„Ich bin ein Todfeind der Neonazis und greife jeden an, der den ‚Führer‘ glorifizieren will“, sagte Hardy Krüger. Dieser österreichische Größenwahnsinnige und seine Verbrecherbande hätten mehr als 70 Millionen Menschenleben auf das Gewissen von uns Deutschen geladen. Deshalb forderte Krüger seine Landsleute auf, die NPD, Hitlers Nachfolgeverbrecher, wie er sie nennt, demokratisch aus den Parlamenten abzuwählen. Unter dem Motto „NPD – nein Danke!“ fand am Sonntagmorgen eine Talk-Runde im Steglitzer Schlosspark Theater statt.

Initiator Hardy Krüger, Schauspieler, hatte für diese Veranstaltung die Initiative „Exit-Deutschland“ und das Wochenmagazin Stern ins Boot geholt. Hardy Krüger und Dieter Hallervorden moderierten die Gesprächsrunde. Diskussionsteilnehmer waren Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin der Justiz, Hans-Ulrich Jörges von der Stern-Chefredaktion, Bernd Wagner von Exit-Deutschland und Steven Hartung, ein „Aussteiger“. Journalist Klaus Bednarz war kurzfristig erkrankt.

„Wir müssen uns dafür einsetzen, dass junge Leute gar nicht erst in die Nähe der Neonazis gehen“, erklärte Hardy Krüger. Wichtig sei, dass sich die Jugendlichen in ihrer Freizeit mit etwas Sinnvollem beschäftigten; zum Beispiel mit Rudern, Bergwandern oder Tanzen. Organisationen, Vereine und Hochschulen müssten mittellose, junge Menschen kostenlos unter ihre Fittiche nehmen.

„Wir brauchen dringend solche Initiativen wie Exit-Deutschland“, stimmte die Bundesjustizministerin zu. Denn die staatlichen Behörden brächten im Moment nicht soviel Vertrauen entgegen, dass sie Zugang zu Menschen mit rechtsradikalen Ideologien fänden.

Exit-Deutschland, gegründet im Jahr 2000, hilft Aussteigern, neue Perspektiven außerhalb der rechtsextremen Szene zu entwickeln. Dabei vermittelt Exit Kontakte und gibt praktische Hilfen. Bisher hat die Initiative rund 500 junge Menschen auf ihrem Weg begleitet. Mitbegründer ist Bernd Wagner, Diplom-Kriminalist und Ex-Kriminaloberrat.

„Durch die Erfolgsstory der Demokratie bis 1989 in der Bundesrepublik hat sich eine allgemeine Arroganz verbreitet, die Lage im Griff zu haben“, schilderte Wagner. Nach der Deutschen Einheit habe man die Militanzpräsenz, die Gewaltbereitschaft und das strukturelle Potential der Rechtsradikalisierung im Land unterschätzt und unzureichend analysiert. „Das Ergebnis sehen wir jetzt, zum Beispiel in den NSU-Morden“, sagte Wagner.

„Wir müssen uns Gedanken über eine Veränderung der Sicherheitsarchitektur in unserem Land machen“, fügte Leutheusser-Schnarrenberger hinzu. Zwar brauche man V-Leute im Verfassungsschutz, denn ganz ohne Informationen aus dem „inner circle“ ginge es nicht, aber die Regeln müssten klarer definiert werden als bisher. „Da befindet sich vieles noch im grauen Bereich, da stehen wir noch am Anfang“, so die Bundesministerin.

Es werde oftmals nur nach rechts geschaut, gab Hans-Ulrich Jörges zu Bedenken, „Wir müssen aber auch einmal in die Mitte schauen“, fügte er hinzu und erinnerte an die Sarrazin-Debatte im Jahr 2010. „Diese Thesen waren für mich die Schlimmsten in Deutschland seit der Judenverfolgung.“ Das habe Jörges schon damals so vertreten und sei dafür beschimpft und angefeindet worden. „Diese Stimmen kamen aus der Mitte unserer Gesellschaft“, erzählte er weiter.

„Ich bin auch nicht als Nazi auf die Welt gekommen, sondern gehörte davor zur Mitte der Gesellschaft“, bestätigte Steven Hartung. Er habe sich einst frei dazu entschieden, rechtsradikal zu sein. Bis zu dem Zeitpunkt, als er gemerkt habe, dass seine Ansichten nicht mehr in das Korsett der rechtsextremen Szene passten. „Ich habe einen Partner gebraucht, um auszusteigen und habe ihn in der Initiative Exit gefunden“, beschrieb er seinen Weg.

Wer die Ausstiegsarbeit der Initiative EXIT-Deutschland unterstützen möchte, kann unter anderem mit einer Spende helfen:

ZDK Gesellschaft Demokratische Kultur gGmbH

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Konto-Nr: 0906452700

(aki)