2020 will das HZB den Forschungsreaktor abschalten. Archiv-Foto: HZB/DirkLaubner

Aus für BER II: Der Aufsichtsrat des Helmholtz-Zentrums Berlin (HZB) hat auf seiner Sitzung am Dienstag beschlossen, den Forschungsreaktor am Wannsee nur noch bis Ende Januar 2020 zu betreiben. Danach soll der Betrieb der Neutronenquelle eingestellt werden.

Das HZB  will sich wissenschaftlich neu ausrichten, heißt es in einer Pressemitteilung.  Neue Schwerpunkte sollen die Materialforschung und Erneuerbare Energien sein.

Alf Jarosch vom Anti-Atombündnis zeigt sich von der Schließung des HZB-Reaktors überrascht. „Für das Anti-Atom Bündnis Berlin/Potsdam bleibt es natürlich bei unserer Forderung, den Reaktor sofort herunterzufahren, weil sich an der Bewertung durch die Reaktorsicherheitskommission nichts geändert hat: Der Berliner Reaktor ist als einzigerdeutscher Reaktor nicht gegen Flugzeugabstürze beziehungsweise Terrorangriffe – es reicht schon eine einfache panzerbrechende Waffe, das Reaktorbecken zu zerstören – geschützt.“

Warum die Entscheidung nun so plötzlich gefallen sei, darüber kann auch Jarosch nur spekulieren. Eine plausible Erklärung wäre für ihn, dass man Konsequenzen aus dem Bericht der Reaktorsicherheitskommission gezogen habe.

Viel wichtiger als die Frage nach dem warum ist für Jarosch aber die Frage „Was passiert danach?“ Was passiert mit den Brennstäben? Wie viel radioaktive Strahlung wird beim Rückbau des Reaktors freigesetzt? Wird das Sammellager für radioaktive Abfälle weiterbetrieben?

Und noch eine Folge hat die Entscheidung des HZB: Die umstrittene „Wannseeroute“ für den Berliner Flughafen BER ist wieder auf dem Tisch. Im Januar hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entschieden, dass die Wannseeroute rechtswidrig sei. Die Richter hatten Mängel bei der Risikobewertung der Flugroute moniert. Die Gefahr von Abstürzen und terroristischen Anschlägen auf den Reaktor und die Folgen seien nicht ausreichend berücksichtigt worden.

Mit der Schließung des Reaktors würde sich die Situation aber verändern. „Im Moment ist der einzige kritische Punkt der Reaktor, und dieser kritische Punkt ist dann weg“, sagte der Direktor des Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung, Niklaus Herrmann, der Nachrichtenagentur dpa. Allerdings müsse seine Behörde die Route erneut vorschlagen, und auch die Fluglärmkommission müsste darüber beraten.

 (go)