Ursula Nguyen erhielt das Bundesverdienstkreuz für ihre Arbeit in Vietnam. Derzeit findet vor dem Rathaus Zehlendorf wieder der jährliche Flohmarkt des Vereins Medizinische Hilfe für Vietnam statt. Foto: Gogol

Jedes Jahr im Oktober findet vor dem Rathaus Zehlendorf ein Flohmarkt statt. Bücher, CDs, Vasen, Socken und vieles mehr können dann dort gekauft werden. Veranstaltet wird der Markt vom Verein Medizinische Hilfe für Viet-Nam, den Ursula Nguyen vor 40 Jahren gegründet hat. Für ihren unermüdlichen Einsatz hat die 66-Jährige das Bundesverdienstkreuz erhalten. Bereits im Mai dieses Jahres wurde ihr die Auszeichnung überreicht, allerdings nicht in Berlin, sondern in ihrer zweiten Heimat, in der Provinz Khan Hoa in Vietnam.

„Es ist das Bundesverdienstkreuz für Zehlendorf“, sagt Nguyen bescheiden. „Ich bin nur der Motor, der das Projekt antreibt.“ Denn ohne die Zehlendorfer, die spenden, einkaufen und sie auf andere vielfältige Art und Weise unterstützten, würde es die Medizinische Hilfe für Viet-Nam nicht geben, betont die studierte Medizinsoziologin.  So sind es zum Beispiel ehemalige Schüler des Schadow-Gymnasiums, die morgens die Stände auf- und abends wieder abbauen. Der Kontakt besteht seit zehn Jahren. Und auch von der Bezirksverwaltung sei die Unterstützung groß, von den ehemaligen Bürgermeistern und jetzt von Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto, sagte Nguyen.

1975 war Nguyen das erste Mal in Vietnam, da war der Krieg gerade vorbei. „Vietnam war in Lethargie“, erinnert sie sich. Von vielen Seiten sei sie angesprochen worden, ob sie nicht Hilfe leisten könnte. Nguyen dachte nicht lange nach.

Mit dem Geld aus dem Flohmarkt und weiteren Aktionen werden medizinische Geräte gekauft, Defibrillatoren zum Beispiel und Ultraschallgeräte. Ganze Dialysestationen habe man eingerichtet und gemeinsam mit der Blindenmission sogar eine Augenstation, die erste damals in der Provinz.

Zu Gute kommt dies den Opfern von Agent Orange, ein chemisches mit einem Gift verunreinigten Entlaubungsmittel das die USA im Vietnam-Krieg eingesetzt hatten – mit gesundheitlichen Folgen für hunderttausende Bewohner. Zudem schädigte das Gift auch das ungeborene Kind. Heute ist es die dritte Generation, um die sich Nguyen mit ihrem Verein kümmert. Doch nicht nur um die Gesundheit der Kinder sorgt sich der Verein, auch um deren Ausbildung. So finanziert er Waisenkinder durch Stipendien den Schulbesuch.

Wie vielen Menschen sie mit ihrem Verein in den 40 Jahren geholfen hat, kann Nguyen nicht sagen.  Müde der Aufgabe ist sie nicht. Es mache Spaß, auch weil die Regierung mitarbeite. Doch sie sei auch kämpferisch, sagt Nuyeng.  „Es geht schließlich um ein krankes, verlassenes, behindertes Kind. Da muss man auch mal aufstehen und was sagen“, findet sie. Auch dafür erhielt sie das Verdienstkreuz am Bande.

Wer sie dafür vorgeschlagen hat, weiß die Geehrte gar nicht so genau, aber Diplomaten und der deutsche Generalkonsul in Vietnam sollen zu den Antragsstellern gehören. Nguyen freut sich über die Auszeichnung, doch wichtiger als die Ehre sei,  dass sie noch mehr Türen öffnen und so noch mehr Kindern helfen könne. Eine Tür, die sich übrigens geöffnet hat, ist die zu einem Lager der Bundeswehr, wo der Verein all die Spenden aber auch die medizinischen Geräte lagern kann. Zur Verfügung gestellt hat ihr den Bundesinnenminister Thomas de Maizière, den sie einfach auf einer Veranstaltung gefragt habe.

(go)