahl der Nachtflüge habe der Ausbau des Landeplatzes keinen Einfluss. „Unser Hubschrauber darf ab frühestens 7 Uhr morgens und bis zum Sonnenuntergang fliegen, aber nicht in der Nacht“, betonte Beelitz.

Mehr Notarztwagen könnten den Hubschrauber entlasten

Jährlich fliegt der Christoph 31 Tausende von Einsätzen. Im Jahr 2014 waren es 3714, im Jahr 2015 sogar 3838. Christoph 31 ist damit laut ADAC der meistgenutzte Hubschrauber der Flotte. Doch warum muss der am Klinikum Benjamin Franklin stationierte Hubschrauber überhaupt so oft abheben?

„Da unsere Stadt immer weiter wächst, steigt auch die Anzahl der Einsätze“, sagt Benedikt Lux, Abgeordneter für Steglitz-Zehlendorf. Demnächst soll jedoch die Rettungswagen-Flotte um circa 20 Fahrzeuge vergrößert werden. „Doch natürlich ist es nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Doch die Vergrößerung der Rettungswagen-Flotte würde den Hubschrauber ohnehin kaum entlasten können. Diese haben in der Regel nämlich keinen Arzt an Bord und genau da liegt das Problem. „Wir bringen den Notarzt zum Patienten. Es ist meistens so, dass der Rettungswagen schnell am Notfallort eintrifft, wenn dort aber ein Notarzt benötigt wird, werden wir alarmiert“, erklärt Jochen Beelitz von der Luftrettung des ADAC. „Das ist auch der Grund dafür, warum wir oft sehr schnell wieder zurück sind und auch keinen Patienten an Bord haben. Diese werden nur selten in unser Klinikum gebracht. Wir bringen den Arzt zu ihnen. Wenn der Hubschrauber weniger fliegen soll, dann müssen mehr Notarztwagen zum Einsatz kommen, aber nicht die, die nur mit Rettungssanitätern ausgestatteten sind.“ 

Der Ausbau des Landeplatzes soll schätzungsweise zwischen neun und zwölf Monaten dauern. „Während dieser Zeit wird der Uferweg leider abgesperrt werden“, teilte die Bezirksstadträtin für Immobilien, Umwelt und Tiefbau, Maren Schellenberg, mit, die ebenfalls bei der Veranstaltung anwesend war. „Es wird aber natürlich einen Umweg geben.“ Die Baukosten werden auf 2,5 Millionen Euro geschätzt. Das Geld kommt aus dem Sondervermögen Infrastruktur der wachsenden Stadt (SIWA). Wann genau der Bau beginnt, steht jedoch noch nicht fest. Es fehlt noch das „o.k.“ vom Schifffahrtsamt. Der Bau beginnt, sobald dessen Bestätigung vorliegt.

(eb)