Die Villa Calé steht seit 17 Jahren leer und verfällt. Foto: Gogol

Sie ist – vielmehr war – eine der beeindruckendsten Villen in Zehlendorf: die Villa Calé an der Riemeisterstraße Ecke Schützallee. Mittlerweile ist viel von dem einstigen Charme dahin: Der Putz bröckelt, der Engel auf der Dachspitze hat seinen Flügel eingebüßt, es regnet hinein.

Eigentümer der Villa ist der Staat Katar. 1997 hat er das Gebäude gekauft, um dort ein Gästehaus für das Emirat einzurichten – passiert ist seitdem nichts. Der Grund: die barbusigen Figuren an der Fassade. Die sind mit dem islamischen Weltbild des Emirats nicht vereinbar, heißt es. Und so zerfällt das 8.000 Quadratmeter große unter Denkmalschutz stehende Haus zusehends, der Garten verwildert.

Dem Bezirk sind die Hände gebunden. Erst vor wenigen Wochen erklärte Bezirksstadtrat Norbert Schmidt (CDU) der Abendschau des rbb, dass man die Botschaft mehrmals auf den Zustand angesprochen habe. Doch die Mahnungen seien verhallt. „Wir können nichts machen, so ist die Situation, das ist Gelände des Staates Katar. Das ist nicht Deutschland“, sagte Schmidt dem Fernsehsender

Doch: „Der Staat Katar hat nach Aktenlage des Auswärtigen Amts keine Nutzungsgenehmigung für die Liegenschaft Schützallee 27- 29 beantragt. Das Gebäude ist nicht exterritorial“, antwortete der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, jetzt auf eine schriftliche Kleine Anfrage der Abgeordneten Ina Czyborra (SPD). Das heißt, auf dem Gelände gilt deutsches Recht – auch Denkmalschutzrecht.

Das Landesdenkmalamt nahm sich auf Bitten des Bezirks der Villa bereits an. Am 23. Oktober 2013 fand eine Besichtigung des Hauses mit Vertretern der Botschaft Katar statt. Es wurde „eine denkmalpflegerische Bestandsaufnahme durchgeführt, in denkmalpflegerischer Sicht beraten und Ansprechpartner für die Wiederherstellung genannt“, heißt es in der Antwort an Czyborra. Von Arbeiten an der Liegenschaft ist aber nichts zu sehen.

Ob nicht der Bund die historische Villa von Katar kaufen könne, wollte die Abgeordnete wissen. Doch „Bundesbedarf an dieser Liegenschaft ist aus Sicht der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben derzeit nicht gegeben“.

1907 hat der Verleger Franz Calé die Villa errichten lassen. Entstanden ist ein „auf das Geltungsbedürfnis des Bauherrn abgestimmte Haus“ heißt es in der Topografie Zehlendorf, mit Säulen, Portikus, Engeln und den barbusigen Putten. Nach der Inflation 1923 fiel die Villa an den Staat. Während des Zweiten Weltkriegs war dort der deutsche Marine-Stab untergebracht, nach dem Krieg eröffneten die Amerikaner in den Räumen einen Jugendclub. Vor 17 Jahren kaufte dann Katar die Liegenschaft für viereinhalb Millionen D-Mark.

 (go)