Angela und Mario Schulz lieben Filme. Gemeinsam haben sie ein Film-Kultur-Café eröffnet. Foto: Gogol

Mario Schulz ist ein Filmfreak. „Er ist filmverrückt“, sagt seine Frau Angela und erzählt, dass er Zuhause hunderte von alten Filmplakaten, Fotos, Filmprogrammen und -büchern gesammelt hat. Nicht einmal ein Prozent davon hängt in ihrem neuen Film-Kultur-Café in Lankwitz.

Fotos aus dem Film „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ mit Romy Schneider und ihrer Mutter Magda, Bilder von Marika Röck und Marilyn Monroe zieren die Wände des Cafés, im roten Salon wartet die Leinwand nur darauf, genutzt zu werden, in der Ecke steht eine Kamera.

Bis vor kurzem arbeitete Mario Schulz im KaDeWe, war verantwortlich für den Ein- und Verkauf in der Video- und DVD-Abteilung, hat sie in den 1980er Jahren aufgebaut. Dann beschloss Karstadt, die Abteilung zu schließen, erzählt Schulz. Er hatte die Wahl: eine andere Abteilung oder Kündigung. Schulz entschied sich für Letztes. „Es war Zeit, etwas anderes zu machen“, sagt der 57-Jährige. Auch seine Frau musste sich aus gesundheitlichen Gründen neuorientieren. Sie war leitende Buchhalterin für verschiedene Restaurants und Hotels, kümmerte sich auch um Wareneinkauf, Personal und Service – etwas, was dem Paar bei ihrer neuen Selbstständigkeit nun zugute kommt.

Angela Schulz war es auch, die den Standort an der Zietenstraße 24 entdeckte. Es ist eine ruhige Seitenstraße der vielbefahrenen Kaiser-Wilhelm-Straße mit filmhistorischer Vergangenheit, erzählt Mario Schulz. Im Haus mit der Nummer 10 wurde 1904 das Muto-Atelier, eines der ersten Berliner Filmstudios gegründet. „Wir wollen hier keinen Starbucks aufmachen“, sagt Angela Schulz über die ruhige Lage. Sie wollen eher die ältere Generation ansprechen, ab 50 Jahren aufwärts, so die beiden Café-Besitzer. „Die wollen ihre Ruhe haben und quatschen.“

Und natürlich Filme schauen. Derzeit verhandele er noch mit der Deutschen Kinemathek, erzählt Schulz. Er hoffe aber, dass er ab Dezember die ersten Filme zeigen kann. Sein Schwerpunkt sind Filme aus den 1930er bis 1960er Jahren. Die mag nicht nur sein Publikum, sondern auch er selbst, sagt Schulz. Vor allem die Filme aus den 50er Jahren – „aus der naiven Zeit“ – gefallen dem Filmnarren, der jahrelang auf der Berlinale und den Filmfestspielen in Cannes zum Fachpublikum gehörte.

Neben Kino soll es auch Lesungen und Bastelangebote geben. Den ersten Autoren hat Angela Schulz bereits verpflichtet. Im Dezember wird Journalist und Autor Herbert Witzel bei ihnen lesen. Den kennt Schulz noch vom literarischen Sonntagscafé, das sie jahrelang besucht hat. Gerade für die Vorweihnachtszeit hat sie noch viele Ideen, zum Beispiel eine Weihnachtsbäckerei für Kinder während die Eltern ihre Einkäufe erledigen.

Bisher sei da Café auf viel Interesse gestoßen, erzählen Schulzes. Auch weil in der Gegend ein solches bisher fehlte.

Auch wenn das Film-Kultur-Café seit 4. November geöffnet ist, ganz fertig ist es noch nicht. Weitere Bilder sollen noch hinzukommen und ein alter Filmprojektor. Und wer weiß, vielleicht zeigt Schulz dann auch einmal seinen eigenen Film „Die Mauertänzerin“.

(go)