Ein Patient in der neuen therapeutischen Kältekammer im Immanuel-Krankenhaus in Berlin-Wannsee. © Immanuel Diakonie GmbH, Foto: Jenny Jörgensen

Halbnackt bei minus 110 Grad Celsius: Was für die meisten Menschen nach einem Horrorszenario klingen dürfte, soll Rheuma- und Schmerzpatienten Linderung verschaffen. Am Montag, 11. Juni, wurde eine neue Kältekammer im Immanuel-Krankenhaus in Wannsee eingeweiht.

Mithilfe der extremen Kälte soll vor allem chronisch kranken Schmerzpatienten bei der Linderung ihrer Beschwerden geholfen werden. Die Therapie wird zur Behandlung von Rheuma, akut entzündlichen Erkrankungen, Ganzkörperentzündungssyndromen sowie auch Atemwegserkrankungen eingesetzt.

Bis zu drei Minuten müssen sich Patienten in der Kältekammer bei minus 110 Grad aufhalten. Dabei tragen sie lediglich Badebekleidung, Socken, Handschuhe sowie einen Mundschutz und ein Stirnband. Während des Aufenthalts in der vier Quadratmeter großen Kammer müssen sie sich stets bewegen. Die Kälte wirkt dabei so intensiv auf den ganzen Körper, dass Schmerzempfindungen laut den Ärzten danach über Stunden deutlich gemindert werden. Außerdem steigert diese Ganzkörperkältetherapie die Leistungsfähigkeit und verbessert das Allgemeinbefinden. Auch Sportler nutzen die sogenannte Kryotherapie – zur Entspannung, Stärkung der Muskeln oder zum Vorbeugen von Verletzungen. „Die Behandlung setzt zahlreiche entzündungshemmende Mechanismen in Gang“, sagt der leitende Physiotherapeut Frank Ruppenthal. „Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass wir 95 Prozent der Schmerzpatienten mit der Kältetherapie helfen können.“

Das Immanuel-Krankenhaus arbeitet bereits seit 1989 mit diesem Verfahren. Die erste Kältekammer hatte die auf Rheumatologie, Osteologie, Orthopädie und Naturheilkunde spezialisierte Klinik schon vor fast 30 Jahren angeschafft. Jetzt wurden 300.000 Euro in eine neue Kammer investiert. Es ist bereits die dritte, die das Immanuel-Krankenhaus in Betrieb nimmt. 90 bis 100 Patienten nutzen diese Kammer täglich.

Bei schwül-warmen Außentemperaturen weihte die Senatorin für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung Dilek Kolat (SPD) den „kältesten Ort Berlins“ offiziell ein. Dabei ließ sie es sich nicht nehmen, einen Selbstversuch zu starten. „Ich bin überrascht, wie angenehm sich die Kälte anfühlt“, sagte die Senatorin nach drei Minuten in der Kältekammer.

(eb)